Triathlon gilt zu Recht als die Königsdisziplin des Ausdauersports. Die Trainingsumfänge sind so hoch wie in keiner anderen Sportart und mit Schwimmen, Radfahren und Laufen werden an die Athleten vielfältige Anforderungen gestellt. Weniger bekannt aber gerade für Trailrunner als Abwechslung und Alternative interessant ist die Cross Variante des Triathlons. Mit Thomas Kerner aus der Oberpfalz wohnt der vierfache Weltmeister (AK) im XTERRA direkt um die Ecke und steht uns Rede und Antwort in Sachen Cross-Triathlon:
Interview Thomas Kerner – Weltmeister im XTERRA
Thomas, danke dass du dir Zeit genommen hast! Kannst du uns als Profi ganz kurz die Sportart Cross-Triathlon beschreiben?
Danke, dass ich hier sein darf. Der Cross-Triathlon beinhaltet die drei bekannten Disziplinen des Ausdauer-Dreikampfes, jedoch gilt es diese Off-Road und meist auf Single Trails zu bewerkstelligen. Ist die erste Disziplin noch recht ähnlich dem Straßen-Pendant, so wechselt man beim Cross auf das Mountainbike, gefolgt von einem heißen Trail Run. Je nach Topographie der Gegend entsprechend hügelig oder eben nicht, auf jeden Fall querfeldein. Die Distanzen sind 1500 m Schwimmen, 30km Mountainbike, meist an die 1000hm und der abschließende Lauf ist ca. 10km lang. Die Dauer solch eines Rennens liegt zwischen 2 und 3 Stunden.
Was fasziniert dich so sehr an dieser Sportart?
Puhh…Eigentlich sind es mehrere Faktoren die da reinspielen. Rein Sportlich gesehen, ist es diese Vielfältigkeit, welche zu einen beim Triathlon mit den verschiedenen Disziplinen eh schon Grundvoraussetzung ist. Hinzu kommen dann beim Cross eben noch Kraft, Kondition, Koordination und Konzentration. Die relativ geringe Wettkampfdauer ist halt auch eine, bei der man sich super die Lichter ausknipsen kann. Dieses Gefühl bei totaler körperlicher Erschöpfung, noch seine koordinative Fähigkeit im Gelände ausloten zu müssen ist für mich die größte Herausforderung und zugleich Faszination.
Der Faktor Natur ist für mich auch ein ausschlaggebender Punkt. XTERRA ist ja eine weltweite Serie und die Wettkampforte sind nicht immer die Tourismusdestinationen. So bekommt man auch was von Land und Leute mit und entdeckt auch landschaftliche Juwelen außerhalb der Reise-Kataloge.
Warum sollte sich ein Trailrunner mal im XTERRA versuchen?
Variabilität und Abwechslung. Generell finde ich, dass in keiner Sportart Monotonie herrschen sollte. Der Körper selbst ist der wichtigste Bestandteil bei jeder sportlichen Aktivität, umso wichtiger ist eine gewisse Ausgeglichenheit um das Zusammenspiel zu perfektionieren. Das Schwimmen trainiert Herz-Kreislauf, sowie Rumpf und Oberkörper. Beim Mountainbiken trainiert man neben der Kraftausdauer, Gleichgewicht und Reaktionsfähigkeit, sowie die Koordination bei körperlicher Erschöpfung. Und Trailrunning? Das machen wir ja sowieso.
Dazu kommt, dass uns Cross-Triathleten dieselbe Leidenschaft verbindet wie den Trailrunnern. Wer Spaß an der Bewegung draußen in der Natur hat, diese zu schätzen und lieben weiß, den Sportlichen Wettkampf mit gegenseitigen Respekt für Gegner und Natur sucht und dies alles in einer entspannten, teilweise ausgelassenen Atmosphäre erleben will, für den ist XTERRA sicherlich eine gelungene Abwechslung.
Welches Material benötigt man, um mal in die Sportart „hinein zu schnuppern“?
Wer wirklich nur „Schnuppern“ will, dem genügt eine Schwimmbrille, Badehose, ein Mountainbike (Fully oder Hardtail ist dabei eigentlich egal), Klamotten welche für Rad und Lauf geeignet sind und Trail-Schuhe.
Wie sollte man sich auf seinen ersten „Cross-Triathlon“ vorbereiten?
