Am vergangenen Samstag 05.05.2018 feierte der Chiemgau Trail Run seine Premiere. Zur Auswahl standen drei Strecken, eine kurze (7,9 km 246 hm), mittlere (20km 1277hm) und eine lange Distanz (44km 2262hm). Start und Ziel der mit rund 530 Startern restlos ausverkauften Veranstaltung war in Marquartstein, wo um 10 Uhr der Startschuss für die lange Distanz fiel. Die mittlere folgte um 12 Uhr, die Kurzstrecken Läufer starteten um 13 Uhr.
Charmantes Event trotz Kinderkrankheiten
Es gibt sie, diese Veranstaltungen, denen man vieles verzeiht, obwohl so einiges gar nicht rund läuft. Gerade bei Premieren ist man etwas nachsichtiger und Trailrunner sind ein entspanntes, dankbares und wenig nachtragendes Völkchen. Beim 1. Chiemgau Trailrun gab es Sachen die passieren können, Dinge die nicht passieren sollten und Punkte die so gar nicht gehen und wo es sich wirklich lohnt nachzubessern.
Die Tatsache, dass die Teilnehmershirts der Männer ab 11.00 Uhr nur noch in Einheitsgröße L verfügbar waren ist verschmerzbar – wenn auch schade um das schöne Shirt, das wegen mangelnder Passform seinen Platz leider in der Fahrradputzschachtel findet. Ein spontan vorgezogener Start („Wir starten ein bisschen früher, weil sonst so viele Langdistanzler kreuzen“) geht gar nicht – die spätere Frauensiegerin Michelle Meier war z. B. noch auf Toilette und begann ihr Rennen mit zwei Minuten Verspätung. Die Streckenmarkierung erfolgte mit Mut zur Lücke, was über den Hochgern für ein flaues Gefühl im Magen („Man war froh über jeden blauen Pfeil, den man mal wieder gefunden hat“) sorgte, auf dem zweiten Teil der Langstrecke eine Orientierung und einen fairen Wettkampf teilweise unmöglich machten. Die Tatsache, dass die schnellsten drei Läufer auf der Mitteldistanz vom Zielsprecher übersehen wurden und eine Siegerehrung komplett ohne Sachpreise für erstaunte Gesichter auf dem Podium sorgte ist für 95 % der Starter unbedeutend und auch nur eine Randnotiz.
Dem gegenüber steht aber der wunderschön gelegene Ort Marquartstein, der geradezu nach Trailrunning schreit. Eine wirklich gelungene Expo Area mit einer bunten Mischung aus bekannten Sportartikelherstellern und regionalen Anbietern. Unglaublich viele nette Helfer, die für alle Wünsche ein offenes Ohr hatten. Startzeiten, die eine entspannte Anreise zuließen und den Trailrun zu einem echten Urlaubstag machten. Dazu eine fabelhafte Strecke, die mit flowigen Trails, laufbaren Abschnitten, Querungen von Schneefeldern, extrem steilen Kletterpassagen, waghalsigen Downhills und überragenden Aussichten alles aufbot, was man sich als Trailrunner nur wünschen kann. Er hat sich wirklich gelohnt dieser Ausflug an den Chiemsee und wir freuen uns auf eine Fortsetzung im Jahr 2019.
Favoriten setzen sich durch
Im Großen und Ganzen konnten sich die Favoriten durchsetzen. So siegte über die mittlere Distanz Michelle Maier (PTSV Rosenheim, 1:59:07 h) vor Kerstin Schneehage (Team Erdinger Alkoholfrei 2:12:02 h) und Felicitas Mensing (LG Stadtwerke München 2:15:57 h). Bei den Herren gewann Markus Mingo (Scott Trailrunning Team Gamsbock 1:43:43 h) vor Daniel Rohringer (Team DeBettin / Mammut 1:47:10 h) und Florian Holzinger (TSV Palling 1:50:21 h).
Auf der langen Distanz gelang Lukas Sörgel (Salomon Trailrunning Team 4:17:49 h) die Streckenbestzeit. Das Podium komplettierten Johannes Stimpfle (inov-8/brixental connection 4:20:25 h) und Carsten Schneehage (LC Bad Dürkheim 4:25:45 h). Bei den Damen gewann Kathi Hallweger (Bergwacht Bergen 5:32:38 h) vor Nina Koch (Dynafit 5:47:08 h) und Iris Dillinger (5:47:47 h).
Alle Ergebnisse findet ihr hier
Michael’s Rennverlauf über die mittlere Distanz:
Der Start im ruhigen Marquartstein verlief alles andere als ruhig. Gleich von Beginn an setzte die Spitzengruppe ein hohes Tempo an, sodass ich gleich etwas abreißen ließ und meinen eigenen Rhythmus suchte. Bei so einem Höhenprofil (auf den ersten ca. 10km über 1200HM Anstieg) wollte ich auf jeden Fall nicht gleich zu Beginn „überpacen“.
Von Marquartstein (545m) ging es über die Staudacheralm auf den Hochgern (1748m), ein richtig harter Anstieg, über zum Teil schneebedeckte Stellen. Beim Anstieg achtete ich immer darauf das Tempo konstant zu halten und konnte mich auch relativ schnell unter den Top Ten festsetzen. Die meisten der ersten Zehn dabei sogar immer in Sichtweite, war ich absolut zufrieden, denn ich wusste beim Downhill kann ich mit Sicherheit noch ein paar weitere Plätze gut machen. Kurz vor dem Gipfel warteten Johannes und Lucia, sie feuerten mich die letzten Meter bis zum Gipfel des Hochgern an, was mir nochmal richtig Auftrieb gab und die bereits brennenden Oberschenkel vergessen machte.
Am höchsten Punkt angelangt, dachte ich „richtig schade, dass des a Wettkampf is, da dadse a gloane Brotzeit rentiern“, also kurz die Aussicht genossen, einen Schluck Wasser und dann ab die Post 🙂
Der Downhill war genau mein Geschmack, größtenteils richtig technische Trails hinab ins Tal. Es machte mir einen riesen Spaß es laufen zu lassen und nebenbei sammelte ich einen Läufer nach dem anderen ein. Das letzte Flache Stück bis zum Ziel zog sich noch ein bisschen, aber dann war es „auch schon“ geschafft. Denn mit einer Zeit von 1:56h und dem 6 Platz Gesamt bin ich mehr als zufrieden.
Fazit:
Im Großen und Ganzen, finde ich ein absolut gelungenes Event. Natürlich gibt es noch ein paar Dinge zu verbessern, aber nach dem ersten Mal ist man immer schlauer. Was natürlich nicht passieren sollte, ist das „große Verlaufen“ über die lange Distanz. Hier kann ich die verärgerten Läufer nur bestens verstehen, dass man sich eine bessere Markierung bzw. mehr Streckenposten gewünscht hätte. Zum Ende des Tages bleibt ein super Ausflug mit Martin und Markus, Top-Ergebnisse für uns, ein Bad im Brunnen, ein Abstecher zur Beach Bar in Übersee und ein Glas Nambotella :))