XC-RUN.de Athlet Thomas Wanninger rockte den Torlauf Dachstein und siegte auf der Königsdisziplin souverän (HIER geht es zum Pressebericht). Im Athleten-Blog erzählt er den Torlauf Dachstein aus seiner Perspektive:
Vor zwei Jahren waren wir zum Wandern in der Ramsau am Dachstein. Ich war damals sehr begeistert und überwältigt von der Landschaft oben im Toten Gebirge und erfuhr, dass es hier auch einen Traillauf geben soll. Dieses Jahr war es endlich soweit und ich nahm die 42km und 2500hm in Angriff.
Familientrip in die Ramsau
Bereits am Freitag reisten wir (mit Freundin Karina und Kumpel Tom Seidl) an. Maria, Andrea und Hans mit Hund Seppi warteten bereits auf uns. Sie waren bereits seit Donnerstag am Feisterer Hof. Ramsau/Schladming lädt wahrlich ein, um länger zu bleiben. Es gibt schier endlose Möglichkeiten für einen Aktiv- oder Familienurlaub. Klettersteige, Badesehen, Bergbahnen, Urlaub auf dem Bauernhof, MTB-Eldorado und natürlich sehr viele Gipfel die bestiegen werden wollen.
Beim Abendessen stimmten wir uns schon auf den morgigen Tag ein. Der Wetterbericht versprach ein Traum Laufwetter. Die Strecke sollte somit trocken sein. Nur ganz oben wird es noch Restschnee geben. Also zeitig ins Bett und Energie für den morgigen Tag tanken.
Massenstart wie im Ski-Langlauf
Der Wecker klingelt unbarmherzig um 5:15Uhr. Frühstück gibt’s auf dem Zimmer. Gemeinsam mit Tom und Hans machte ich mich auf den Weg zum Eventglände. Verschlafen liegt das Start- und Zielgelände im Morgentau bei noch kühlen Temperaturen, eingerahmt von den Sprungschanzen in der ehrwürdigen Nordischen Ski WM-Arena von Ramsau. Die Anspannung steigt langsam… Startnummer abholen, warmlaufen, Kontrolle der Pflichtausrüstung und ab in den Startkorridor. Das überschaubare Starterfeld, die vielen freiwilligen Helfer und die sehr gute Stimmung geben dem Event einen sehr familiären Charakter. Coronabedingt, starten wir wie bei einem Massenstart eines Langlaufrennen. Mit Abstand aber ohne Maske.
Der erste Teil der Strecke war sehr schön zu laufen. Flowige Wald-Wege, leichte Steigungen und Gefälle. Ich halte mich auf Platz zwei und meine Uhr zeigt eine Pace von knapp über 4min an. Passt. Ab Kilometer 6 wurde es ernst (steil). 1000hm galt es auf den nächsten 5km zu bewältigen. Es ging hinein in die Silberkarrklamm. Hinauf über Holzbrücken, vorbei am reißenden Gebirgsbach. Nach der Klamm wurde es technisch, sehr gerölliges Gelände bis zur Silberkarrhütte, ab dort wurde es noch steiler. Zeit die Stöcke auszupacken. Ich lief jetzt auf den Erstplatzierten auf und konnte mich dann in Führung liegend allmählich absetzen. Ab dem Sattel des Silberkarrsees flachte das Gelände etwas ab, dafür wurde es umso technischer. Die Stöcke mussten jetzt weg. Denn teilweise galt es auch mit den Händen mitzuhelfen. Ab dem Guttenberg Haus wurde es etwas ‚laufbarer‘ und der ein oder andere kurze Downhill sorgten für etwas Entlastung. Es ging hinauf zur Gruber Scharte und weiter auf die Edelgrießhöhe. Der höchste Punkt der Strecke ist erreicht. Die Landschaft lädt ein um zu weilen und die faszinierende Aussicht über das Dachsteinmassiv zu bewundern, nur die Zeit fehlte mir. Ein anderes Mal wieder.
