Das Losheimer Trailfest im Rahmen des „Draußen am See – Outdoorfestivals“ in Losheim am See, ein Event über drei Tage mit vielen Ausstellerinnen und Ausstellern der Outdoor- und Adventure Branche. Einer der Headliner-Events ist das Trailfest, organisiert von einigen lokalen Vereinen und von dem bereits in der Trail-Szene bekannten Hartfüssler e.V
Rennbericht: Marc Soh
Es ist Samstag, 07:45 Uhr, ich komme am Festivalgelände an, von weitem kann ich schon den Start- und Zielbereich erkennen, ich hole meine Startnummer, dann ziehe ich mich zurück in mein Auto. Der Parkplatz füllt sich mit weiteren Trailläuferinnen und Trailläufern, meine Aufregung steigt. Ich ziehe mir die Kopfhörer an, lasse eine Playlist laufen und tauche ein in meine Traumwelt. Ich visualisiere immer und immer wieder wie ich die letzten 200 Meter Richtung Ziel laufe, keinen Blick mehr auf die Uhr werfe, voller Euphorie auf den Teppich der im Zielbereich liegt laufe und in Richtung Zielbogen, mit einem geschmeidigem „Hopser“ gleite ich unter diesem hindurch und erschöpft gehe ich zu Boden. Plötzlich realisiere ich nach über viereinhalb Stunden, dass dieser Exkurs in die vermeintliche Traumwelt real ist, da liege ich am Boden, der Moderator wiederholt nochmals seine Durchsage „Einen großen Applaus für unseren…“
Liegt das deutsche Trailrunning-Pradies im Saarland?
Aber zunächst zurück zum Anfang dieses Rennens. Ich nehme die Kopfhörer ab, gehe zurück Richtung Festivalgelände, um mich dort im Startbereich aufzuwärmen und um ein paar bekannte Gesichter zu treffen. Nach einem kurzen Warm-up gibt es ein Briefing des Veranstalters zur Strecke. Kaum war dieses vorbei, werden wir gebeten näher nach vorne zu treten, der Countdown startet und dann fällt er der Startschuss. Das gesamte Feld startet verhalten, ein Läufer zieht davon, dahinter ich, hinter mir 3-5 weitere Läufer. Ohne es beabsichtigt zu haben, laufe ich auf zweiter Position, die Strecke führt vom Festivalgelände herunter und sehr schnell in ein Waldstück auf dem es nun nur noch auf Singletrails entlang geht. Diese schlängeln sich sehr verwinkelt durch den dichtbewachsenen Wald. Meine Position halte ich die ersten vier Kilometer, es fühlt sich seltsam an, denn ich bin nicht gewohnt so weit vorne zu laufen, die Position zu verteidigen und zu taktieren, aber ich nehme die Gelegenheit dankbar an und nutze diese Herausforderung um daraus zu lernen. Mittlerweile musste ich aber meine zweite Platzierung abgeben, ein Läufer namens Niklas war mir auf den Fersen und lief mit viel Elan in die immer wiederkehrenden Anstiege hinein, sein Tempo wollte ich an dieser Stelle nicht mitgehen. Aber ich lasse Niklas nicht aus den Augen, bis Kilometer 9 an der ersten VP lasse ich ihm maximal 100-150 Meter Abstand. Ab hier laufen wir zusammen, Niklas lasse ich meist den Vortritt, aber wir haben auch den einen oder anderen Kilometer auf dem wir uns gelassen unterhalten. Vor allem die traumhaften Pfade und die sehr verwinkelten und teils technischen Stücke der Strecke sind immer wieder ein Genuss und Gesprächsthema.
Niklas und ich haben nun 20 Kilometer in den Beinen, unsere Gespräche werden weniger, plötzlich reisst Niklas eine Lücke im Anstieg, ich muss gehen und er nutzt die Chance. Ich setzte nach und fange an zu laufen, es geht leicht bergab und da kommt wieder einer dieser steilen und verwinkelten Downhills. Ich verfolge Niklas inzwischen und habe eine Menge Spaß dabei auf Rang drei den Zweiten zu jagen. Niklas lässt es laufen, ich ziehe nach und dann passiert es, ich stürze….
Strecken Fazit
Im Rahmen des Losheimer Trailfest gibt es 4 Distanzen. Den T11, T45, T75 und T23, alle Strecken verlaufen auf Teilen des Saar-Hunsrück-Steig. Ein Premiumwanderweg und dieses Siegel hat sich der Wandersteig auch verdient, die Rennstrecken welche zu großen Teilen auf dem Steig verlaufen sind traumhaft und überraschend anspruchsvoll. Sowohl bei der Navigation, wie auch in den Downhill-Passagen muss man wachsam sein. Es wird oft auf schmalen Pfaden gelaufen, welche sich durch den Wald schlängeln und somit auch bei vollster Geschwindigkeit Konzentration für die Umgebung und Achtsamkeit für den Untergrund fordern.
