Coaching: Professionell trainieren als Trailrunner

Andreas Weishäupl mit seinem "Schützling" Markus Mingo beim Laktattest © xc-run.de

Trailrunning wird von Jahr zu Jahr populärer, die Wettkampfszene stärker und der Ruf nach Trainingsplänen und guten Trainern immer lauter. Während man jedoch für Straßenlauf, Triathlon oder den Radsport Trainer und Trainingspläne wie Sand am Meer findet, sind solche Dinge in der noch relativ jungen Sportart Trailrunning rar und dünn gesät. So gestaltet sich die Suche nach guten Trainern und Trainingsplänen oft schwierig.

Für unsere neue Serie „Coaching“ haben wir mit Andreas Weishäupl einen Sportwissenschaftler und Trainer gewinnen können, der nicht nur erfolgreich Athleten betreut, sondern auch selbst zahlreiche sportliche Erfolge vorzuweisen hat. Zusammen mit ihm werden wir Euch aufzeigen, wie man als Trailrunner professionell trainieren kann, warum es auch als Hobbysportler Sinn macht sich einen Trainer zu nehmen und welche Vorteile professionelles Coaching bietet. Das Ganze natürlich am praktischen Beispiel demonstriert mit konkreten Zielen und Trainingsplänen. Als Erstes möchten wir Euch Andreas im Interview kurz vorstellen und einen Überblick über die geplante Artikelserie geben:

Interview Andreas Weishäupl

Hallo Andreas, vielen Dank dass du dich bereit erklärt hast bei unserer Artikelserie über professionelles Coaching mitzuwirken. Vielleicht kannst du dich den Lesern ganz kurz vorstellen.

Vielen Dank, ich freu mich, dass ich dabei sein darf und ich hoffe, dass ich in nächster Zeit einige, hoffentlich interessante Details an euch weitergeben kann. Ich bin derzeit am Sportzentrum der Universität Passau als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Hier bin ich einerseits für die Lehramtsausbildung im Fach Sport zuständig und andererseits betreue ich aktuelle sportwissenschaftliche Forschungsprojekte sowie das leistungsdiagnostische Labor, in dem wir unter anderem spiroergometrische Untersuchungen, Laktatstufentests und Körperzusammensetzungsanalysen durchführen. Zudem arbeite ich gerade an meiner Doktorarbeit. Nebenberuflich betreibe ich die Plattform „training-planung.de“, auf der ich, wie der Name schon vermuten lässt, Trainingsplanung und Personaltraining anbiete.

Du bist selbst sportlich sehr erfolgreich. Allerdings nicht als Trailrunner. Wo liegt dein Schwerpunkt und was waren deine größten Erfolge?

Ich komme aus dem Skilanglauf. Hier habe ich auch vor kurzem meine A-Trainer-Ausbildung abgeschlossen. Im Juniorenbereich konnte ich bei der Deutschen Meisterschaft aufs Podest laufen und Bayerische Meistertitel einfahren. Im Seniorenbereich habe ich es geschafft, mich dreimal für die Universiade, die Olympiade der Studierenden, zu qualifizieren. Mittlerweile bin ich für das „adidas XCS team“ im Skimarathon auf den längeren Distanzen unterwegs, wobei ich bei den großen Euroloppetrennen einige Siege und Podiumsplatzierungen erringen konnte. 

Mit Sandro Lorenz kommt der Trainer der deutschen Berglaufnationalmannschaft ebenfalls aus dem Skilanglaufbereich und betreut unter anderem die deutschen Biathletinnen. Warum passen die Trainingsmethoden aus dem Wintersportbereich und Trailrunning so gut zusammen?

Grundsätzlich sind die Trainingsmethoden in allen Ausdauersportarten sehr ähnlich, egal ob beim Radfahren, beim Laufen oder eben beim Skilanglauf. Crossläufe, Bergläufe und Stockläufe sind seit jeher elementare Bestandteile des Sommertrainings im Skilanglauf. Daher verfügen die Trainer über große Erfahrungswerte bezüglich dieser Trainingsmittel, die in der jungen Sportart Trailrunning letztendlich kombiniert ihre Anwendung finden. Zieht man den klassischen Straßenlauf als Vergleich heran, finden sich die genannten Inhalte prozentual eher weniger Anwendung, wie dies im Skilanglauf der Fall ist. Die Kraftausdauerkomponente ist sowohl im Skilanglauf, als auch im Trailrunning von enormer Bedeutung. Offensichtlich ist, dass in beiden Sportarten Stöcke eine Rolle spielen, wenngleich deren Bedeutung im Skilanglauf noch größer ist. Die größte Gemeinsamkeit liegt in der Belastungsstruktur der beiden Sportarten. Sie finden im kupierten Gelände statt und sind somit durch einen ständigen Wechsel von Be- und Entlastung gekennzeichnet. Vergleicht man dies wiederum mit dem Straßenlauf, findet sich hier eine wesentlich konstantere Belastung.

