Roberto Delorenzi: Vom Marathoni zum Skyracer – und zurück

Roberto Delorenzi beim Transgrancanaria 2023 © Sportmedia at Transgrancanaria

Direkt nach dem Transgrancanaria 2023 treffe ich einen entspannt wirkenden Roberto Delorenzi. Man sieht dem zurückhaltenden Schweizer nicht an, dass er soeben die 46 Kilometer und 2000 Höhenmeter des TGC Marathon in der Fabelzeit von 3:33h gefinished und damit bei diesem stark besetzten, prestigeträchtigen Rennen den zweiten Platz belegt hat. Geschlagen wurde er dabei nur vom Kenianer Robert Pkemoi Matayango (zu den Ergebnissen). Aber damit nicht genug: Es war die Spartan Trail World Championship – ich sitze also dem Vizeweltmeister gegenüber, der mir in perfektem Deutsch klar und sehr sympathisch Rede und Antwort steht.

Eigentlich in der Marathonvorbereitung

Es ist die erste Teilnahme am Transgrancanaria für den frisch gebackenen Brooks Athleten, der eigentlich in der Marathonvorbereitung steckt aber für das Teamtreffen auf Gran Canaria (Brooks Trail Summit) seinen Fokus für kurze Zeit auf die Trails gelegt hat. Das erklärte Ziel ist der Zürich Marathon im April diesen Jahres mit der damit verbundenen Schweizer Meisterschaft. 2:20h möchte Roberto hier unterbieten und nach dem heutigen Auftritt hege ich keinerlei Zweifel, dass er dies auch schaffen wird. 160 bis 190 Kilometer trainiert er dabei im Moment. Überwiegend flache, lange Läufe auf der Straße mit Progression und wenigen Höhenmetern. Wenig Höhenmeter ist dabei relativ – „so etwa 4000 pro Woche. Aber bei den derzeitigen Umfängen ist das im Verhältnis sehr wenig“. Dazu kommen zweimal pro Woche Massagen und viel Streching. Der Schweizer läuft sechs Monate im Jahr überwiegend flach und Crosscountry bevor er zu seiner Paradedisziplin, den Skyraces und Verticals wechselt. Das Konzept hat sich bewährt und Roberto erarbeitet sich im Rahmen der Marathonvorbereitung das benötigte Tempo für die bevorstehende Trailsaison.

Die WM in Innsbruck-Stubai als Ziel

Eines der großen Ziele 2023 ist die WM in Innsbruck-Stubai. Nach dem Auftritt beim TGC Marathon (46k 2000 Höhenmeter) war ich mir sicher Roberto würde über die Trail-Short-Distanz (45k / 3100hm) antreten. Aber nein, ihn zieht es eher zum Vertical (7,3k / 1000hm) oder dem Mountain Classic (alle Strecken der WM im Überblick). Einzige Hürde: Das Schweizer Qualifikationsrennen ist bereits vier Tage nach seinem Marathon in Zürich. Aber da muss er durch, sagt er – und schmunzelt.

Ab dem späten Frühjahr wird aus dem Marathoni ein Skyrunner. Bis zu 15.000 Höhenmeter stehen dann auf dem wöchentlichen Trainingsplan um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Und hier ist er einer der Weltbesten: Beeindruckender Achter war er in der Gesamtwertung 2021 der Golden Trail World Series, an der er auch 2023 wieder teilnehmen möchte. Zudem ist er der aktuelle World Champion der Skyrunning World Series, die er 2022 inklusive des Finales beim Limone Skyrace gewann. Auch hier möchte er 2023 antreten und seinen Titel als weltbester Skyrunner verteidigen. Dieses Mal als Vollprofi. Nach acht Jahren bei Vibram wechselte Roberto 2023 in den ambitionierten Rennstall von Brooks, der ihm einen noch größeren Fokus auf seinen Sport ermöglicht und den Traum vom Laufprofi wahr werden lässt.

Nebenbei gibt er sein Wissen als Trainer weiter und betreut mittlerweile 15 Athletinnen und Athleten.

Roberto über Roberto Delorenzi

Roberto Delorenzi © brooksrunning

„Ich bin Roberto Delorenzi aus der italienischen Schweiz, ich bin 25 Jahre alt und laufe seit 2010 (ich war 13 Jahre alt). Seit 2 Jahren bin ich Trainer für Trailläufer und seit 2023 bin ich professioneller Läufer. Ich habe Sportwissenschaften an der Universität Basel (CH) studiert. Mein Lieblingssport ist der Berglauf, aber ich mag auch Leichtathletik und Straßenlauf, normalerweise mache ich 6 Monate Flach- und 6 Monate Berglauf. Ich mag auch Skibergsteigen, Skilanglauf, Radfahren, MTB, Klettern und Tischtennis (ich habe 4 Jahre in einem Verein gespielt, als ich jung war). Was ich an Trails am meisten mag, ist, in der Natur zu sein, weit weg von den Städten, und stundenlang allein oder mit Freunden in den Bergen frei und schnell zu laufen. In den Bergen mag ich eher technisches Terrain auf Bergkämmen als glatte und schnelle Strecken, auf den Straßen ist es genau umgekehrt, ich mag flache und neue Straßen und keine unregelmäßigen mit vielen kleinen Auf- und Abstiegen. Mein Ziel ist es, bis zum 40sten Lebensjahr eine super Form zu haben. Meine Ziele sind: auf der Straße: sub-30:00 auf den 10km, sub 1:05:00 auf dem HM und sub 2:15:00 auf dem Marathon. Meine Trail-Ziele: Sieg bei der Skyrunning World Series, Podiumsplatz bei der GTWS, Podiumsplatz bei der Trail WM, und die Motivation aufrechtzuerhalten, ein professioneller Läufer zu sein und viel Spaß beim Training zu haben, so wie ich es jetzt mache. Das Ziel ist es, glücklich zu laufen!“