PIUT 2024: Wie ein Trailevent entsteht

Auf den Spuren des Paznaun Ischgl Ultra Trail © Michael Rackl

Lukas Kocher ist Trailrunner durch und durch und lebt seine große Leidenschaft jeden Tag. Der dreifache Familienvater ist nicht nur selbst seit über einem Jahrzehnt erfolgreich auf dem Trail unterwegs. Er ist auch Mitbegründer von Trail.Motion.Tirol und Veranstalter des allseits beliebten Tschirgant Skyrun. Im Moment plant er zusammen mit dem Tourismus Verband Paznaun den PIUT (Paznaun Ischgl Ultra Trail), der im Juli 2024 zum ersten Mal stattfindet.

Interview Lukas Kocher

Lukas, gefällt es dir in Imst nicht mehr? Wie kommst du dazu ein Trailevent im eine Stunde entfernten Paznaun zu veranstalten?

Lukas: Ich organisiere auch ein Trail-Event auf dem Mond, wenn ich denke, dass es gut ist und zu meiner Identität passt… Nein, es ist natürlich immer das Gesamtpaket. Ich bin nur ein Teil des Ganzen. Ich verstehe, was ein Trailrunner bei einer Veranstaltung erleben möchte, was er braucht und was ich ihm in dieser wunderschönen Region zeigen möchte. Der TVB Paznaun Ischgl ist ein Profi im Eventbusiness und in der Kommunikation, daher war ich sofort bereit, hier mitzuspielen, denn hier geht ein wirklich starkes Team an den Start.

Warum sollten wir 2024 alle am PIUT teilnehmen? Was macht die Veranstaltung besonders?

Lukas: Ich möchte nicht mit Superlativen prahlen. Es gibt sehr viele, gute und schöne Trailrunning Events in Österreich. Wenn man vielleicht die Ultra Strecke PIUT85 unter die Lupe nimmt, ist es sicher cool durch alle Orte (See,Kappl, Ischgl und Galtür) im Tal durchzukommen, auf komplett unberührten Trails unterwegs ist und dann in einer weltbekannten Skidestination wie Ischgl einläuft. Für das Rahmenprogramm im Ziel wird natürlich auch bestens gesorgt sein 😉

Welchen Charakter haben die angebotenen Routen? Wie anspruchsvoll sind sie zu laufen?

Lukas: Es gibt zwei lange Strecken, den PIUT85 mit 5200hm und den PIUT50 mit 3100hm. Beide haben einen hohen alpinen und technischen Anteil, vor allem der Downhill von der Kieler Wetterhütte nach Ischgl hat es in sich. Dann gibt es noch eine Skyrace-Strecke, den PIUT30 mit 2500hm. Nichts für Weicheier. Technisch und atemberaubend geht es vom schönen Bergsteigerort Galtür über die Friedrichshafner Hütte, Schafbichljoch, Matnaljoch, Dürrschartli, Rautejoch, Schneidjöchli und schließlich über den Vergösssee hinunter nach Ischgl. Ein harter Brocken, aber Skyrunner werden es lieben. Dann noch der PIUT20, definitiv ein richtiger Trailrun mit Gipfelerlebnis am Rauhen Kopf und Highlight am Berglisee. Alle Strecken führen auch durch den Dorftunnel und über die Bärenhängebrücke. Nicht zu vergessen der PIUT10, eine Run&Fun Strecke für Jedermann von Galtür nach Ischgl und natürlich unser IronKids Parkourrun, denn hier läuft unsere Zukunft.

Ischgl kennt man bei uns vor allem als Ski- und Partyhochburg. Was macht diese Destination auch für Trailrunner interessant?

Lukas: Ich finde, dass Ischgl im Sommer, abgesehen von den wunderbaren Unterkünften und der grandiosen Küche, ein ganz anderer Ort ist. Alles ist etwas entschleunigter und ruhiger. In wenigen Minuten ist man von der Ischgler Fußgängerzone auf unberührten Pisten. Ich war mit Markus und Michi zwei Tage auf dem Höhenweg unterwegs und wir haben keine Handvoll Leute getroffen. Aber gut, der Paznauner Höhenweg hat ja auch einige Etappen und viele Möglichkeiten.

Wie viel Kapazitäten habt ihr? Das heißt wie viele Teilnehmer werdet ihr bei der Erstveranstaltung zulassen?

Lukas: Realistisch gesehen, brauchen wir uns im ersten Jahr hier keine großen Gedanken machen. Prinzipiell sind Veranstaltungen in Österreich nach Gesetz bis 1000 Teilnehmer gleich anzusehen. Aber vielleicht kommen wir irgendwann in die UTMB Serie, das wär schon ein kleines Träumchen…

Dir war es wichtig die Talorte See, Kappl, Ischgl und Galtür in die Streckenführung einzubinden. Welche Vorteile siehst du darin?