Hobbyläufer sind oft der Meinung nur Leistungssportler und ambitionierte Athleten brauchen einen Trainer. Warum kann ein Coach gerade auch für Anfänger und Hobbysportler Sinn machen?

Zum Beispiel im Tennis oder beim Golf würde niemand auf die Idee kommen, einfach blind drauf loszulegen. Ähnliches sollte auch für den Ausdauersport gelten. Auch hier sollte jeder Anfänger erst die Grundlagen der Sportart und der Trainingsstruktur lernen. Hobbyläufer investieren oft sehr viel Geld und Zeit in den Sport. Aus dem Radsport kennt man den flapsigen Ausdruck „Carbon statt Kondition“. Darin steckt durchaus ein wahrer Kern. Häufig werden tausende Euro in professionelle Ausrüstung, Startgelder und Trainingslager gesteckt, das Training wird jedoch weiterhin nach bestem Wissen und Gewissen auf Amateurniveau absolviert. Ein oft noch größeres Opfer als das Monetäre, ist für viele Hobbysportler die Zeit, die sie sich zwischen Arbeitsstress und Familienleben aus den Rippen schneiden müssen. Da Hobbysportler grundsätzlich wesentlich weniger Umfang trainieren können als Profis, ist es bei Ihnen umso wichtiger, dass die zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich genutzt wird. Ein zentraler Aspekt ist noch die Gesundheit: Sportlicher Erfolg und Leistungsentwicklung ist freilich erstrebenswert, viel entscheidender ist für den Hobbysportler jedoch, dass dies nicht zu Lasten der Gesundheit geht, vielmehr noch sollte diese sogar gestärkt werden. Ein guter Trainer hat hierauf stets ein Augenmerk.

In unserer Artikelserie orientieren wir uns ausgehend vom praktischen Beispiel an der realen Trainingsarbeit. Wie und in welchen Schritten gehst du hier in der Regel mit deinen Schützlingen vor?

Wie in jeder guten Beziehung sollte am Anfang ein ausführliches Kennenlernen stehen. Diese ersten Gespräche führen zu einer klaren Zielformulierung. Im Regelfall sind dies die Wettkämpfe, welche die Saisonhighlights darstellt und auf die von nun an das Training ausgerichtet wird. Hierfür entwerfe ich einen Jahresplan, der in verschiedene Perioden mit unterschiedlichen Trainingsschwerpunkten eingeteilt wird. Bevor dann mit dem eigentlichen Training begonnen werden kann, muss in irgendeiner Form eine Leistungsdiagnostik absolviert werden, aus der die individuellen Trainingsbereiche (Puls-, Laktat-, Geschwindigkeits- oder Wattwerte) eines Athleten resultieren. Dieser Schritt ist fast unabdingbar, da der Trainer nur so eine gute Belastungssteuerung in der Trainingspraxis garantieren kann. Nun kann mit dem Training begonnen werden, wofür einzelne Perioden aus der noch relativ oberflächlich gehaltenen Jahrestrainingsplanung genau spezifiziert werden. Konkret ist dies zum Beispiel ein 12-Wochen-Plan hin zu einem Saisonhighlight. Die Inhalte des 12-Wochen-Plans stimme ich dann gemeinsam mit dem Athleten wöchentlich auf die beruflichen und familiären Verpflichtungen ab. In diesem Wochenplan wird dann auch jede einzelne Einheit ausführlich erläutert. Natürlich werden in festgelegten Abständen auch Leistungskontrollen durchgeführt, um die Entwicklung zu überwachen. In nächster Zeit möchten wir euch in einzelnen Artikeln dann vertiefte Einblicke in die einzelnen Schritte liefern.

Kontakt

Infos und Kontakt zu Andreas Weishäupl findet ihr unter:

training-planung.de

Weitere Serienteile

Die nächsten Teile der Serie Coaching erscheinen ab sofort jeweils im Wochenrhythmus. Weiter geht es mit dem spannenden Thema „Periodisierung“…