Saisonauftakt nach Maß für Markus Mingo. Der Bad Kötztinger Trailrunner siegte beim Tschirgant Sky Run in Imst über 52 Kilometer und 3500 Höhenmeter und erzählt von einem Auftakt nach Maß in der Outdoorregion Imst.
Wie haben wir gebangt, gezittert, gehofft im Vorfeld dieses 1. Tschirgant Sky Runs in der Outdoorregion Imst. Sowohl mit den Organisatoren dieses mit viel Herzblut organisierten Events, als auch mit einer ganzen Trail Community, die dem Saisonstart im deutschsprachigen Raum mehr als entgegenfieberte. Kurz vor knapp die erleichternde Nachricht: Der Tschirgant Sky Run darf stattfinden und die Premiere ist auch zugleich das erste Trailrennen Österreichs im Jahr 2021 – Startschuss, Blaupause und vielleicht sogar Zeitenwende nach der Pandemie. Entsprechend gelöst und freudig die Gesichter, entsprechend emotional das Wiedersehen innerhalb der Community nach gefühlter Ewigkeit der Einschränkungen.
Trailrunning als Theraphie
Sodann stand auch vieles im Zeichen einer „Post-Pandemie“. Selten empfand ich die Mischung aus Vorfreude und Anspannung so intensiv wie am Vorabend dieses Events: Maske oder nicht? Darf ich meinen Trailbuddy drücken oder reicht die Corona-Faust? Bin ich nach langer Pause noch wettkampftauglich? Eines vorweg – es wurde ein Fest!
Die österreichische 3-G-Regel (Geimpft, Genesen, Getestet) sorgte für ein Gefühl der Sicherheit und die Herzlichkeit der Veranstalter in Verbindung mit Kaiserwetter taten ihr übriges. Hemmungen und Unbehagen sanken von Minute zu Minute – Trailrunning als Therapie nach Monaten des Social Distancing. Einfach herrlich!
Auch das Rennen erfüllte alle Erwartungen. Ein gut besetztes Feld von 400 Trailrunner*innen machte sich auf den Weg zum Tschirgant (2370m). Von der Spitze des Tschirgants bis zum Simmering bewegt man sich immer am Grat zwischen Gurgltal und Inntal. Ein technischer Wurzelsteig führt hinunter nach Nassereith bevor es in den nächsten „Uphill“ geht. Über den Kohlstattsee zum Sinnesgatter danach am Starkenberger Panoramaweg zurück nach Imst. Hier gibt es auch noch zahlreiche Highlights wie der hohe Übergang Salvesenschlucht, Starkenbergersee und Rosengartenschlucht. Die Strecke hatte es in sich: Knackige Anstiege, halsbrecherische Downhills und die beiden absoluten Highlights – der ausgesetzte Grat vom Gipfel des Tschirgant zwischen Gurgltal und Inntal und das Schlussstück durch die Rosengartenschlucht. Perfekterer Trail geht nicht!
Ein bisschen U.TLW
Apropos perfekter Trail: Die ganze Veranstaltung erinnert ein bisschen an unseren heimischen U. Trail Lamer Winkel. Planung, Streckenauswahl und Organisation obliegt dem ortsansässigen Trailrunning-Verein, der mit Unterstützung der Outdoorregion Imst ein familiäres Trailevent der Spitzenklasse ins Leben rief. Mit viel Herzblut organisiert, zahlreiche gut gelaunte, ehrenamtliche Helfer und Strecken zum Niederknien. Auch die Königsdistanz hatte viel U.TLW-DANN in sich: 52 Kilometer auf technischer, sehr abwechslungsreicher Strecke. Nur die Höhenmeter waren mit 3500 Metern im Anstieg (Anmerkung der Redaktion: U.TLW – 2700 Höhenmeter), etwas mehr.
XC-RUN Team überzeugt
Auch die Läufer aus dem Bayerischen Wald zeigten sich gewohnt stark. Markus Mingo (5:37:24) siegte in einem Wimpernschlagfinale über die Königsdistanz gegen Marcus Burger (5:38:09) und Elias Feineler (5:56h). Christian Mayer (7:29h) verpasste auf selber Distanz nur knapp das Podium seiner Altersklasse. Der Viechtacher Thomas Wanninger (4:15h) holte sich über die Marathondistanz (42k, 2400Hm) den zweiten Gesamtrang hinter dem Österreicher Martin Mattle (4:09h) und vor Tim Rose (4:19h). Martin Pfeffer stieg früh morgens zum Gipfel des Tschirgants auf und fungierte dort als gut gelaunter Support.
Auftakt nach Maß
?Für mich persönlich war es ein Saisonauftakt nach Maß: Ich traf in Imst zahlreiche Freunde und Bekannte, denen man nach langer Zeit des Lockdowns anmerkte, wie sehr sie sich nach ein bisschen Normalität und Abwechslung sehnten. Gemeinsam Essen, gemeinsam die Berge rauf und runter rennen und sich gemeinsam im Wettkampf messen. Genau diesen Wettkampf bekam ich geboten: Ich fühlte mich gut, lief von Beginn an mein Rennen und ließ mich auch durch das extrem hohe Anfangstempo einiger Teilnehmer nicht aus der Ruhe bringen. Nach knapp 90 Minuten und 2000 Höhenmetern erreichte ich als Gesamtführender den Gipfel des Tschirgant. Bei Kaiserwetter ging es über den technischen Grat in steile, wunderschöne Downhills, die die Kilometer nur so dahinfliegen ließen. Etwa bei Kilometer 20 lief der starke Österreicher Marcus Burger auf mich auf und wir lieferten uns ein sagenhaftes Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwei Kilometer vor dem Ziel nahm ich mir ein Herz, setzte zum langgezogenen Zielsprint an und brachte das Ding mit 40 Sekunden Vorsprung knapp als Führender nach Hause. Aber nicht nur die sportliche Leistung machte mich glücklich: Ich durfte ohne Maske mit Freunden plaudern, ich war nach dem Rennen im Schwimmbad, ich erlebte eine ausgelassene Siegerehrung und ich trank sogar einen Aperol Spritz in der Hotelbar. Was soll ich sagen? Life goes on!
Bildergalerie und Ergebnisse
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