Die ITRA und die individuelle Bewertung

Kilian Jornet ist mit 952 Punkten Zweiter der ITRA Wertung 2019 (hinter Jim Walmsley: 953P) © World Mountain Running Association/Marco Gulberti

Die „International Trail Running Association (ITRA) wurde 2013 gegründet und widmet sich seitdem der weltweiten Förderung und Weiterentwicklung des Trailruns (Landschaftslauf). Seit 2016 beteiligt man sich gemeinsam mit der International Association of Ultrarunners (IAU) an der Organisation der IAU Trail World Championship (Internationalen Weltmeisterschaften im Landschaftslauf) und ist dadurch eng verknüpft mit dem Weltleichtathletikverband (IAAF).

Eine Rangliste der Athleten und Athletinnen ist im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten beim Trailrunning nicht so einfach und durchschaubar. Wie sollte man die Leistungen der Sportler untereinander vergleichen, wenn diese auf unterschiedlichen Strecken mit weit auseinanderliegenden Voraussetzungen unterwegs sind?

Aus diesem Grund begann die ITRA ab dem Jahr 2014 mit der Evaluierung einzelner Strecken, so dass diese zumindest annähernd miteinander vergleichbar werden. Dabei wird zwischen der Streckenlänge den Höhenmetern im Anstieg und auch dem Schwierigkeitslevel unterschieden. Ein weiteres Merkmal der Unterscheidung ist die Art der Versorgung. Es spielt eine große Rolle, ob die jeweilige Strecke mit festen Verpflegungspunkten bestückt ist, oder aber jeder einzelne Läufer ohne Unterstützung dieses Rennen bestreiten muss. Nach jeder Evaluierung steht für jedes Rennen eine bestimmte Bewertungszahl fest, die der jeweilige Erstplatzierte bekommen kann. Die höchst mögliche Kennzahl ist dabei eine Bewertung von 1.000 Punkten. Die hinter dem Sieger platzierten Läufer erhalten in Bezug auf die eigene Laufzeit in Abhängigkeit zur Siegerzeit ihre individuelle Bewertungszahl für die gelaufenen Rennen.

Rechenbeispiele zur Veranschaulichung

Nun ein paar Beispiele zur Veranschaulichung dieser schwer durchschaubaren Bewertung:

In dieser Saison gewann Jim Walmsley den Western States Endurance Run 2019 und erhielt für dieses Rennen 966 Punkte. Der drittplatzierte Thomas Evans benötigte für diesen Lauf exakt 40 min länger als sein Konkurrent. Wenn man nun diese Daten in einem klassischen Dreisatz bearbeitet, dann erhält man die von der ITRA vergebene Bewertung.

Jim Walmsley: 849 min bei einer Bewertung von 966 Punkten

Thomas Evans: 899 min bei einer Bewertung von X- Punkten

Daraus ergibt sich folgender mathematischer Dreisatz:      

  • 849 * 966 = 899 * X
  • 820.134   = 899 * X
  • X = 820.134 / 899
  • X = 912

Laut ITRA- Statistik erhielt Thomas Evans für seinen dritten Platz eine Bewertung von 912 Punkten.

Die Strecke selbst wurde auf einer Schwierigkeitsscala bis 12 mit einer leichten 4 bewertet. Die hohe mögliche Bewertung bezieht dieser Lauf durch seine Gesamtlänge von 160 km und den zu überwindenden Gesamtanstieg von 5.350 HM.

Kilian Jornet verbuchte beim Annapurna 100 auf der Marathon-Distanz den Sieg für sich und holte sich dafür eine ITRA- Bewertung von 948 Punkten. Nun stellt sich vielen die Frage, auf welche Weise ein Trailmarathon annähernd die gleiche Bewertung erhält wie ein 160 km langer Ultratrail. Das liegt in der bereits erwähnten Gesamtbetrachtung der einzelnen Rennen. Die Marathondistanz überwindet auf dieser relativ kurzen Strecke 3.300 Höhenmeter im Anstieg und hat aufgrund seiner Streckencharakteristik eine technische Bergbewertung von 12.

Aufgrund der unterschiedlichen Wertigkeit in Bezug auf Distanz, Höhe und technischer Anforderung der einzelnen Rennen kann verständlicherweise nicht jeder Sieger mit einer Bewertung oberhalb der 900er Grenze rechnen.

Unser xc-run.de Heimrennen ist der U.Trail Lamer Winkel der auf einer Distanz von 53 Kilometern insgesamt 2.400 Höhenmeter im Anstieg überwindet und trailtechnisch sämtliche Facetten des Bayerischen Waldes bietet. Die technischen Anforderungen wurden seitens der ITRA- Evaluierung mit einer 5 bewertet. Im Jahr 2018 siegte Lukas Naegele in einer hervorragenden Zeit von knapp über 5 Stunden und erhielt nach Betrachtung aller vorliegenden Fakten (Streckenlänge/Höhenmeter/Anspruch/individuelle Siegerzeit) eine ITRA- Bewertung von 824 Punkten.

Aus diesen Beispielen geht hervor, wie unterschiedlich die einzelnen ITRA- Bewertungen ausfallen können. Aber wie wirkt sich dieser Umstand auf eine UTMB- Qualifizierung aus?

Die Individuelle ITRA- Bewertung setzt sich aus den fünf besten Einzelrennen zusammen und ist eine der Zugangsmöglichkeiten zum UTMB. Wie man der UTMB- Homepage entnehmen kann, erhält man ab einer bestimmten Bewertungszahl den Athletenstatus, so dass man ohne aufwendigem Losverfahren beim UTMB zugelassen wird:

Strecke Regularien Männer Frauen
UTMB Registrierung mit Startgebühr 790 670
Registrierung ohne Startgebühr 880 760
TDS / CCC / OCC Registrierung mit Startgebühr 750 630
Registrierung ohne Startgebühr 850 730

Das Vorliegen einer dieser Bewertungszahlen erleichtert die Registrierung um einiges, trotzdem müssen aber für die Einzelrennen die notwendigen UTMB-Punkte vorliegen.

Weitere Infos zur Qualifikation für den UTMB findet ihr hier