Eine gewisse körperliche Grundfitness ist für die volle Distanz auf jeden Fall empfehlenswert.
Man sollte zumindest in der Lage sein 1500m durchzuschwimmen. Brust oder Freistil ist hierbei egal.
Des Weiteren sind ein paar Kilometer auf dem Bike sinnvoll. Wer sich im Gelände etwas unsicher ist, kann bei uns in Burglengenfeld auch einen Fahrtechnik-Kurs absolvieren und sich die nötige Sicherheit im Trail mit ein paar Tipps und Tricks holen. Geschult wird das ganze natürlich erst im wöchentlichen Umgang.
Die Weltmeisterschaft findet traditionell Ende Oktober auf Maui (Hawaii) statt. Wie oft warst du schon da? Was macht dieses Rennen so besonders, dass man keine Kosten und Mühen scheut um immer wieder dabei zu sein?
Zweimal durfte ich dort bei den Weltmeisterschaften starten. Beide Mal noch in der Altersklasse. Beim ersten Mal war es was Besonderes, weil man sich ja qualifizieren muss. Heißt, hier ist auf jeden Fall die Creme de La Creme der XTERRA-Athleten am Start. Das Flair dieses Wettkampfes kann man nur sehr schlecht beschreiben und man muss es erlebt haben. Schon die Start Zeremonie mit der Weihung eines hawaiianischen Priesters, sorgt bei mir gerade wieder für Gänsehaut. Beim zweiten Mal konnte ich mich dann schon etwas mehr auf die Natur dieser Insel einlassen. Das Zusammenspiel von Meer und bis zu 3000m hohen Vulkanbergen, die sich daraus ergebenen verschiedenen Vegetationen auf so einer kleinen Inselgröße ist schon einzigartig. Dieses oder nächstes Jahr will ich definitiv noch einmal dort starten.
Kannst du uns Rennen / Wettkämpfe / Veranstaltungen für Einsteiger im Cross-Triathlon empfehlen?
Wer als Einstieg seine Schwäche noch beim Schwimmen sieht, der kann ja mal das reine Zusammenspiel von Laufen und Biken beim Cross-Duathlon „Jag De Wuidsau“ am 17.März 2018 in Dietldorf testen.
Bei den Triathlon Veranstaltungen sind auf jeden Fall die XTERRA German Tour Rennen empfehlenswert. Diese finden nämlich wirklich auf Single-Trails statt und verdienen sich den Titel Cross-Triathlon. Da ist natürlich der XTERRA Germany in Zittau zu nennen, der auch stimmungstechnisch der Hit ist. Zu den Härtesten, aber auch den Schönsten zählt für mich der XTERRA Italy in Scanno in den Abruzzen.
Du hast auch zahlreiche Erfolge bei reinen Laufveranstaltungen zu verbuchen. Immerhin stehen Siege beim „Kine vom Kaitersberg“ oder beim „Osser-Riese“ im Rahmen des U.TLW zu Buche. Wie passen Triathlon und Trailrunning zusammen?
Trailrunning ist ja quasi eine Teildisziplin des Triathlons. Die Muskelkraft bei reinen Bergläufen kommt vom Biken. Die Ausdauer für kürzere Trail-Run Events wie dem Osser Riesen ist bei einer Wettkampfdauer von 2-3h auch gegeben. Beide Rennen ergänzen meinen Wettkampfkalender ideal und sorgen auch für ein bisschen Abwechslung.
Könntest du dir vorstellen, deinen Focus in Zukunft noch mehr auf das Trailrunning zu legen?
Auf jeden Fall. Ich komme ja aus der Leichtathletik und der Stadionwettkampf war nie wirklich meine Disziplin. Der Kampf Mann gegen Mann in der Natur war für mich schon immer interessanter als der Kampf gegen die Uhr. Auch dieses Jahr stehen der Osser–Riese, wahrscheinlich der Infinity Trail und „Da Kine“ im Wettkampfkalender. Auf der Bucket-List ist auch der TAR. Vielleicht auch im selben Jahr, erst die Bike-Transalp und dann den TAR. Ganz ohne Bike und Swim würde ich es wahrscheinlich dann doch nicht aushalten.
Es hat mich sehr gefreut, dass ich euch einen kleinen Einblick in den Cross-Triathlon geben durfte.
Wir sehen uns auf den Trails dieser Welt! Danke nochmal