Jakob Herrmann: Profiskibergsteiger, leidenschaftlicher Koch und Trailrunner

Jakob Herrmann © Philipp Reiter

Jakob Herrmann, ist seit einigen Jahren ein Name, der im Trailrunning und vor allem beim Skyrunning bekannt ist. Der Multi-Sportler aus Werftenweng ist professioneller Skibergsteiger und stand uns hier auch schon als Experte Rede und Antwort (Interview). Spontan kam der Österreicher in der Urlaubslaune zum Wettkampf bezogenen Trailrunning und gewann aus dieser Laune heraus mit seinem Partner das Monta Rosa Sykrace 2019.

Das war genug Anlass, das Laufen, welches schon Teil seines Trainings war, nun auch als Wettkampfsport auszuüben. Jakob liegt das technische und schwierige Gelände, der gelernte Mathematik- und Ernährungslehrer und aktuell Berufssoldat und Profisportler sorgte genau auf diesen Strecken in den letzten Jahren für Aufsehen. Er wurde Österreichischer Meister in der Kategorie Speedtrail, gewann zahlreiche Skyraces, darunter zum Beispiel das Hochkönigman Skyrace 2021. Jakob liefert Jahr für Jahr eine komplette Lauf- und Skibergsteiger Saison ab, fliegt nebenbei noch Gleitschirm und hat mit dem Kochen eine weitere Leidenschaft über die wir mit ihm genauer gesprochen haben.

Jakob und das Kochen

Jakob Herrmann kocht beim AlpFrontTrail © Philipp Reiter

Jakob kocht mit voller Leidenschaft, egal ob im Podcast, in den sozialen Medien oder bei gemeinsamen Abenteuern mit seinen Sportkameradinnen und Kameraden. Das Adrenalin, die Geschwindigkeit, das Ausloten von Grenzen, das Jakob auf den Skiern, mit dem Gleitschirm oder in den Laufschuhen am Berg sucht, all das wandelt der sympathische Österreicher am Herd in Ruhe um. Entspannung und Genuss stehen im Vordergrund, aber dennoch hat er auch hier die gleiche Leidenschaft für die Dinge, die er macht wie mit seinen Sportgeräten oder in den Laufschuhen.

Hallo Jakob, danke, dass du dir die Zeit nimmst uns und unseren Leserinnen und Lesern die folgenden Fragen zu beantworten. Wir wollen mit dir heute über das Kochen sprechen, über Ernährung und von dir ein paar leckere Rezepte „abstauben“ für zu Hause zum Nachkochen. Aber zuerst wollen wir wissen wie war das vor ein paar Wochen beim Hochkönigman Skyrace, ein DNF (did not finish) kein schönes Gefühl, aber an manchen Tagen die bessere Entscheidung. Schlägt dich sowas mental nieder und wenn ja, wie kommst du davon wieder los?

JH:

Es war mein erstes DNF in einem Laufwettkampf und bei Skitourenwettkämpfen habe ich zum Glück auch erst Eines (Magendusl und ich wollte es einfach probieren, weil es die WM in der Schweiz 2019 war). Mein Motto ist ja sonst „Aufgeben tut man einen Brief“, aber an diesem Tag wäre es eigentlich besser gewesen gar nicht zu starten. Ich bin eine Woche davor spontan beim Stuiben Trail mitgelaufen und ich hatte bis dahin erst 5 Laufeinheiten. Ich bin diesen Winter gar nicht gelaufen und deshalb war meine „Laufmuskulatur“ einfach noch nicht bereit für bergablaufen. Das war aber nicht das Problem. Ich hatte beim Stuiben Trail einen neuen Schuh dabei, mit dem ich noch nie gelaufen/gegangen bin – der Plan war ja eigentlich, dass ich meine Frau bei ihrem Wettkampf betreue. Da Andrea aber keinen Support benötigt hat, wollte ich den Lauf einfach als Training mitnehmen. Ich hab mir dann eine Blase am großen Zehen geholt (die Haut war komplett weg) und es ist leider eine ziemlich große offene Wunde gewesen, die bis zum Skyrace nicht verheilt ist. Am Tag vor dem Skyrace hatten wir vom Nationalteam aus einen Leistungstest und irgendwie muss sich die Blase im Schuh entzündet haben. Ich hatte schon am Start eine knall rote Zehe und fühlte mich komplett fertig (und das war bestimmt nicht vom Leistungstest, da mich ja sonst härtere Vorbelastungen eher stärker machen). Vom Start weg hatte ich schwere Beine und einen extrem hohen Puls, für das Tempo … Ich hab das Rennen am Riemannshaus beendet – zuerst hab ich mir gedacht, dass ich die Strecke einfach fertig ablaufe, aber ich hab schauen müssen, dass ich wieder zurück ins Tal komme. Es war definitiv die richtige Entscheidung und ich bin/war mental nicht niedergeschlagen. Ich habe daraus gelernt, dass ich in Zukunft gar nicht an den Start gehe, wenn der Kopf bzw. Körper schon nein sagt. Und in Zukunft werde ich vor Wettkämpfen ein paar Laufkilometer sammeln – ich mache ja auch keinen Skitourenwettkampf, wenn ich nur 5x auf Ski war ;)!

