In den letzten Monaten berichteten wir immer wieder von zwei jungen „Revolutionären“, die Sprache dabei ist von Marcel Höche und Wendall Lorenzen. Diese beiden riefen die German Skyrunning Federation ins Leben und brachten ein deutsches Team an den Start der ersten Sky Snow World Championships ausgerichtet von der International Skyrunning Federation.
Wir haben Wendall und Marcel dazu befragt, wie sie die letzten Wochen und Monate erlebten und auf was sich die Athletinnen und Athleten und Fans der deutschen Skyrunning Szene freuen dürfen.
Zu Beginn des Jahres 2022 habt ihr die German Skyrunning Federation gegründet, dann ging vieles „Schlag auf Schlag“ was war denn bisher, organisatorisch euer absolutes Highlight?
Wendall: Das größte Highlight waren für mich bisher die vielen Nachrichten von anderen deutschen Athlet*innen/Fans! Wir haben ein wirklich starkes Orga-Team und haben schon viel erreicht, aber wenn man die Reaktionen des Publikums nicht gut einschätzen kann, weiß man nicht, ob das, was wir tun, gut ankommt. Aber der Strom an guten Nachrichten von anderen Athlet*innen hilft uns definitiv zu wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind!
Wenn wir schon von Highlights sprechen, lasst uns doch nochmal an den Sky Snow World Championships teilhaben, wir alle wissen über die guten und soliden Ergebnisse des Kaders bei den World Champs, aber was hat diesen Event Emotional besonders gemacht ?
Wendall: Der VK war für mich, und ich denke auch für Marcel, das erste Mal, dass wir als „Trainer“ bei einem Rennen waren. Wir wussten nicht, wie unsere Athleten in dem starken und internationalen Rennen abschneiden würden. Das Gefühl als wir oben am Zieleinlauf standen und die herankommenden Läufer und deren Positionen durchzählten. Und plötzlich kam Sven Koch, wir haben so laut geschrien, ihn angefeuert, dass die Touristen unten im Tal uns wahrscheinlich noch gehört haben!
Es ist meiner Meinung nach bemerkenswert zu sehen, dass wir innerhalb drei Monate so ein Team und eine Organisation auf die Beine stellen konnten. Ebenfalls wurde mir bewusst, dass Sven Koch offiziell der erste deutsche Finisher in der Geschichte der ISF ist, dies war für mich die Bestätigung, dass wir es geschafft haben – aber nicht in dem Sinne von „wir haben’s geschafft, die Arbeit ist vorbei“ sondern „jetzt fängt es an!“.
Leider kam es ja vor dem Event kurzfristig zu Absagen, könnt ihr uns Mitteilen wieso und wie sehr diese Absagen ggf. den Podiums-Platz des Teams beeinträchtigt haben?
Wendall: ja, ungünstigerweise mussten zwei unserer starken Läuferinnen sehr kurzfristig absagen. Dies bedeutete, dass „nur“ Dioni von den Frauen bei dem Classic an den Start gehen konnte (ich setze das nur in Anführungszeichen, weil Dioni voll abgeliefert hat und ein sehr starkes Top10-Ergebnis hatte, aber ungünstigerweise die einzige Frau aus Team Germany war). Es ist einfach darüber zu philosophieren „was wäre, wenn“, Fakt ist, dass wir mit denen die Vorort waren ein souveränes Ergebnis erzielt haben und jeder im Team stolz darauf sein kann. Ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn wir als Team antreten können!
Es scheint als würde ein Highlight das andere jagen, nun kam vor wenigen (Stunden/Tagen) die Meldung es gibt dieses Jahr die erste Deutsche Meisterschaft im Skyrunning, Host-Event ist der Chiemgau Trail Run, wie blickt ihr diesem Event entgegen und wird dies ein Event sein bei dem sich Athletinnen und Athleten für die Weltmeisterschaf qualifizieren können oder um einen Kaderplatz laufen können ?
Marcel: Wir freuen uns sehr, dass wir nun einen Skyrunningkurs “auf deutschem Boden” haben und dass dieser nun heuer auch die deutsche Meisterschaft hostet. Wir haben die sehr ausführlichen und klaren Nominierungsrichtlinien nun endlich auf unserer Website veröffentlicht. Diese sind hier einzusehen. Bei der Erstellung dieser Nominierungsrichtlinien haben wir uns die Maximen Fairness und Selbstbestimmung der Athleten herangezogen. Sprich, wir wollen natürlich, dass die besten deutschen Athleten nominiert werden. Wir wollen es den Athleten aber auch so einfach wie möglich machen, sich ihre Nominierung zu verdienen. Das bedeutet konkret, dass sich die Nominierungsrichtlinien von Jahr zu Jahr nicht (oder zumindest wenig) ändern, um ihr Wettkampfjahr frühzeitig planen zu können und die Leistung erbringen können, wenn sie sich dazu bereit fühlen. Daraus ergab sich, dass wir grundsätzlich nach einer ITRA Bestmarke in den Monaten 3-10 vor der jeweiligen Meisterschaft nominieren. Natürlich kann diese ITRA Bestmarke auch bei der deutschen Meisterschaft erbracht werden.