Lukas: Ja, hier sehe ich das größte Potenzial für diesen Sport und für alle, die zum Laufen ins Paznaun kommen. Vier wunderbare Orte mit tollen Unterkünften, Hütten und Bergbahnen. Ein Höhenweg, der das ganze Tal umrundet mit 120 Kilometern und einer fantastischen öffentlichen Erschließung. Egal wo man übernachtet und welche Etappe oder Tour man auf dem Höhenweg machen möchte, es ist wirklich mega unkompliziert. So kann man sich an einem verlängerten Wochenende das ganze Tal anschauen. See und Kappl eignen sich auch schon im Frühjahr zum Laufen. Ischgl und vor allem Galtür sind einzigartige Orte in den Alpen, um die Natur und die Berge zu erleben. Für die Veranstaltung hat dies den Vorteil, dass die Läuferinnen und Läufer gut unterstützt werden können, auch von ihren Angehörigen. Gleichzeitig ist die Sicherheit ein wichtiger Teil des Konzepts.

Geplant sind auch einige Side-Events zur Veranstaltung. Kannst du hier schon was verraten?

Lukas: Ich wäre ja für U2 oder Metallica!  Nein, Scherz bei Seite… Wir werden einen coolen Rahmen herum Planen, aber sicher nicht „side“ zum „main“ machen. Der Sport und die TeilnehmerInnen stehen im Vordergrund. Aber hier verlasse ich mich vollkommen auf das professionelle Team vom Tourismus Verband Paznaun-Ischgl, für Sie ist das „täglich Brot“.

Fragen an den TVB Paznaun-Ischgl

Ihr habt euch entschieden den sehr laufbaren Silvrettarun 3000 im Jahr 2024 einzustellen und durch den technisch deutlich anspruchsvolleren und alpineren PIUT zu ersetzen. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen?

TVB: Der Silvrettarun 3000 war ein erster Versuch in der Szene der Bergläufer Fuß zu fassen. Das Format war aber nicht 100% Trailrunning, weshalb auch die Teilnehmerzahlen stagnierten. Aus diesem Grund haben wir uns an die Profis Lukas Kocher, Martin und Markus Mattle gewandt und einen neuen Event für die Trailrunningszene ins Leben gerufen.

Das Paznauner Tal ist bei uns vor allem als Wintersportdestination bekannt. Wo seht ihr hier die Sportart Trailrunning in Zukunft?

Der Sommertourismus hat auch bei uns im Paznaun noch enormes Potential. Wir werden speziell die Themen Biken, Klettern und Wandern in den Vordergrund rücken. Zu letzterem sind die Steigerungsstufen Crosstrail und Trailrunning. Für Trailrunner ist mit unserer Natur alles bereits vorhanden. Über den Winter werden wir auf unserer Trailrunningwebsite die vielen von unseren Locals über den Sommer gesammelten GPX Daten weiter einpflegen. Damit wird die Fülle des großartigen Angebotes dann für alle Trailrunner erst richtig sichtbar.

Lasst uns ein paar Jahre in die Zukunft blicken. Was ist neben dem PIUT im Bereich Trailrunning geplant?

TVB: Die Steigerungsstufen beim Wandern sind Crosstrail und Trailrunning. Für Trailrunner haben wir mit dem Paznauner Höhenweg eine top Infrastruktur mit mehreren Einstiegen und unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Für Einsteiger bieten wir 8 Crosstrailstrecken an, welche wir gemeinsam mit Leki ab Sommer 2024 bewerben werden. Zudem wollen wir auch ständiger Etappenort für den TAR sein. Nach 2023 mit Ischgl und Galtür werden wir 2024 erstmals auch mit See aufscheinen und dann die Trailrunner über die Idalpe Ischgl nach Samnaun anfeuern können.

Warum sollten Trailrunnerinnen und Trailrunner zu euch ins Paznaun kommen? Was macht die Region für diese Zielgruppe so besonders?

TVB: Wir haben 2 komplett unterschiedliche Gebirgszüge, die das Tal umschließen. Die Silvrettagruppe im Süden, welche sicherlich die einfachere, leichter zu laufende Bergseite darstellt. Im Norden geht’s über die Verwallgruppe, welche zwar unglaubliche Weitblicke ermöglich, aber einige sehr technische Teilstrecken aufweist. Obwohl wir 4 Skigebiete mit einer Vielzahl an Liftanlagen im Paznaun betreiben, laufen die Trailrunner durch ganz viel ruhige und touristisch kaum genutzte Landschaften.

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