50 Jahre Führen und Unterrichten am Berg: Verband deutscher Berg- und Skiführer feiert Jubiläum

Fünf Jahrzehnte Führen und Unterrichten am Berg – am 15. Februar 1969 begann die Geschichte des Verbands deutscher Berg- und Skiführer (VDBS). Im Münchner Gasthaus Zum Spöckmeier gründeten Bergsteiger-Pionier Anderl Heckmair und neun seiner Bergführer-Kollegen den Verband der deutschen Berufsbergführer, der die nationalen und internationalen Interessen der deutschen Bergführer vertreten sollte. 50 Jahre später lohnt sich der Blick zurück auf diese stürmische und spannende Zeit. Ein Blick zurück über unzählige Gipfel und Täler, die hunderte Bergführer in einem halben Jahrhundert durchquerten und bestiegen:

Schweiz 1966

Frankreich, Italien, Österreich und die Schweiz gründen die Internationale Vereinigung der Bergführerverbände (IVBV). Ziel dieser Vereinigung ist es, einheitliche Ausbildungsstandards für diplomierte Bergführer zu etablieren, die Bergführergesetze anzugleichen, die Ausübung des Bergführerberufes  im Ausland zu erleichtern und die Zusammenarbeit sowie den Informations- austausch unter den Bergführern zu fördern.

Die nationale Berg- und Skiführer-Ausbildung ist zu dieser Zeit in Deutschland beim Deutschen Alpenverein (DAV) angesiedelt. Die IVBV zeigt großes Interesse an einer Mitgliedschaft Deutschlands, erhält aber auf Nachfrage und Einladung keine positive Rückmeldung vom DAV.

Salvan im Wallis Juni 1968

Anderl Heckmair und Gustl Spiwack, zwei deutsche Bergführer, reisen zur IVBV-Tagung in die Schweiz. Die IVBV plant die baldige Einführung eines internationalen Bergführer-Ausweises, der identische Ausbildungsstandards sichern und jeden Inhaber für das Führen im Ausland legitimieren soll. Vor- aussetzung für den Erhalt eines internationalen Ausweises ist u.a. die Mit- gliedschaft in einer nationalen Berufsvertretung, die wiederum Mitglied der IVBV sein muss.

Zurück in Deutschland will man in Zusammenarbeit mit dem DAV einen nationalen Bergführer-Verband gründen, der die internationalen Voraus- setzungen der IVBV erfüllt. Nach zwei, von dem internationalen Verband, abgelehnten Satzungen wird im Dezember 1968 ein Treffen vereinbart, das die Situation klären soll. Das Treffen wird jedoch vom Alpenverein abgesagt, weil andere Termine den DAV personell fordern.

TRUDL HECKMAIR, EHEFRAU UND SEKRETÄRIN VON ANDERL HECKMAIR:

„Es waren aufregende Zeiten damals. Ich erinnere mich gut daran, wie mein Mann von der IVBV-Versammlung in der Schweiz zurück kam. Er hatte große Sorgen und mir wurde zunehmend klar, wie wichtig ein eigener Bergführerver- band für die Zukunft des Bergführertums sein würde. Anderl machte das Thema zu schaffen. Er befürchtete, dass deutsche Bergführer ohne eine direkte Verbin- dung zum IVBV sehr bald große Nachteile zu erwarten hätten. Da ich die Schreib- arbeiten, auch die internationale Korrespondenz, für meinen Mann übernahm, war ich nah am Geschehen. Anderl und ich haben viel über seine Gedanken zu dieser stürmischen Zeit gesprochen.“

München 15.02.1969

Anderl Heckmair, der designierte erste Vorsitzende, und neun weitere Gefährten gründen den Verband deutscher Berg- und Skiführer (VDBS). Sie haben keine Geduld länger abzuwarten und sehen die Notwendigkeit unab- hängig vom DAV zu handeln. Eine Woche später stellt der neu gegründete Verband seinen Aufnahmeantrag an die IVBV.

Am 8. November 1969 wird der VDBS im Rahmen einer IVBV-Versammlung in St. Johann in Tirol offiziell als fünftes Mitglied in die internationale Bergführervereinigung aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt zählt der VDBS 100 Mitglieder.

50 Jahre später 2019

Der VDBS vertritt die Interessen von elf staatlich geprüften Bergführerinnen und 560 staatlich geprüften Bergführern. Zudem verantwortet der Verband die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- & Skiführer und steht für die Interessen von 107 international ausgebildeten Bergwanderführerinnen und -führern ein.

Heute wie damals ist der VDBS Mitglied im internationalen Verband (IVBV).  Er fungiert als Ansprechpartner für alle Sicherheits- und Fachfragen im Bergsport sowie für das Risikomanagement im Allgemeinen und das Führen und Ausbilden von Gästen und Kunden. Die Vereinigung der Berufsbergführer steht damit in Partnerschaft, aber im Aufgabenbereich klar abgegrenzt zum ehrenamtlich organisierten Deutschen Alpenverein (DAV).

Eine seiner Hauptaufgabe kann der VDBS mit erfreulichen Zahlen belegen: Derzeit befinden sich 69 Anwärter in Ausbildung. Jedes Jahr begrüßt die Vereinigung rund 15 neue, staatlich geprüfte Bergführerinnen und Bergführer. Menschen, die in den Bergen Zuhause sind und Ihre Begeisterung auf Ihre Kunden und Gäste übertragen.

Führen am Berg heißt führen weltweit

Das Berufsbild des Bergführers veränderte sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten rasant. Die Reiseziele dehnten sich aus: Tansania, Patagonien, Himalaya, Alaska. Der Mont Blanc, das Matterhorn, der Ortler. Der einst ein- heimische Begleiter am Berg entwickelte sich zum weltoffenen Allrounder  mit Führungsqualitäten, die heute überall auf der Erde unter Beweis gestellt werden. Bergführer sein bedeutet Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen für sich und Andere zu treffen. Bergführer sind Vertraute, Motivatoren, Entscheider, Weggefährten, Schutzengel, Seelenverwandte und nicht selten werden sie Freunde. Bergführer erfüllen Träume von Gleichgesinnten und begeistern kompetent und mit Herz und Seele für den alpinen Lebens- raum.

Außergewöhnliche Touren im Jubiläumsjahr

Von Januar bis Dezember 2019 feiert der VDBS jeden Monat seines Jubiläumsjahres mit einer außergewöhnlichen Bergtour. 12 einzigartige Erlebnisse, die kreativ und detailverliebt mit den Partnern des VDBS auf die Beine gestellt werden.

Jeder hat die Chance – mit etwas Glück – bei einem dieser unbezahlbaren und unvergleichlichen Events dabei zu sein.

Mehr Informationen dazu unter: www.bergfuehren.de

Pressemitteilung vom 29.11.2018