Tour de Tirol 2018: Zum Abschluss nochmal das volle Programm

Am vergangenen Wochenende rief die 13te Tour de Tirol im Austragungs Ort Söll zum Saisonabschluss. Der Klassiker, welcher aus drei Tagesetappen besteht, ist von Freitag bis Sonntag mit über 75km und 3500hm vom Duathlonclub Bad Häring ausgeschrieben und beinhaltete mit dem am Sonntag durchgeführten Kinderlauf ein weiteres Highlight für die vielen Läufer & Zuschauer am Wilden Kaiser. Unser Redakteur Martin Pfeffer gab sich, zum „wahrscheinlichen“ Saisonabschluss nochmal das volle Programm. Hier lest ihr wie es ihm dabei erging.

Das Herausragende bei der Tour de Tirol ist, dass unterschiedliche, individuelle Laufcharaktere in ihren jeweiligen „Hauptdisziplinen“ ihre Stärken an den Tag legen und zusätzlich über den Tellerrand hinaus schnuppern, sowie mit den Mitstreitern vergleichen können. Von dem am Freitagabend stattgefundenen knackigen 10km mit ca. 300hm Söllner Zehner bis zum Samstagmorgen durchgeführten bergigen Kaisermarathon mit annähernd 2350hm und dem abschließenden 24km mit 1350hm langen Trail um Pölven, ist alles mit dabei, was das Läuferherz begehrt. Da es mein bereits zweiter Start der kompletten Tour war, wusste ich schon in etwas was auf mich zukommen würde. 

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Freitag – Söller Zehner 10km 300hm – 540 Teilnehmer

Zusammen mit meinen Spezl Sascha Pirke aus Garmisch-Partenkirchen trat ich Freitagmittag die Anreise über Innsbruck nach Söll am Wilden Kaiser an. Euphorisch und mit guter Laune starteten wir gemeinsam zum Hotel Eggerwirt, welcher sich nur 300m entfernt vom Geschehen, direkt ins Söller Zentrum befand. Nach dem dortigen Check-In holten wir unsere Startunterlagen aus der Base und beschnupperten die gut besuchte Expo, in der wir uns mit einem weiteren befreundeten Läufer, Thomas Wanninger, einen bayerischen Spitzenläufer trafen. Neben Schuhen, Funktionskleidung und vielen weiteren Trail-Läufer-Schmankerl konnte man sich über das gesamte Race-Wochenende, von den Herstellern der Expo, viele unterschiedliche Produkte ausleihen und unter Wettkampfbedingungen ausgiebig testen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen und den neuen Eindrücken im Gepäck enterten wir direkt im Anschluss den nächsten Biergarten, für die letzte Stärkung und die Taktikdiskussion vor den Wettkampfwochenende in Söll.

Gestärkt und voll motiviert ging es nun zum Auftakt des drei Etappen Wettkampfes. Dem sogenannten Söllner Zehner. Abends gegen 17:30Uhr bei sommerlichen Temperaturen ertönte der Startschuss zum Massenstart für den Rundkurs in und um Söll. Mit 3,33km und 107hm pro Runde über Asphalt, Schotter und Wiese durften wir unter Voll-Speed das Dorf und die Umgebung erstmals kennen lernen. Bereits nach den ersten Metern ging es über eine kurvige Teerpassage zum höchsten Punkt der Strecke, an der sich auch eine Verpflegungsstation befand. Dort stand ein markanter Energy-Drink Soundtruck von Silberpfeil und animierte mit lautstarker Musik die zahlreichen Zuschauer an der Strecke bzw. pushte die hoch motivierten Läufer weiter vorwärts. Von dieser Labestation ging es wellig über Feld- und Wiesenwege weiter, bis es schließlich wieder über eine Asphaltdecke runter in und durchs Dorf bis zu hin zum Zieltorbogen. 

Diesen Kurs durften wir drei Mal unter starken Anfeuerungen der vielen Zuschauer und Anwohner zurücklegen. Eine technisch weniger anspruchsvolle Strecke, die jedoch unter voller Geschwindigkeit einem alles abverlangte. Meine Taktik, es in der ersten Runde scharf anzugehen, um in der zweiten Runde etwas Dampf vom Kessel zu nehmen um Kraftreserven für die dritte Runde, den Zielsprint, zu sparen ging fast auf. Ein „technischer“ Defekt hinderte mich jedoch daran in der letzten Runde noch einmal alles raus zu holen. Die Schuhbänder meines linken Schuhs gingen auf ….