Nun aber zum „eigentlichen Thema“ welches wir heute mit dir besprechen wollen, Ernährung und Verpflegung, wir alle können beobachten, dass das Thema Ernährung einen immer größeren Platz einnimmt im Sport. Speziell im Outdoorsport haben wir das Gefühl, dass nachhaltige Ernährung, regionale Güter und eine überwiegend gesunde Ernährung. Wie hältst du es mit der Ernährung, bist du Vegetarier oder gar Veganer, isst du kein Fleisch oder suchst du nach der Balance zwischen Fleisch und tierischen Produkten und Obst und Gemüse? Und wieso handhabst du es so?

JH:

Da ich in meinem Ernährungsstudium viel über Lebensmittel (Zusammensetzung, Verarbeitungsprozesse, Nährwerte, etc.) gelernt habe, ist es mir danach oft nicht leicht gefallen auf meinen Körper zu hören und dachte oft: Was wäre jetzt gesund!? Ich habe also mein Körpergefühl ausgeschaltet und zu viel darüber nachgedacht. Natürlich soll man nicht immer auf seinen Körper hören – da es bestimmt Menschen gibt, die sich dann nur von Fast Food, Schokolade und Bier ernähren würden, aber als Kind isst man ja eigentlich auch das, auf was man gerade Lust hat – weil es einem der Körper sagt. Und wenn man mal keinen Hunger hat – dann soll man auch nichts essen (ist natürlich in der heutigen Gesellschaft oft schwierig, wenn man bei Feiern eingeladen ist … oä.). Ich könnte hier schon ewig darüber reden, da es natürlich nach einem heißen Wettkampf im Sommer schwierig ist, danach etwas zu essen (aber darauf kommen wir später noch einmal zurück). Zurück zur Frage: also ich habe einfach in den letzten Jahren wieder gelernt – zu essen auf was man Lust hat (natürlich selbst zubereitet – soweit es geht) und zu essen, wenn man Hunger hat. Wenn man von einer 5h Tour zurückkommt und man erst mal keinen Hunger hat, macht es sicher Sinn zuerst mal zu trinken, da man somit den Magen nicht überfordert und den Flüssigkeitshaushalt wieder deckt.

Ich bin kein übertriebener Fleischesser (1x im Monat, wenn es gut geht). Ich esse gerne mal ein Gulasch oder ein gutes Wienerschnitzel (vom Kalb) – vorausgesetzt die Fleischqualität ist gut – also regional und bio). Fleisch zu essen macht mich geschmacklich nicht glücklich und es liegt mir meist eher schwer im Magen. Also wenn ich am Abend ein Steak mit gegrilltem Gemüse und Ofenkartoffel essen, fühle ich mich am nächsten Tag einfach nicht leistungsfähig – das hängt dann wohl mit einem schlechten Schlaf zusammen! Wenn man den Tag auf 3 Hauptmahlzeiten aufteilt – sind es bestimmt 1bis 2-mal vegane Gerichte. Aber ich könnte mir nicht vorstellen vegan zu leben, da ich einfach Käse (bzw. Milchprodukte) und Gerichte mit Fisch/Eier zu sehr mag. Ich liebe Gemüse, aber eher wie in der mediterranen Küche – gegrillt oder gebraten.

