Neuer Rekord beim 14. Karwendelmarsch

Die schnellsten Herren beim 14. Karwendelmarsch (v.l.): Alexander Rainer (Zweiter, Österreich), Sieger Anton Seewald und Drittplatzierter Markus Mingo (beide Deutschland). © Werbegams / Karl Posch

Am Samstag, den 26. August nahm der 14. Karwendelmarsch auf seiner klassischen Route „Scharnitz-Pertisau“ seinen Lauf. Nach einer Hitzewoche hatten sich die Temperaturen zum Start des legendären Sportevents auf angenehmem Laufniveau eingependelt. Mit kurzer witterungsbedingter Verspätung wurde die diesjährige Auflage des „Volksfests für Wander- und Berglaufbegeisterte“ zu einem großartigen Ereignis für Einheimische und Gäste, wobei ein Athlet mit seiner Leistung ganz besonders aufzeigen konnte: So schaffte es der Vorjahresdritte bei den Herren, Anton Seewald aus Deutschland, in neuer Rekordzeit – vier Stunden, vier Minuten und sieben Sekunden – als Erster ins Ziel. Auch bei den Damen landete eine Deutsche auf dem ersten Rang: Alexandra Grimbs vom LC Tölzer Land dominierte das Feld klar und siegte vor ihrer Landsfrau und Clubkollegin Sandra Saitner.

Sportliche Höchstleistungen im Einklang mit der Natur

Am Anfang war der Regen, am Ende ein neuer Rekord: Mit 30 Minuten witterungsbedingter Verspätung gingen die ca. 2200 Läuferinnen und Läufer Samstagfrüh in Scharnitz ins Rennen. Auf einer Streckenlänge von 52 Kilometern ließen die ambitionierten Läufer und Wanderer 2281 Höhenmeter bergauf hinter sich, bis das Ziel in Pertisau am Achensee erreicht war. Teilnehmende der 35-Kilometer-Strecke hatten im Ziel in der Eng bereits 1500 Höhenmeter in den Beinen. Vom Start weg zeigte sich klar, dass es heuer recht zügig zur Sache gehen würde: Spätestens bei der ersten Zeitnahme nach 35 Kilometern war klar, dass es heuer eine neue Rekordzeit geben könnte. Das Wetter spielte schließlich mit und wurde im Lauf des Vormittags sukzessive besser. Und so konnte gelingen, was für viele schon lange überfällig war.

Deutscher gewinnt Karwendellauf in Rekordzeit, bester Österreicher wird Zweiter

Für den Erstplatzierten, neuen Rekordhalter und bereits siebenfachen Karwendelmarsch-Starter Anton Seewald (SC Gaißach) lief es heuer perfekt: „Vom Start weg konnte ich so richtig Gas geben. Später bekam ich zwar leichte Krämpfe, die ich aber gut in den Griff bekommen konnte. Die witterungsbedingte Verspätung machte mir überhaupt nichts aus. Ich führe meine Leistung auf mein ausführliches Training im heurigen Jahr zurück.“ Zweitplatzierter wurde der Österreicher Alexander Rainer. Den dritten Platz eroberte Markus Mingo – somit landeten heuer gleich zwei deutsche Bergläufer auf dem „Stockerl der Legende“.

Alexandra Grimbs vom LC Tölzer Land  gewann bei den Damen über 52 km souverän. Mit einer Zeit von 4:58:14  konnte sie sich gegen alle weiteren Läuferinnen klar durchsetzen. „Ich hatte gar keine so großen Erwartungen, aber die guten Bedingungen nach der kleinen Verspätung kamen mir sehr gelegen“, so die Erstplatzierte. Silber konnte sich ihre Clubkollegin Sandra Saitner sichern. Beste Österreicherin wurde die Drittplatzierte Irene Schachinger.

Naturerlebnis, Sport und Tourismus: Der Karwendelmarsch als klar nachhaltiges Event

Der Naturpark Karwendel ist alljährlich malerischer Schauplatz für das „Volksfest für Wander- und Berglaufbegeisterte“. © Karwendelmarsch / Fabio Keck

Gesamtheitlich ist dabei der Blick des Tourismusverantwortlichen auf das Event: „Wandern ist die ideale Fortbewegungsart, um die alpine Landschaft des Naturparks Karwendel zu entdecken. In den vergangenen Jahren hat sich immer stärker herauskristallisiert, dass die Gäste in unserer Region genau dieses Naturerlebnis suchen und schätzen“, erklärt Martin Tschoner, Geschäftsführer von Achensee Tourismus, den nachhaltigen, touristischen Nebeneffekt des zur Legende avancierten Karwendelmarschs.

Heuer gingen erstmals drei Euro pro Starterin und Starter (in Summe 7.500 Euro) direkt in den Naturpark Karwendel und dessen Projekt „Spuren der Artenvielfalt, dass der Landschaftspflege entlang der Strecke zugutekommt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Karwendelmarsch und dem Naturpark Karwendel ermöglicht es, das bewährte Programm der Almenpflege entlang der Strecke weiterzuentwickeln. Zukünftig soll Jahr für Jahr ein neuer Abschnitt in Angriff genommen werden, um die Artenvielfalt entlang des gesamten „Bandes“ zu erhalten und zu erweitern.