Unser Athlet Marc Soh kommentierte die Strecke wie folgt:
„Wer mich kennt der weiß, ich bin ein absoluter Trail-Fetischist und immer wieder auf der Suche nach dem Trailrunner-Paradies. Bisher habe ich noch kein schöneres Rennen und noch keine so traillastige Strecke während eines Rennen unter den Füßen wie beim T45 des Losheimer Trailfest.“
Immer weiter
F**k, ich falle auf meine Hand und spüre ein leichtes Ziehen, aber dieses Mal ist es glimpflich ausgegangen, indessen sehe ich wie Niklas davon zieht. Ich raffe mich auf und folge ihm, auf langen Geraden habe ich ihn noch im Blick, aber sobald die Strecke wieder in einen dieser schmalen Pfade eintaucht und es in Schlangenlinien durch die Wälder geht, sehe ich ihn nicht mehr. Bei Kilometer 24 kommen wir auf ein offenes Feld, ich sehe Niklas 500 – 800 m vor mir, er trifft an einer Straßenquerung an und muss halten da der Streckenposten noch ein Auto passieren lässt, ich ziehe nun das Tempo an, es geht leicht bergauf und ich habe das Gefühl ich kann wieder aufholen. Ich komme kurz nach meinem Konkurrenten an der Straßenquerung an. Der Verkehrsgott meint es aber nicht gut mit mir, ich muss zwei Autos auf der Schnellstraße passieren lassen. Ich sehe Niklas immer wieder gehen, an der nächsten VP habe ich ihn eingeholt, er wartet dort auf mich, verpflegt sich lange und wir gehen wieder gemeinsam auf die Strecke. Wir philosophieren über die Hitze, es ist sehr warm geworden und wenn ich so an mir herunterschaue lässt sich dies auch an meiner Haut sehen. Reminder an mich selbst, SONNENCREME!
Das Ende
Kilometer 30: Wir befinden uns auf einem Stück Forststraße, ich habe kurz zuvor an einem Bachlauf gehalten und meinen Kopf in diesen eingetaucht, Niklas ist weitergelaufen und soeben scheint sich dies zu rächen. Der Mann mit dem Hammer wartet am Wegesrand, ich kann dieses Mal an ihm vorbeihuschen, Niklas bleibt zurück, er geht lange Teile auf der Forststraße und nach dem Rennen habe ich von ihm erfahren, dass er sich kurz nachdem wir uns getrennt haben übergeben musste und kein Essen mehr drin behalten konnte. Ich bestreite nun meinen Weg alleine auf Position zwei, der Erstplatzierte hat einen riesigen Abstand also kümmere ich mich nicht darum nach vorn Zeit gutzumachen, im Gegenteil ich versuche meinen Platz zu verteidigen und meine Lücke zu vergrößern. Bei Kilometer 34 wartet die nächste VP, lange sind Niklas und ich nicht auseinander, zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nichts von seinen Magenproblemen, ich laufe in die VP ein, befülle meine Flasche und trinke mit der anderen Flasche nochmal einen großen Schluck, dann ziehe ich weiter.
Ich fühle mich wohl mit der Rolle des Gejagten, jetzt bin ich gerne der Hase, jetzt ist mein Motor warmgelaufen. Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen ich im Kopf über das Wetter schimpfe, mich frage wieso ich diesen Quatsch mache, aber die kurzweilige Strecke und die Aufmerksamkeit, welche diese fordert, lassen nicht viel Platz zum Denken. Auf den Kilometern bis zur letzten VP bei Kilometer 40 spielt sich nicht mehr viel ab, ich bahne mir weiterhin meinen Weg in Richtung Ziel und versuche diesen zweiten Platz zu halten , der Marathon ist geschafft, es folgt nochmals ein längerer Anstieg und diesen gehe ich, ich blicke mich mehrmals um, ob ich noch Mitstreiter sehen kann aber dem ist nicht so. Es geht im letzten Teil über einige Feldwege, die Sonne brät mein Hirn und ich sehne mir das Ziel herbei, dann plötzlich ein Schild mit Pfeil auf dem Ziel steht, es geht rechts ab entlang des Seeufers auf einem kleinen Trail. Kilometer 45 ist nun auch in den Büchern und ich erinnere mich an die Worte des Moderators während des Briefing „am Ende habe ich noch etwas Besonderes für euch“. Da ist das Besondere ein weiterer Anstieg auf schönen Pfaden in traumhafter Kulisse, ich habe aber nichts mehr dafür übrig und versuche einfach nur noch die Füße einen, vor den anderen zu setzten. Dann das Tor, welches ich während meines Warm-up ausgespäht hatte, ab hier geht es wirklich ins Ziel. Nur noch 200m, ich laufe hindurch, sprinte an den Zuschauern vorbei und werfe keinen Blick mehr auf die Uhr. Voller Euphorie biege ich auf den Teppich der im Zielbereich liegt ein, sprinte in Richtung Zielbogen, mit einem geschmeidigem „Hopser“ gleite ich unter diesem hindurch und erschöpft gehe ich zu Boden. Was für ein Ritt, ich habe es geschafft, keiner kneift mich, keiner weckt mich auf, es ist kein Traum. Der Moderator wiederholt seine Durchsage „Einen großen Applaus für unseren zweitplatzierten, Marc Soh von xc-run.de“
Festival Atmosphäre
Es folgen noch einige Stunden im Rahmen des Trailfest auf dessen Expo, ich plaudere mit Ilka (1.Platz – Women) und deren Mann André, wir essen gemeinsam und haben bis zur Siegerehrung ein paar gelassene Stunden. Genau mit dieser Stimmung und Attitüde lebt das Losheimer Trailfest, eine gelassene Atmosphäre und spannenden Strecken, ein Event mit Distanzen für jeden, ich komme definitiv wieder.
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Text: Marc Soh