Du bist eine „Naschkatze“, wenn ich das mal so sagen darf. Man sieht dich häufig auf dem Rad und wenn du Rad fährst, dann ist der Kuchen gefühlt nicht weit, was ist deine absolute Lieblingssüßspeise und welche Süßspeise geht nicht an dich?

JH:

Ja das hast du vollkommen recht, wobei ich dazu stehe, dass es bei mir auch komplett zuckerfreie Tage (also auch keine Marmeladen, Honig, etc.) gibt. Im Training bzw. in Wettkämpfen brauchen wir natürlich Kohlehydrate – in einfacher Form, wie Zucker wird die Energie natürlich schneller zu Verfügung gestellt. Wenn ich aber zB nur 1h laufen gehe oder kurz auf Ski gehe, reicht es mir, wenn ich in der Früh mein Porridge/Milchreis/oä. (natürlich gesüßt mit Banane, Rosinen, Datteln, Beeren). Wenn ich aber längere oder intensivere Einheiten mache, verzichte ich natürlich nicht darauf und auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich jetzt was Süßes will – verbiete ich mir das nicht (da sind wir wieder bei dem Punkt, den ich oben angesprochen habe). Zucker ist aber bestimmt eine der größten „Drogen“ die es gibt! Ein Test für unsere Leser: Nach einem Essen, wenn man schon satt ist – braucht es da was Süßes (auch wenn es nur 1 Stück Schokolade ist)? Eigentlich nicht – man könnte ja 2-3 Stunden warten und sich dann zum Kaffee etwas gönnen! Wenn man aber einmal damit angefangen hat – kann man oft schwer aufhören, auch wenn man eigentlich satt ist. Das heißt, dass Zucker das Hungergefühl eigentlich umgeht. Also Test: Versucht mal ein Stück Schokolade zu essen, obwohl man schon satt ist … man bekommt dann auf einmal das Gefühl, dass man wieder Hunger hat und holt sich noch ein Stück – und noch eines … irgendwann kommt aber dann doch das Sättigungsgefühl zurück – dann ist es oft schon zu spät.

So jetzt wieder zurück zu deiner Frage: ich bin ja Österreicher und bei uns muss man schon Differenzieren zwischen Lieblingssüßspeise oder Kuchen 😉 – da wir ja in Österreich oft süße Hauptspeisen, wie Kaiserschmarrn/Mohnnudeln/Topfenknödel haben (und das sind auch schon meine 3 absoluten Lieblingssüßspeisen). Wenn wir zu Kuchen kommen, bin ich eher auf der einfacheren Seite und es muss kein Tiramisu oder Cremeschnitte sein. Ich liebe Germ- und Mürbteigkuchen – wie zB. Mohnstrudel (mit Germteig) oder eine Crostata (italienischer Mürbteigkuchen mit Marmelade bestrichen und gebacken – also wie die typischen Weihnachtskekse).

Gibt es bei dir auch mal Tage, an denen du zum Fastfood-Giganten mit dem goldenen „M“ einkehrst oder zur Konkurrenz mit der Krone auf dem Burger? Wenn ja, ist das dann noch Genuss oder meist eine schnelle Lösung?

JH:

Ja – zu Saisonabschluss ist es schon ein Ritual. Nach dem letzten Skitourenwettkampf in der Saison gehe ich zu Mc Donalds ;)! Wenn du aber vielleicht auch meinst, dass Kebab oder Pizza zu Fast Food gehört, dann bin ich Stammkunde, da ich sehr oft Pizza esse. Aber für mich fallen die die 2 Letzt genannten Speisen nicht unter Fast Food (vorausgesetzt die Qualität der Lebensmittel und die Zubereitung passt).

