Bei der Premiere der Weinheimtrails hatten sich über dreihundert Starterinnen und Starter in den Odenwald als neue Location für die Veranstaltung vorgewagt. Mit dem Start- und Zielbereich in mitten der Altstadt von Weinheim und der Auswahl der Streckenführung über die Markanten Punkte der Stadt Weinheim, vom Start weg durch den Schlosspark, durch Exotenwald und durch das sechs Mühlental hinauf zur Wachenburg und der Burg Windeck (die zwei Wahrzeichen der Burgenstadt Weinheim) war für die Läuferinnen und Läufer einiges an Panorama und „Sightseeing“ geboten, aber vor allem der „Trail-Spaß“ kam auch nicht zu kurz, eine gute Mischung aus schnellen Passagen, flowigen Trails und bissigen Anstiegen hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf beiden Distanzen (12 KM und 24 KM) zu überwinden.
Während sich die „großen“ in den Wäldern und Hügeln des Odenwald / der Bergstraße einen Kampf mit sich und gegeneinander lieferten wurden die jüngsten Vorort mit dem KidsRun bespaßt, in zwei Wertungen (je nach Jahrgang) wurden sowohl 600m wie auch ca. 2000m vom Nachwuchs der deutschen Trail-Szene bewältigt.
Unser Athlet Marc Soh, der aus der Region stammt hat sich mit seiner Familie der Herausforderung gestellt. Marc selbst erzählt uns hier mehr über seinen Lauf auf der „Langdistanz“:
Hells Bells
Ich begebe mich in den „Starttunnel“, werfe einen Blick zu meiner Familie und blicke meinen Töchtern, welche heute auch Starten werden entgegen. Nach einem letzten Luftkuss blicke ich nach vorn. Der Startlinien-Klassiker „Hells Bells“ beginnt zu spielen. Die letzte Minute beginnt, dann zählen wir gemeinsam hinunter und Päng! Da fällt der Startschuss. Mit einem zügigen Tempo geht es die ersten Kilometer durch den Schlosspark in Weinheim hinauf in den 150 Jährigen Exotenwald der dort angrenzt. Die ersten 4 Kilometer sind unheimlich schnell, schon jetzt bereue ich es dieses Tempo am Anfang mitgegangen zu sein. Dazu muss man sagen, dass die letzten zwei Wochen durch Krankheit und nicht von Training geprägt waren, „vielleicht sollte ich am Waldschwimmbad aussteigen“ geht mir durch den Kopf, nach dem mir mein Essen von heute Früh auch dort rauf und runter ging, am Schwimmbad, wo sich die erste VP befindet angekommen, entschließe ich mich weiter zu machen.
Nun folgen ein Anstieg und ein welliger Teil auf einer schnellen Passage (Forststraße), in Buchlingen (ein kleines Örtchen im Odenwald) laufe ich in die zweite VP ein, mittlerweile bereue ich es am Schwimmbad nicht ausgestiegen zu sein und war nun bereits mehrfach kurz vor dem Erbrechen. Aber wie auch schon der Banner beim Einlaufen in diesen Ort uns zu verstehen gab „Umdrehen ist nun auch keine Option mehr“ und Recht hatte der, der diesen dort aufgehängt hatte. Wir haben nämlich bereits 14 Kilometer absolviert und somit wäre der Rückweg mindestens genauso weit gewesen wie die noch zu absolvierende Strecke. Nun finde ich mich nach der VP in einer Gruppe wieder, eine Dame und zwei weitere Herren sind nun auf den Weg zurück zur „Langen Bank“ und hinab in das sechs Mühlental. Als wir den Loop an der „Langen Bank“ schließen und hinunter zum Mühlental laufen zieht die Gruppe davon, kurz vor dem Einstieg auf den flowigen Trail im sechs Mühlental holen mich meine Freunde der #bergziegenHD ein. Wir halten kurz ein „Schwätzchen“ aber dann muss ich Michelle und Andreas ziehen lassen.
Wenn der Uphill plötzlich zu deiner Stärke wird
Nachdem wir den wundervollen Flowtrail durch das Tal genossen haben geht es an der Fuchs´schen Mühle nun hinauf in Richtung Wachenburg. Dort kann ich auch fast wieder den Anschluss an Andreas und Michelle finden, denn im Uphill – was eigentlich nicht meine „Paradedisziplin ist – kommt mein Mageninhalt seltener hoch. Kurz vor dem höchsten Punkt der Strecke kommt „der Anstieg“ eine kurze und steile Rampe hinauf auf den Wachenberg.
Ab hier führt die Strecke nur noch mehr oder weniger bergab zunächst zur Burg Windeck, welche auch durchlaufen wird und dann hinab in die Stadt von Weinheim. Die letzten 1,5 Kilometer Downhill quetschen nochmals die letzte Kraft aus den müden Beinen und vor allem mental sehne ich mir das Ende herbei. Ich biege ab auf eine Brücke welche uns zurück in die Stadt führt, vor mir noch ein Läufer. Ich kenne die Strecke, ich weiß, dass dort vorne am Ende der Brücke noch einige Stufen auf uns warten, ich ziehe an, sprinte auf den Treppen noch an dem Mitläufer vorbei, biege links ab in den Schlussspurt und ziehe das Tempo an, es geht nichts mehr.
Stopp gedrückt
Ich laufe über die Zielmatte, zuvor habe ich das lächeln meiner Frau in der letzten Kurve gesehen und die Atmosphäre der Zuschauer und deren anfeuern genossen. Ich drücke meine Uhr ab und gehe zu Boden. „Ouch, das waren die wohl anstrengendsten und schmerzhaftesten Rennkilometer die ich bisher hatte“ geht mir durch den Kopf. Ich steige auf und zu meiner Bestätigung und Ernüchterung blickt mir der Veranstalter in die Augen und sagt „Marc, du sahst auch mal besser aus“ mit einem Lächeln nehmen wir uns in den Arm und man spürt die Zufriedenheit, ich bei mir und auch bei den Veranstaltern. Nach ein paar Sekunden durchschnaufen nehme ich meine Kinder und meine Frau in die Arme, ich blicke in deren Augen und kann letztlich aus Fazit sagen, es war ein schöner Tag, eine schöne Veranstaltung, WIR freuen uns auf eine Wiederholung!