Apropos Skyrunning Weltmeisterschaft, wie sehr beeinträchtigt der UTMB die Auswahl der Athletinnen und Athleten? Denn es ist ja kein Geheimnis, vor allem im (Sky)Ultra Bereich ist der UTMB ein absolutes Highlight für viele
Marcel: Wir wollen das Beste für den Sport und, noch wichtiger, das Beste für seine Athleten. Sollte sich ein Athlet entscheiden, lieber beim UTMB als bei der SkyUltra WM zu starten, hat er unsere volle Unterstützung. Ein Doppelstart TDS/UTMB/CCC und SkyUltra halten wir für unvernünftig, da es die Gesundheit des Athleten u.U. negativ beeinflussen kann. Einen Doppelstart OCC/Sky halten wir, bei entsprechender Rahmenplanung, für möglich.
Es war aber auch nicht alles einfach, der Mut und die Entschlossenheit von euch wurden ebenfalls kritisiert, vor allem die Auswahl des Kaders stand dabei in Kritik. Wie wird dies in Zukunft stattfinden, gibt es Richtlinien an die sich Athleten halten können um sich für einen Kaderplatz zu bewerben?
Wendall: Kritik ist gut, wenn diese konstruktiv ist und fair ausgeübt wird. Wir haben mit all den euphorischen und positiven Stimmen natürlich auch kritische Fragen zugesendet bekommen, über die Nominierung wurde hierbei häufig in Frage gestellt wie dieses Team zustande kam. Wir können und möchten hier nur nochmals betonen, wir haben in dem um sehr kurzfristigen Rahmen viele deutsche Athleten und Athletinnen kontaktiert die bekannten Zusagen erhalten und die bekannte Auswahl getroffen.
Um in Zukunft für mehr Transparenz und Klarheit zu sorgen haben wir natürlich die Nominierungsrichtlinien wie schon oben erwähnt aufgesetzt und werden diese verwenden um den Kader des Teams zu stellen. Mit der aktuellen Nominierungsrichtlinie werden wir das Team für die 2022 Skyrunning WM in Italien zu nominieren. Nachdem wir gesehen haben wie es mit den Richtlinien funktioniert hat, werden wir vielleicht kleine Änderungen machen, aber erstmal bleiben wir dabei. Das Team für die 2022 Youth Skyrunning WM wurde bereits nominiert und wird bald veröffentlicht.
Was werden die Highlights sein für 2022, wo wird das Team der German Skyrunning Federation antreten und welche anderen Skyrunning-Events sollten die deutschsprachigen „Himmelsläufer“ nicht verpassen?
Marcel: Bevorstehende Highlights 2022 für das deutsche Team wird zum einen, die deutsche Meisterschaft, die Youth WM, sowie die WM in den Hauptklassen. Damit sind wir dann auch bei jedem der internationalen Wettkämpfe der ISF dabei.
Vereinzelt werden auch sehr starke Läufer bei Skyrunning World Series Events am Start sein. Mit Freude können wir schon mal verraten, dass Johannes Klein hier Vollgas geben wird, wir sind gespannt was “Jojo” dieses Jahr alles reißen wird.
Zu Guter Letzt möchten wir uns nochmal um den Status der German Skyrunning Federation erkundigen, aktuell findet man diese auf der Seite der Intentional Skyrunning Federation (ISF) noch als Bewerber gelistet. Hat sich der Status derweil geändert oder ab wann kann man damit rechnet, dass die German Skyrunning Federation als „vollwertiges Mitglied“ der ISF zählt?
Wendall: Für die nahe Zukunft bleiben wir erstmal als „Aspirant“ Mitglied der ISF. Um vollwertiges Mitglied zu werden müssen wir von dem DOSB aufgenommen werden. Wir arbeiten jetzt sehr hart daran und Marcel hat schon gute Gespräche mit den Zuständigen beim DOSB geführt, aber wir müssen, wie gesagt, erstmal aufgenommen werden.
Unabhängig davon, ob wir nun “Aspirant Member” oder “Full Member” sind, wir stehen in einem tollen Verhältnis der ISF, die uns bei allen Vorhaben kräftig unterstützt und mit dem wir uns regelmäßig austauschen. Wir alle sehen dies mehr als Formalität an, nicht als Notwendigkeit oder Hürde.
Interview: Marc Soh
Info: Deutsche Meisterschaft in der SkyRace (M- Distanz) und Sky Ultra (XL- Distanz)
Offizielle Bestätigung der 2022 Skyrunning DM beim Chiemgau Trail Run: Die German Skyrunning Federation bestätigt hiermit die Strecken M und XL beim Chiemgau Trail Run als Rennstrecken der deutschen Meisterschaft für 2022. Als frisch gegründetes Mitglied der Internationalen Skyrunning Federation, freuen wir uns riesig darauf, Skyrunning Events am deutschen Boden zu haben! Nach all den Jahren gibt es nun Möglichkeiten für deutsche Athlet*innen in ihrem Land an einem Skyrace teilzunehmen und die Strecken des Chiemgau Trail Runs eignen sich perfekt für dafür.
Jede*r Teilnehmer*in auf der M und XL- Distanz laufen automatisch bei der Deutschen Meisterschaft der German Skyrunning Federation mit. Die drei besten deutschen Athleten*innen werden bei der Siegerehrung gesondert gekürt und dürfen sich als erste Deutsche Meister*in in der SkyRace (M- Distanz) und Sky Ultra (XL- Distanz) Distanz nennen.