Okay Jakob, nun haben wir ein wenig über deine Vorlieben erfahren können und wir haben bewusst Fragen gewählt welche du nach unserem Wissen in noch keinen Podcast oder Interview so gestellt bekommen hast. Das wollen wir so vorführen und wollen von dir zu den folgenden vier Kategorien ein Rezept und eine kurze Erklärung oder Geschichte dazu hören, wieso du dieses dafür empfiehlst.

Jakob Herrmann © www.philipp-reiter.de

Jakobs Ernährungs-Tipps

Pre-Race

Abensessen: Nudeln oder Pizza (aber die leichte Variante – also einfach mit Käse und Gemüse … aber ich esse nie Pizza mit Salami, etc.) und ein alkohlfreies Bier.

Frühstück: getoastete Brote mit entweder bisschen Nutella/Banane oder bisschen Butter/Maremalde (wenn ich Creme de Marron zu Hause habe – also Marmelade aus Maroni) und natürlich Kaffee. Mir liegt Brot vor einem Wettkampf weniger im Magen, wie Porridge und ich kann da einfach leichter aufhören … ich liebe einfach Porridge in allen Variationen und das wird dann immer so eine große Portion und es fällt mir einfach schwer- nur die ½ zu essen ;)!

Race Nutrition

70-80g/KH pro Stunde – egal wie man das macht, aber es sollte halt einfach schnell und einfach zu Verstoffwechseln sein. Also ein Riegel, Bananen, Nudeln, Reis, etc. machen sicher Sinn auf lange Wettkämpfe, aber nicht auf kurze. Also ich bin noch nie länger, wie 7h bei einem Wettkampf unterwegs gewesen und für diese länge komme ich mit Iso, Gels und Gummibärchen gut durch – ich weiß auch, dass es bis 10h funktionieren würde. Wenn es darüber hinaus geht, müsste ich auf alle Fälle mal einen Riegel essen. Für einen richtig langen Wettkampf oder einen 24h Rekord würde es bestimmt mal was „Salziges“ brauchen – einfache Nudeln/Reis mit bisschen Olivenöl und Salz würden mich das schon happy machen. Und wenn doch süß, dann würde ich eher auf Milchreis oder Bananenbrot gehen.

Alles, was den Magen nicht zu sehr belastet …!

Post-Race

Oh Mann – da werden jetzt paar die Augen verdrehen. Also meine Regel ist ja: Flüssig – Breiförmig – Fest! Also wenn ich ins Ziel komme (und ja egal wie heiß es war) – trinke ich einfach einen Kakao (aus dem Supermarkt) – der hat alles, was man danach benötigt: Kohlehydrate, Eiweiß und bisschen Fett! Wenn ich dann meinen Flüssigkeitshaushalt aufgefüllt habe, fange ich erst an feste Nahrung zu essen. Das Post-Race essen sollte auf alle Fälle leicht verdaulich und nicht zu „fettig“ sein und nicht noch zusätzlich den Magen fordern.

Off-Season Schmaus

Wenn der letzte Wettkampf vollbracht ist, der nächste noch fern, was isst Jakob dann „ausnahmsweise“ mal gern?

Hab da kein bestimmtes Ritual – außer eben einen Stop bei Mc Donalds, aber das auch nicht direkt nach dem Wettkampf im Ziel ;)! Ich bevorzuge es dann einfach mit meiner Frau zu kochen und gutes Bier oder einen guten Rotwein dazu zu trinken!

Danke dir Jakob für diese tollen Rezepte und Tipps, wer von unseren Leserinnen und Lesern bisher nicht gerne am Herd stand, der wird hoffentlich diese Gewohnheit nun ändern und die vier von dir genannten Rezepte nach kochen, backen oder anrühren. Ich für meinen Teil werde das jedenfalls machen. Liebe Leserinnen und Leser, wenn ihr das auch so handhabt, dann verlinkt uns doch auf Instagram in euren Storys mit @jakobherrmann & @xcrunde oder hinterlasst uns hier unter dem Interview einen Kommentar mit eurem Lieblingsrezept von Jakob.

Wir freuen uns auf eure Einsendungen und Berichte.

Interview: Marc Soh