Transalpine Run 2019: Höhen und Tiefen

Transalpine Run © GORE WEAR xc-run.de Team

Unser beiden GORE WEAR xc-run.de Trailrunning Team Athleten Christian Mayer und Eric Leidenfrost sind vor fünf Tagen beim legendären Transalpine Run gestartet. Die beiden Athleten halten sich derzeit auf einem achtungsvollen 10 Platz im Gesamtklassement. Aber wie ist es, acht Tage lang täglich einen Wettkampf zu laufen? Ein kleines Zwischenfazit lest ihr heute hier.

 

Mental fast am Limit

Eric und ich sitzen mittlerweile in unserem Hotel und verbringen die Wartezeit bis zur Massage durch die Outdoor-Physios und die anschließende Pastaparty mit dem Schreiben von Berichten und der Pflege der Ausrüstung. Unsere Stimmung ist sehr schlecht zu beschreiben. Zum einen freuen wir uns natürlich auf einen für uns fast perfekten Lauf mit einer Zielzeit von 5:15 h und einem 11. Platz, zum anderen sind wir beide aber mittlerweile mental schon etwas angegriffen. Der TAR ist wunderschön, fordert aber auf seinen Etappen auch einen sehr harten Tribut. Aber zunächst blicken wir wieder zurück nach Samnaun. Gestern war neben dem Bergsprint Entspannung angesagt. Während ich mich für zwei Stunden in das hoteleigene Hallenbad zurückzog, nutzte Eric die Zeit für einen Nachmittagsschlaf. Auch diese Abwechslung zum täglichen Laufen muss einfach sein und hilft zumindest kurzfristig dabei, die Anstrengung zu vergessen. Viel zu schnell verging der Tag und heute Morgen war wieder Routine angesagt. Aufstehen, Ausrüstungstasche packen, Frühstück, Drop Bag packen und abgeben und ab in den Startbereich. Bevor es aber soweit war, ließen Eric und ich noch unsere Wehwechen bei den Physios behandeln. Eric hat leichte Probleme mit dem Knie und bei mir litten die Bänder des rechten Fußes, nachdem ich bereits am Dienstag mit voller Kraft in ein fies verstecktes Bodenloch getreten bin. Aber die Physios machen einen super Job und nach ein bisschen Tape lief es bei mir wieder wie geschmiert. Nachdem wir auch die Ausrüstungskontrolle hinter uns gebracht haben, befanden wir uns schon in unserem Startblock A. Noch kurz die mittlerweile gut bekannten anderen Läufer begrüßen und gemeinsam darauf warten, dass die restlichen Minuten vergehen.

 

Nötige Gelassenheit

Pünktlich um 07:59 Uhr erschallt aus den Lautsprechern das gut bekannte „Highway to Hell“. Nun wird es Zeit den Freunden viel Glück zu wünschen und die eigene Sportuhr in Gang zu bringen. 10 -9 – 8 -7 – 6 – 5 -4 -3 -2 -1 und schon geht es los. Gemächlich läuft der TAR-Tross durch den Startbereich und auf der noch breiten Straße an Samnaun vorbei. Es ist schon erstaunlich – hatten wir zu Beginn der ersten Etappen noch viele Ungestüme, die in einer 3:45 Pace an einem vorbeizogen, so laufen wir nun alle schön gesittet mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5:30 min los. Der TAR bringt vielen von uns die nötige Gelassenheit. Von Samnaun aus geht es zunächst über eine Forststraße und anschließend über einen Singletrail bis hoch zum höchsten Punkt der Strecke. Auf einer Höhe von 2.755 m befinden wir uns am Fuße der Vesilspitze (3097m). Leider befinden wir uns mittlerweile bereits seit geraumer Zeit mitten in den Wolken, so dass wir keinerlei Sicht auf die umgebenden Gipfel haben. Das ändert sich auch während der nächsten Kilometer nicht. Erst als wir die 2.000 er Grenze wieder unterschreiten und in Richtung der zweiten Verpflegungsstelle bei Griosch kommen, klart die Sicht wieder etwas auf. Die Strecke ist heute geprägt von vielen schönen und gut laufbaren Singletrails. Dennoch bemerken wir aber die Strapazen der vergangenen Tage und auch aufgrund unserer Vorverletzungen nehmen Eric und ich gerade auf den Downhills die Geschwindigkeit heraus. Vor uns liegen nur noch zwei Etappen bis zum heiß ersehnten Ziel in Sulden und je näher wir diesem Endpunkt kommen umso weniger möchten wir nun noch eine unnötige Verletzung nicht riskieren.

 

Das Ziel zum Greifen nah

Wir befinden uns nun bei der Streckenmitte und haben nun nur noch einen Anstieg vor uns. Die folgenden 1.000 HM im Anstieg führen uns in eine Scharte zwischen den 3179 m hohen Piz Tasna und dem 2920 m hohen Piz Campatsch. Der Weg besteht aus einem großen Geröllfeld mit einer durchschnittlichen Steigung von annähernd 30 Prozent. Dieser Hang zieht die letzten Kräfte aus unseren Körpern. An der Scharte steht der Streckenchef Martin Hafenmair und feuert uns noch lautstark an. Auch wenn wir nun aufgrund der niedrigen Wolken überhaupt nichts sehen, so wissen wir, dass es auf den nun folgenden 12 Kilometern nur noch in Richtung Ziel geht. So weit es geht schalten wir nun den Kopf aus und lassen es rollen. Insgesamt 1.500 Höhenmeter im Abstieg müssen wir noch überwinden. Das ist eigentlich überhaupt nicht unser Fall, aber die Singletrails sind traumhaft und so vergeht die Zeit wie im Flug. Gerade als wir über die letzte Brücke in Richtung Ziel geht, beginnt es zu regnen. Na wenn das nicht eine ordentliche Streckenplanung ist. Insgesamt haben wir auf der heutigen Etappe von Samnaun nach Scuol 40,5 Kilometer hinter uns gebracht und dabei 2.275 HM im Anstieg und leider auch 2.889 HM im Abstieg überwunden. Wir freuen uns, dass es morgen endlich nach Italien geht. Das große Ziel in Sulden ist mittlerweile in greifbare Nähe gerutscht.