Noch fünf Minuten bis zum Start. Erinnerungen werden wach. Vor drei Jahren stand ich hier schon mal im Startblock. Allerdings im Winter. Auf Langlaufski. Just for Fun. Im tief verschneiten Tannheimer Winterwonderland.
Wettkampf unter Freunden
Heute ist es grün. Die Berge sind schneefrei. Und die Temperatur mittags zum Start lädt zum Schwitzen ein. Spaß möchte ich heute auch haben. Aber ganz gerne auch einen Podiumsplatz. Mal schauen. Ich sehe viele bekannte Gesichter. Wir wünschen uns alles Gute für den Lauf. Der Startschuss fällt. Wir umrunden die malerisch auf einem Hügel gelegene Lourdeskapelle. Das Tempo ist hoch. 1.500 Höhenmeter verteilt auf dreißig Kilometer warten auf uns. Aus der Ultraperspektive betrachtet kurz, aber umgerechnet auf eine Flachstrecke in etwa Marathondistanz. Die führende Frau – Rebi Robisch – setzt sich sofort ab. Ich versuche der peer pressure nicht nachzugeben und mein Tempo zu laufen. Ganz gelingt mir das nicht. Zu hoch ist heute die Leistungsdichte im Frauenfeld.
Eskalation im Downhill
Das erste Drittel führt uns über die Stuiben Seealpe wieder hinunter nach Schattwald. Forststraßen und Singletrails wechseln sich ab. Auf Platz 4 liegend eskaliere ich den Downhill zunehmend. Vollgas über Stock und Stein bedeuten Platz 3 bei der Talquerung. Nach dem ersten Servicepoint geht es eine leicht ansteigende Forststraße hinauf nach Zöblen. Das liegt mir. Ich kann noch einigermaßen locker durchlaufen und vor dem zweiten Servicepoint wieder einen Platz gut machen. Ein kleiner Loop führt oberhalb des Zugspitzblicks wieder zurück zur Verpflegung. Der Schweiß fliest. Ich bin froh über jeden Schluck.
Sumpf und Matsch
Mit dem Verlassen der Forststraße wird es zunehmend trailiger. Immer wieder sinke ich im weglosen Wiesengelände in eines der vielen Wasserlöcher ein. Steil geht es nun hinauf zum Pirschling und noch weiter bergan zum Gipfelkreuz des Schönkahlers. Ich bin froh über meine Stöcke. Im Doppelstock kämpfe ich mich die letzten Meter des steilen Hangs hinauf. Passend dazu feuert mich Peter Schlickenrieder am Wendepunkt an. An Ausruhen ist heute nicht zu denken. Im Downhill über den steilen Grashang kommen mir meine beiden Verfolgerinnen entgegen. Sie werden mir an den Fersen heften bleiben. Steil, rutschig, matschig geht es nun hinunter. In der nassen Wiese schaffe ich es sogar, mit einem Fuß stecken zu bleiben. Zum Glück gelingt ich es mir, Fuß und Schuh herauszuziehen. Endlich bin ich am letzten Servicepoint. Eigentlich sollte es laut Streckenprofil schon lange nur noch bergab gehen. Doch die kleinen Huckel auf der Karte sind in Wirklichkeit viele sich wiederholende Gegenanstiege.
Downhill nach Tannheim
Das Finale ist eingeläutet. Der letzte Downhill hinunter nach Tannheim. Ein steiler Singletrail. Hinter mir höre ich rasend schnelle Schritte. Rutschende Steine. Die Meute hetzt mich. Mir bleibt keine Zeit, mich umzudrehen. Zweimal queren wir noch eine Forststraße, bis es auf dieser ganz hinunter in den Ort geht. Ich spüre fast den Atem meiner Verfolgerin. Normalerweise liegt mir das letzte Flachstück. Doch heute sind die gut eineinhalb Kilometer durch den Ort richtig hart. Mit letzter Kraft laufe ich auf den Zielbogen zu. Neun Sekunden bleiben mir zum Durchschnaufen, bevor ich Nadine im Ziel gratulieren kann. Fast ein Fotofinish.
Saturday Evening Party
Podium am Samstagabend. Was gibt es Schöneres? Ich freue mich, so viele bekannte Läufer und Läuferinnen zu treffen. Wir tauschen uns aus über unsere Pläne für die Sommersaison. Viel steht auf dem Programm. Aber auch wenn es noch lange hin ist. Im Winter komme ich wieder zum Tannheimer Skitrail. Und dann wieder nur just for fun. Wobei. Auch wenn der Trail heute alles gefordert hat. Es hat riesigen Spaß gemacht. Danke Tannheimer Tal für dieses super Event.