Gelita Trail Marathon 2020: Triumph in Heidelberg

GELITA Trail Marathon Heidelberg 2020 © PIX-Sportfotos /Michael Ruffler

Heidelberg bot vergangenes Wochenende die Kulisse für einen der härtesten und zugleich schönsten Marathon-Läufe in Deutschland: Den GELITA Trail Marathon Heidelberg, der bereits zum siebten Mal stattfand. Die malerische Romantik der Heidelberger Altstadt rund um den Karlsplatz, zahlreiche touristische Highlights entlang der Strecke und wunderschöne Aussichten auf Heidelberg und das Rhein-Neckar-Delta stehen im starken Kontrast zu einer extremen Herausforderung: Auf der 42,9 Kilometer langen Strecke, die zumeist über unebene Waldwege und Trails führt, müssen die Teilnehmer 1.700 Höhenmeter überwinden und drei Gipfel erklimmen. Die ultimative Herausforderung erwartet unsere Teilnehmer jedoch erst gegen Ende der Strecke: Nach 35 Kilometer führt die Strecke über die Himmelsleiter, eine aus 850 Stufen bestehende Natursandstein-Treppe, hinauf zum Königstuhl.

Auf der 42 Kilometer langen Distanz des GELITA Marathontrails konnte sich bei den Männern der Bad Kötztinger Läufer Markus Mingo (3:11:24) vom XC-RUN Team gegen seine starken Verfolger Philipp Zewe (3:17:40) und Vorjahressieger Marius Klein (3:32:32) durchsetzen (zum Pressebericht). Hier berichtet er von seinem „Triumph-Lauf“ in Heidelberg.

Finishen ist nicht genug

„Für die Finisher-Medaille fährst du mir aber diesmal nicht hin! Ich möchte anschließend nicht hören da wäre noch mehr gegangen“, so die klaren Vorgaben meines Trainers Andreas Weißhäupl vor dem GELITA Trail Marathon in Heidelberg. Bei meinen beiden vergangenen Renneinsätzen im Pitztal und Davos hatte ich etwas mit mir und meiner Leistung gehadert. Es waren jeweils erlebnisreiche, schöne Läufe, die ich beide unter den Top fünf finishen konnte, doch irgendwie fand ich nicht wirklich in den Wettkampfmodus. Ein Durchschnittspuls im Grundlagenbereich und viel zu gute Beine an den Folgetagen bestätigten mir das. Bitte nicht falsch verstehen: Das soll nicht bedeuten, dass ich mit mehr Biss auf dem Podium gestanden hätte. Was im Nachhinein etwas an mir nagte: Ich hatte es gar nicht wirklich versucht.

Die Vorgaben für Heidelberg waren also klar: Vollgas! Egal ob ich am Ende Erster, Dritter oder Zehnter werden sollte. Ich wollte meinen Herzschlag hören, meine Muskeln spüren und am Ende mit dem befriedigenden Gefühl ins Ziel taumeln alles gegeben zu haben.

Bereits vor Jahren hatte ich mein Herz an Heidelberg verloren. Das milde Klima der Rhein-Neckar Region, die sanften Hügel mit dem Königsstuhl als Highlight und die wunderschöne Altstadt ließen mich vor langer Zeit sogar daran denken hier zu studieren. Im letzten Jahr dann der Streckencheck beim GELITA Trail Marathon: Klar, 90  % Trailanteil, 2000 Höhenmeter Anstieg am Stück oder Kletterpassagen im dritten Schwierigkeitsgrad findet man hier nicht. Wer dieses Event aber als Landschaftslauf oder „Forststraßengebolze“ bezeichnet tut der Veranstaltung Unrecht. Die Strecke wurde vor zwei Jahren verändert, ist abwechslungsreich, mit wunderschönen, flowigen Trailpassagen, atemberaubenden Blicken auf die altehrwürdige Universitätsstadt Heidelberg und knackigen Anstiegen gefolgt von harten Downhills. Highlight und Abschluss natürlich die unzähligen Natursteinstufen auf den Königsstuhl. Die Marathonstrecke summiert sich am Ende auf fordernde 42,9 Kilometer und 1700 Höhenmeter.

Das Rennen

Begleitet von meinen unermüdlichen Supportern Martin und Michael Mühlbauer brachen wir frühmorgens aus dem Bayerischen Wald auf nach Heidelberg um pünktlich um 11:10 Uhr am Start für die die Marathon-Strecke zu stehen. Sicherheits- und Hygienekonzepte ähnelten sehr der Veranstaltung im Pitztal. Im 3:30er Schnitt ging es auf den ersten Kilometer durch die Altstadt, über die 200 Jahre alte Neckar Brücke und rein in den ersten harten Anstieg über den Philosophenweg auf den Heiligenberg. Nach wenigen Kilometern führte ich das Feld an und überholte bereits an der Thingstätte einige Favoriten des zehn Minuten vor mir gestarteten Long Distanz Trails. Als ich nach gut einer Stunde sogar zu Matthias Krah, einem der besten deutschen Ultraläufer, aufschloss, wusste ich: Ich bin so richtig flott unterwegs heute. 

Zwischen Thingstätte und Mühlental erwarten mich zahlreiche, lange und steile Trail-Passagen zum Weißen Stein, bevor es durch riesige Waldgebiete hinunter zum Neckar und auf der anderen Neckarseite gleich wieder hinauf in romantische Waldlandschaften. Bei Kilometer 35 beginnt der härteste Teil des Marathons: Über Naturstufen, Felskanten und Geröllsteine balanciere ich die Himmelsleiter hinauf zum Königstuhl, der Bergstation der Heidelberger Bergbahn, auf 567 Metern Höhe. Ein Schulterblick verrät mir, ich konnte die Konkurrenz distanzieren, wenn ich die letzten hundert Meter gut hoch und anschließend sturzfrei durch den technischen Downhill komme, werde ich das Rennen gewinnen. Oben der einzig kritische Punkt des Tages: Es herrscht Maskenpflicht an der Verpflegungsstation. Ich habe gerade 1000 Natursteinstufen im Renntempo hinter mir, der Puls ist im dunkelroten Bereich und die Sauerstoffaufnahme beim Maximum. Wohlwissend, dass mich das jetzt einige Gehirnzellen kosten wird ziehe ich aus Angst vor Disqualifikation den MNS aus dem Laufgürtel und über das Gesicht: Baahm – mir wird schwarz vor Augen und ich taumle vorbei an Speis und Trank in Richtung Downhill. Hier bringe ich das Rennen über die letzten fünf Kilometer flott aber kontrolliert zu Ende.

Triumphlauf ist übertrieben, aber ich genieße es doch sehr als Sieger des Marathontrails den letzten Kilometer über die Burg durch die altehrwürdige Universitätsstadt bis zum Karlsplatz zu laufen. Sagte ich vorher es ist egal ob Erster, Dritter oder Zehnter? Naja zugegeben: Es ist schon ein tolles Gefühl nach wochenlangem hartem Training und einer starken Leistung als Erster dieses Zielband in die Höhe zu strecken! Auf der Uhr stehen 42,9 Kilometer, 1650 Höhenmeter und 3:11h – ich bin mehr als zufrieden.

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