Aussicht über das Dachsteinmassiv
Leider konnte mir von den Streckenposten niemand meinen Vorsprung auf den Zweitplatzierten sagen. Ein Blick zurück verriet mir jedoch, dass noch kein Konkurrent zu sehen ist. Ich stürzte mich also in den Downhill über den Edelgrieß Gletscher. Und das im wahrsten Sinne des Wortes ?. Für diesen Teil der Strecke hatte ich wohl die falsche Profilwahl getroffen und rutschte sogleich zwischen den schneebedeckten Felsbrocken aus. Leichte Schürfwunden gehören zu einem Trailrun wie die Brezn zum Bier ?Auch wenn ich über, zuerst den Gletscher und dann über das endlos scheinende Geröllfeld, meine Schwierigkeiten hatte die Balance zu halten war dieser Abschnitt sicher das größte Highlight von vielen auf dieser Strecke. Die Geröllbrocken waren so groß dass kein Weg mehr zu erkennen war. Meine Uhr mahnt mich nach kurzer Zeit, mich neu zu orientieren. Also stapfte ich wieder 200m und etwa 30hm zurück auf den richtigen Weg. Hat nicht wirklich viel Zeit gekostet. Der GPS-Uhr mit Track sei Dank ?. Weitergehts im Downhill in Richtung Talstation der Gletscherbahn zur nächsten VP. Von hier aus wurde es wieder etwas laufbarer aber einige Höhenmeter warten noch auf mich. Hinauf zur Südwandhütte, hinein in den nächsten Downhill bevor es zur Walcher Alm hoch ging. Der letzte schleimige Anstieg ist geschafft. Jetzt noch mal für die letzten ca. 10km gut verpflegen. Cola, Wasser ein paar Brocken Riegel und mit noch mehr Cola runterspülen. Und weiter geht’s. 500m später wartete meine Freundin Karina mit Hund Seppi auf mich, um mich ebenfalls zu verpflegen. Auch bei ihr trank ich noch einen Schluck und nahm ein Gel. Einen Kuss gabs noch obendrauf und das Versprechen sich im Ziel wieder zu sehen. 1Kilometer weiter bereute ich meine übertriebene Nahrungsaufnahme wieder und ich musst einen Teil am Wegesrand hinterlassen. Ein bis zwei Kilometer benötige ich wieder um die Übelkeit zu vergessen. Jetzt nur noch die letzten flachen Kilometer ins Ziel bringen. Der Vorsprung sollte reichen.
Über die Skisprungschanze zum Treppchen
Die letzten Kilometer ging es nochmal hinauf auf den Absprunghügel der Skisprungschanze. Überglücklich über den ersten Platz und die bezwungenen Strapazen lief ich über die Ziellinie des Skistadions in Ramsau. Bäääähm! Endlich wieder ein Sieg! Mit 4h33min noch etwas schneller als der Vorjahressieger. Sollte passen ? Zusammen mit den Mädels, Andrea, Karina, Maria und Hund Seppi warteten wir dann noch auf Tom, Franz und Hans die ebenfalls die 42km erfolgreich bewältigten. Bei ein paar Bierchen in der Abendsonne ließen wir den erfolgreichen Tag noch ausklingen. Mit einer Überraschung wartete der Veranstalter noch auch mich. Als Siegprämie wurde mir unter anderem ein 18kg großer Laib Bergkäse aus Ramsau überreicht. Den gilt es jetzt zuhause unter allen Bekannten Verwandten und natürlich Laufkollegen zu verteilen ?
Fazit
Extrem technische Trails gepaart mit laufbaren Passagen und gespickt mit steilen Höhenmetern auf und ab, sowie fast kein Asphalt sorgen für eine anspruchsvolle Streckenführung. Freundliche Gastgeber, die familiäre Stimmung natürlich die atemberaubende Landschaft, gibt’s als Zuckerl dazu. Der Torlauf in Ramsau am Dachstein ist in jedem Fall eine Reise wert. Und vergesst nicht zwei drei Nächte anzuhängen. In der Gegend Ramsau/Dachstein gibt es viel zu erleben ?