Nach dem gelungenen Saisonauftakt beim IATF in Innsbruck, ging es am nächsten Tag direkt weiter Richtung Gardasee. Eine Woche Camping-Urlaub direkt am Lago, nur ein paar leichte Trailrunning- und Klettertouren, den Garda Trentino Trail am Ende dieser Urlaubswoche. Hat prima geklappt – nicht.
Wir konnten unseren Vorsatz leider nicht ganz einhalten, die Berge hier sind einfach zu verführerisch. Nach einigen wunderschönen Touren hatten wir am Ende der Woche über 100km und mehrere tausend Höhenmeter in unseren Beinen. Ob das so klug war vor einem Wettkampf? Naja, zu spät. Am nächsten Tag: Raceday!. 44km und 2500hm galt es beim „Ledro-Trail“ zu überwinden. Um 11:30 Uhr perfekte Mittagshitze zum Startschuss.
Die ersten 2km ging es flach am See entlang und schon kam das erste Brett. 9km mit 1200hm standen vor uns. Ich sah zwei Mädels vor mir, war aber nicht ganz sicher ob das die einzigen waren. Ich kam super voran und konnte bergauf viele meiner Mitstreiter überholen. Nur war es viel zu heiß, die Mittagssonne knallte mit voller Wucht auf uns herab. Dennoch konnte ich die steilen Kilometer und Höhenmeter schnell einsammeln und war nach ca. 1,5 Stunden auf 1790m, dem höchsten Punkt des heutigen Tages. Nachdem wir auf die Läuferinnen und Läufer der 60km-Strecke trafen, verlor ich komplett den Überblick auf welcher Position ich war.
Bei Kilometer 14 kam die 1. VP am Rifugio Pernici. Nun ging es 13km steil bergab. Ich fühlte mich super, meine Beine waren top in Form. Nach meinem Oberschenkelkampf letzte Woche in Innsbruck (hier der Bericht) hatte ich etwas Bammel, ob meine Beine bei den heutigen Strapazen gut mitspielen würden. Aber alles lief tippitoppi. Ich freute mich und genoss die traumhafte Gegend. Die Route führte uns vorbei an zahlreichen Ruinen aus der Kriegszeit. Ich kam ins Grübeln und stellte mir vor, was die Menschen hier damals aushalten mussten und wie gut wir es heute haben, dass wir hier vorbeilaufen und die Aussicht genießen dürfen.
Vorbei an VP2 folgte gleich die nächste, steile Rampe mit weiteren 600hm. Mitten im Anstieg bei ca. Kilometer 30 überholte ich plötzlich ein Mädel mit ebenfalls roter Ledro-Trail Startnummer. „Hey das war ja die Italienerin, die an der Startlinie groß angekündigt wurde. Heißt das dann, dass ich jetzt auf Position 2 bin?“ Kurz darauf traf ich auf einen deutschsprachigen Läufer der mir zurief, dass ich tatsächlich die 2. Frau bin. Yeaaaah, das pushte mich nochmal zusätzlich. Bei der 3. und letzten VP nochmal Wasser getankt und schon machte ich mich an den finalen größeren Anstieg.
Die letzten 10km ging es bis auf ein paar kurze, steile Gegenanstiege hauptsächlich bergab und ich konnte das Ziel schon förmlich riechen. Zum Schluss durften wir noch Richtung Burg rauflaufen und von dort ging es dann direkt hinunter zur Ziellinie in der historischen Stadt Arco. Ein paar hundert Meter vorm Ziel wartete Martin auf mich, der bereits als 3. Mann gefinisht hatte. Gemeinsam liefen wir über die Ziellinie. Was für ein Moment! 2. Frau beim Garda Trentino Trail 2022! Wir waren überglücklich, dass wir es beide aufs Podest geschafft hatten, was wir nach der Siegerehrung noch ordentlich begossen…
Ein großes Lob geht an die Veranstaltenden und Helfenden des Garda Trentino Trails für eine perfekt markierte Strecke – verlaufen war hier fast unmöglich – eine super Organisation und die vielen lieben und hilfsbereiten Menschen der Crew!
Was für eine perfekte Woche: 2 Wettkämpfe, 2 Podiumsplätze, dazwischen 1 Woche Urlaub mit traumhaftem Wetter und vielen wunderschönen Bergtouren.