Streckenrekorde beim 45. Rennsteiglauf

Startaufstellung zum Rennsteiglauf 2017 © Norbert Wilhelmi / http://www.rennsteiglauf.de

Der Rennsteig ist ein Kammweg auf den Höhen des Thüringer Waldes, Thüringer Schiefergebirges und Frankenwaldes. Er verläuft in nordwest-südöstlicher Richtung zwischen Werra und Saale auf einer Länge von 168,3 km. Jedes Jahr Mitte Mai zieht er mit magischer Kraft über Zehntausend Laufbegeisterte aus Deutschland und aller Welt an. Sie sind Teilnehmer am GutsMuths-Rennsteiglauf. Das Abenteuer von vier Jenaer Studenten entwickelte sich in mehr als 40 Jahren zu einer der größten deutschen Laufveranstaltungen.

Größter Landschaftslauf Deutschlands

In der Wartburgstadt Eisenach wird um 6.00 Uhr in der Früh der 72,7 km lange Supermarathon gestartet. Mit fast 2.500 Teilnehmern werden so viele Ultramarathonis gezählt, wie nirgends sonst in Deutschland. Wenn über Neuhaus am Rennweg der Hubschrauber kreist und der Schneewalzer erklingt, dann steht der Start des Marathon um 9.00 Uhr über 42,2 Kilometer und 1.403 Höhenmetern kurz bevor. Mit einem Zielschluss nach neun Stunden ist er die ideale Einstiegsstrecke für Marathonneulinge. Der Halbmarathon, wird bereits um 7.30 Uhr in der Thüringer Wintersportmetropole Oberhof gestartet. Er ist mit über 6000 Startern der teilnehmerstärkste Lauf auf dem Rennsteig.

Samsom Tesfazghi Hayalu siegt beim Halbmarathon

Den ersten Rekord verzeichneten die Ausrichter vom GutsMuths-Rennsteiglaufverein auf der Halbmarathonstrecke von Oberhof nach Schmiedefeld. Für die 21,1 Kilometer lange Strecke mit einer Höhendifferenz von 832 Metern benötigte der spätere Sieger, Samsom Tesfazghi Hayalu, der als Flüchtling aus Eritrea mittlerweile in Sömmerda gelandet ist und vom dortigen SV betreut wird, exakt 01:09:49 Stunden. Mit dieser Zeit unterbot er die bisherige Bestmarke von Marcel Bräutigam aus dem Jahr 2014 um 27 Sekunden.

Marcel Krieghoff zum Zweiten

Der zweite Rekord fiel auf der Marathondistanz. Hier lief Marcel Krieghoff sozusagen vor sich selbst davon und war nach seinem heutigen Rekordlauf über die klassische 42,4 Kilometer lange Strecke in 02:34:22 Stunden zwei Minuten und 22 Sekunden schneller, als im vergangenen Jahr. Krieghoff, der in dieser Woche ins Nationalteam für die Berglauf-Weltmeisterschaften berufen wurde, sagte später in der Pressekonferenz über seinen furiosen Lauf: „Bereits Anfang der Woche war mir klar, dass ich die von mir angestrebte Laufzeit von 02:36 Stunden schaffe. Ich war einfach gut drauf. Und die Nominierung für die Berglauf-WM hat mich zusätzlich motiviert.“

Nora Kusterer läuft den Marathon unter drei Stunden

Und auch Nora Kusterer vom SV Oberkollbach hat ihre eigene Marathon-Bestmarke – bestehend seit 2015, als sie sensationell den Uraltrekord von Tanja Semjonowa aus dem Jahr 2001 knackte – pulverisiert. Weil sie sieben Minuten und 30 Sekunden schneller war als zum 43. Rennsteiglauf, blieb sie mit einer Endzeit von 02:54:00 Stunden als bislang erste Frau in der langen Rennsteiglaufgeschichte unter drei Stunden. Das Siegerzitat aus der Pressekonferenz: „Ich hatte gemischte Gefühle heute Morgen und war sehr aufgeregt. Mit Daniela Oemus war eine starke Konkurrentin am Start, die 2016 Streckenrekord beim Supermarathon gelaufen ist. Der Schneewalzer in Neuhaus hat mich dann aber beruhigt und ich bin einfach nur mein Rennen gelaufen. Der Rennsteiglauf ist der schönste Lauf, den es gibt, und deshalb bin ich auch 2018 wieder dabei.“

Frank Merrbach und Melanie Albrecht siegen beim Supermarathon

Beim Supermarathon dominierten Melanie Albrecht und Frank Mehrbach die Konkurrenz. Albrecht gewann mit acht Minuten Vorsprung vor ihrer Konkurrentin Basilia Förster. Ihr Statement nach dem Rennen: „Der Supermarathon auf dem Rennsteig ist schon ziemlich anstrengend, ganz anders als der Zugspitztrail (Anmerkung: den sie 2016 gewann). Hier muss man 73 Kilometer durchrennen und kann nicht einfach mal kurz an steilen Anstiegen verschnaufen. (…) Der heutige Lauf war ein Mix aus allen Gefühlen: Bei km 20 hatte ich Bauchkrämpfe und mir ging es gar nicht gut. Ich überlegte sogar, auszusteigen. Als ich dann bei km 40 die vor mir liegende Läuferin einholte, der es auch nicht so gut ging, erholte ich mich allmählich und ich habe mich bis ins Ziel durchgebissen.“

Bei den Männern war es eine klare Sache für Frank Merrbach. Er siegte mit neun Minuten Vorsprung vor Maik Willbrandt. Sein Kommentar auf der Pressekonferenz: „Offensichtlich lief heute alles ganz gut. Ich bin vollauf zufrieden. Da ich mich selbst nicht zu den Favoriten gezählt habe, bin ich einfach mein Rennen gelaufen – und wenn das dann so ausgeht, ist das natürlich schön. Aber auch wenn man, so wie ich im letzten Jahr, Vierter wird, ist es genauso schön. (…) Mein Vater ist früher selbst Rennsteiglauf-Supermarathon gelaufen und ich war als Kind immer mit dabei. Warum also nicht auch selbst mitlaufen…“

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