13 Summits Sky Marathon 2022: Punktlandung im Unwetter

13 Summits Sky Marathon - tolle Strecke und sehr viel Regen
13 Summits Sky Marathon - tolle Strecke und sehr viel Regen © saalbach_com / Daniel Roos

„Es gibt eine Streckenkürzung,“ sagt der bärtige Streckenposten. „Ab der Murnauer Scharte holen wir euch aus dem Berg. Das hat keinen Sinn mehr.“ Er steht vor einer winzigen Hütte und ist fast genauso nass, wie wir. Seit rund 3h laufen wir durch Regen, viel Regen, starken Regen und immer wieder richtig zapfigen Wind. Der Track über 13 Gipfel ist großartig – selbst bei Dauerregen und mit immer mehr Bächen auf den schmalen Pfaden. Aber noch härter als die 47 Kilometer und 3.500 Höhenmeter ist es, bei dem Sauwetter die gute Laune zu behalten.

Den Freitag verbringen wir noch mit Hoffen und Bangen. Der Wetterbericht ist schlecht und wird – unverständlicherweise – auch nicht besser, wenn man ihn alle 10 Minuten checkt. Alpenverein und Bergwacht raten von Bergtouren am Samstag ab. Die regulären Nachrichten bringen immer mehr Unwetterwarnungen und -bilder. Dabei sieht es heute gar nicht so mies aus…

Eine mutige Entscheidung

Samstagmorgen um 6:30 kommen langsam die Startenden zusammen. Es nieselt. Die Veranstalter haben sich entschieden, uns erstmal starten zu lassen. Einer der 13 Gipfel wird aus Sicherheitsgründen ausgelassen, auf ein paar gefährliche Stelle wird hingewiesen, ansonsten an unsere Erfahrung und unser Verantwortungsbewusstsein appelliert. Hut ab für diese mutige Entscheidung.

Pünktlich um 7:00 starten wir. Direkt am Grashang unterm Skilift die schwarze Piste rauf. Nach rund 900 Höhenmetern ist der Schattberg Ost erreicht. VP 1 und erster der namensgebenden Gipfel. Danach geht es weiter nach oben. Die Regenjacke bleibt erstmal im Rucksack, wir schwitzen auch so alle. Spätestens auf dem Weg zum Stemmerkogel wird es aber böse windig und kalt. Jetzt ist auch der Regen da und wird nicht mehr verschwinden. Sicht gibt es keine, wir hängen komplett in der grauen Suppe. Wenn es kurz mal aufreißt, warten grandiose Blicke auf die umgebenden Grasalpen auf uns.

Abbruch einer Traumrunde

Der Weg bleibt fast die ganze Zeit ein Singletrack. Nicht supertechnisch, aber aufpassen sollte man bei den nassen Steinen unbedingt. Und den Track auf der Uhr haben. Irgendwann führt zum Beispiel ein unscheinbares Drahtseil auf kniehöhe über eine nassglatten Felsen steil nach oben. Ein Trampelpfad geht in eine andere Richtung daran vorbei. Eine Markierung sehe ich nicht. GPS sagt gerade hoch – und im nebeligen Dunst scheint auch sowas wie ein Gipfel durch. Ausprobieren, nicht abrutschen, Markierung am Kreuz finden, und wieder runter vom Gipfel. Mittlerweile sind über 2.000 Höhenmeter auf der Uhr, die Kilometer schmelzen ganz langsam dahin, Tempo machen kann man hier oben nur auf den kurzen Downhills.

Mittlerweile ist längst alles nass. Alles alles. Wie geil muss diese Strecke sein, wenn es trocken ist…. Vielleicht sogar sonnig… Die Info vom bärtigen Helfer an der Minihütte überrascht dann kaum jemanden. Die Strecke wird deutlich gekürzt. Noch rüber bis zur Murnauer Scharte und dann runter. Der Regen wird halt immer stärker und der Wetterbericht gibt einiges aus, nur keine Entwarnung. Es ist genau die richtige Entscheidung, die auch nach dem Rennen niemand in Frage stellen wird.

Von der Murnauer Scharte aus kürzen wir runter zur Bushaltestelle Lengau. Ein langer, langweiliger Forstweg. An der Bushaltestelle duckt sich ein unscheinbarer Pavillon unter der Sintflut. Auf Nachfrage erklärt der Helfer, dass es jetzt auf dem Radweg zurück nach Saalbach ginge. Ich laufe mit der später Drittplatzierten weiter. Wir sind beide froh, Begleitung auf dem Radweg zu haben. War der Forstweg fad, ist der Radweg richtig deprimierend. Plitschplatsch immer weiter, mehr oder weniger neben der Straße. Vor uns niemand, hinter uns niemand. Noch eine Kurve, noch ein Dorf, an irgendwelchen Geschäften vorbei und wieder durch offenes Feld. Der Weg zurück ist ein durchnässtes Ratespiel per Himmelsrichtung.

Im Ziel begrüßt der Veranstalter die Einlaufenden dann persönlich. Erklärt jedem kurz, warum es die Entscheidung gab, wo es noch was zu essen gibt und wo der Pasta-Gutschein eingelöst werden kann. „Wär schon schön, wenn wir das Rennen ein Mal bei gutem Wetter organisieren könnten,“ sagt er zerknirscht. Immerhin bleiben uns 37 Kilometer, 2.500 Höhenmeter und 9 der 13 Gipfel. Wenn der Wetterfluch gebrochen wird, ist der 13 Summits Sky Marathon in Saalbach definitiv ein Lauf für die Liste.

Der kleine Bruder startet bei Sonnenschein

Am nächsten Tag bläst es während des Frühstücks die Wolken aus dem Tal. Als ich auf den Bus zum Bahnhof warte, gehen die Startenden des 6 Summits Skyrace um 9:00 auf die gleiche schwarze Piste, wie wir gestern. Sie werden den Anfang unserer Tour laufen und dann davon abweichen. Ich sehe ihnen zu, wie sie die steile Rampe hochschwitzen. Vorne ein paar sehr Euphorische, hinten ein paar sehr Gemächliche. Oben dürfte es böse matschig sein. Aber immerhin werden sie nur nasse Füße davon bekommen.

Tobias Gerber

Bilder vom Wettkampf