Verantwortliche: „Freiwillige sind der Schlüssel zum Erfolg des Karwendelmarschs“

Bei den zehn Labestationen entlang der Strecke waren heuer abermals über 300 freiwillige Helferinnen und Helfer im Einsatz, um Getränke, Wurst und Käse von „Bio vom Berg“ oder die legendäre Karwendelmarsch-Heidelbeersuppe an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auszugeben. „Ohne unsere zahlreichen Helferinnen und Helfer, die immer mit vollem Herzblut bei der Sache sind, wäre der Karwendelmarsch nicht möglich“, betont Elias Walser, Geschäftsführer Tourismusverband Region Seefeld. „Sie sind der Schlüssel zum Erfolg des Karwendelmarschs und wir möchten ihnen einmal mehr großen Dank aussprechen. Dieser Dank gilt auch den Sponsoren und Einsatzkräften und nicht zuletzt auch jenen, die unter dem Hashtag #karwendelmarsch auf der ‚Social Wall‘ ihre Eindrücke und Erlebnisse gepostet haben. Wir danken allen für ihr Engagement und sind bereits voll der Vorfreude auf den Karwendelmarsch im nächsten Jahr.“

Fazit Markus Mingo (xc-run.de)

„Der Karwendelmarsch ist definitiv eines DER Events, die man als deutschsprachiger Trailrunner einmal gemacht haben muss. Die Route von Scharnitz bis Pertisau durchquert einmal komplett den Karwendel und ist landschaftlich wunderschön, aber irre schnell. 52 Kilometer und 2300 Höhenmeter in knapp über vier Stunden für die Siegerzeit sprechen hier für sich. Es geht hier nicht um Preisgeld oder die große Show, sondern einfach um sportliche Höchstleistungen im Einklang mit der Natur. Besonders gefällt mir, dass es nur eine wirkliche Hauptstrecke gibt. Wer sich hier gegen 2500 Starter durchsetzt hat seinen Siegeskranz redlich verdient.“

Ergebnisse des 14. Karwendelmarschs:

Karwendellauf (52 km) – Herren
1. Anton SEEWALD, Deutschland, Jahrg. 1989, Team SC Gaißach, Zeit 4:04:07
2. Alexander RAINER, Österreich, Jahrg. 1993, Mountainshop Hörhager, Zeit 4:21:36
3. Markus MINGO, Deutschland, Jahrg. 1981, XC-RUN.DE, Zeit 4:34.42

Karwendellauf (52 km) – Damen
1. Alexandra GRIMBS, Deutschland, Jahrg. 1991, LC Tölzer Land, Zeit 4:58:14
2. Sandra SAITNER, Deutschland, Jahrg. 1983, LC Tölzer Land, Zeit 5:17.10
3. Irene SCHACHINGER, Deutschland, Jahrg. 1989, Trailmotion, Zeit 5:20:57

 

Alle Ergebnisse

Über den Karwendelmarsch

52 bzw. 35 Kilometer galt es beim Karwendelmarsch, der sommerlichen Top-Veranstaltung, die quer durch alpines Gelände führt, zu bezwingen. Um 6:30 Uhr ging es mit dem Startschuss in Scharnitz los. Die Strecke führte über den Schafstallboden, das Karwendelhaus, die Ladizalm, die Falkenhütte, Eng (Ziel der 35 Kilometer langen Route), die Binsalm, den Gramai Hochleger, die Gramai Alm und die Falzturnalm bis nach Pertisau am Achensee. Unter den insgesamt ca. 2.200 Teilnehmern waren knapp 40 % Frauen am Start. Jüngste Teilnehmerin beim diesjährigen Karwendelmarsch war die erst 13-jährige Mandy Weber aus Gries im Sellrain. Ältester Teilnehmer war der  Deutsche Albrecht Kämpfel (83) der die 35 km-Distanz als Geher bewältigte. Zur Geschichte des Karwendelmarschs: Ursprünglich ins Leben gerufen, um finanzielle Mittel für den Tiroler Skinachwuchs zu lukrieren, avancierte der Klassiker unter den Wander- und Berglaufevents von 1969 bis 1990 zur größten Sportveranstaltung Tirols. Mit dem Grundsatz, Teilnehmern einmalige Sporterlebnisse unter größtmöglicher Schonung der natürlichen Ressourcen zu bieten und das Bewusstsein für den Naturpark Karwendel zu schärfen, wurde der Karwendelmarsch von Achensee Tourismus und der Region Seefeld – Tirols Hochplateau 2009 neu aufgelegt. Seither gilt der Klassiker als Paradebeispiel dafür, wie Sport, Tourismus und ein Naturpark perfekt kooperieren und ihre jeweiligen Interessen in Einklang bringen können.