Alles in allem ein sehr ordentlicher Start in die Tour de Tirol 2018, die jetzt Spaß auf mehr machte. Zu dieser Feststellung kamen wir Sascha, Thomas mit Freundin und ich beim abendlichen Besuch in einer vollgestopften Pizzeria in Söll.

Samstag – Kaisermarathon 42km 2400hm – 501 Teilnehmer

Mit leicht schweren Füßen vom Vortag ging es am Samstagmorgen direkt nach dem Frühstück im Hotel gegen 08:00Uhr zurück ins Dorfzentrum zur Startaufstellung. Die Königsdisziplin, das Herzstück, der Kaisermarathon, Österreichs größter Bergmarathon steht vor der Tür. Eine sehr schnelle wie auch abwechslungsreiche Marathonstrecke beginnend im Zentrum Söll‘s bis hin zum Ziel auf dem Gipfel der Hohen Salve. 

Leicht kribbelig am Startbogen angekommen, empfangen Sascha, Thomas und mich eine beeindruckende Menge von anfeuernden Zuschauern. Wie schon am Vortag war die Strecke und auch die Expo sehr gut von Supportern, Fans und Anwohnern befallen. Für jeden Läufer ein enorm motivierender Faktor in Bezug auf die anstehende Aufgabe. Des Weiteren spielte den Veranstaltern, aber auch den Trail-Läufern das perfekte Wetter in die Karten. Mit strahlendem Sonnenschein und angenehm sommerlichen Temperaturen konnte der Massenstart pünktlich und ohne große Komplikationen um 08:30Uhr vollzogen werden. 

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Mit rasantem Tempo ging es bereits zu Beginn richtig zur Sache. Die ersten flachen ca. 8km aus der Ortschaft heraus und über das Hotel Alpenschlössl wieder zurück zum Zentrum konnte man ordentlich zum „Einballern“ nutzen und war im Anschluss gewappnet für die restliche Piste. Bis hierhin fühlte ich mich richtig gut, musste jedoch trotzdem Thomas mit seinem Tempo ziehen lassen. Über Straßen, Wiesen- & Feldwege und vereinzelt steil ansteigenden Trails ging es dann schließlich weiter über Scheffau (ca. 15km) nach Ellmau (ca. 17km) bis hin zur Rübezahlalm (20km). 

Ein besonderes Highlight der Strecke wartete dann bei Kilometer 25. Das Durchlaufen einer voll besetzten Schirmbar der Tanzbodenalm. Unter Anfeuerung der Moderatorin sowie der stark unterstützenden Zurufe der Zuschauer konnte ich nochmal den Turbo für die die restlich ausstehenden Kilometer zünden. Von der darauffolgenden Bergstation Eiberg (27km, 1673m) bis hin zur Bergstation Zinsberg (28km, 1610m) konnte man im Entfernten immer wieder mal die Hohe Salve (1828m) erblicken. Ein zusätzlicher Boost, der mir das ein oder andere Überholmanöver in diesem Abschnitt der Strecke erleichtert hatte. Als ich auch noch meine Paradedisziplin, den Downhill zur Filzalm (32km, 1300m) schnell & ohne größere Schäden überstanden hatte, wusste ich bereits aus dem Vorjahr, dass es ab jetzt sprichwörtlich, um die Wurst geht. Knackpunkt Hexenwasser bei Kilometer 35 (ca. 1000m) hieß das Stichwort. Nach dem Einlaufen in das beliebte Familienreiseziel, welches zugleich als Verpflegungsstation für die Läufer und Partyfläche für die Marathonzuschauer genutzt wurde, ging es signifikant steil auf die von unten extrem mächtig wirkende Hohe Salve (1828m). An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei den zahlreichen und stark anfeuernden Zuschauern bedanken. IHR WART DER WAHNSINN. 

Gestärkt aus dem Jubelbad mit den vielen Supportern ging es nun steil und quer über die Skipiste dem Gipfel entgegen. Nur noch 7 Kilometer mit geballten 800 Höhenmeter. BÄÄÄÄM. Aber je weiter ich dem Gipfel entgegenlief, um so besser fühlte ich mich. Leider erging es Thomas nicht ganz so gut. Mit motivierenden Sprüchen versuchte ich ihn immer wieder & wieder in die Spur zu bekommen und forderte ihm zum „Beißen“ auf. Letztendlich übergab ich ihm meinen mit Cola Getränkebeutel und versuchte im Anschluss noch etwas Tempo bis zum Ziel aufzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt waren es „nur noch“ zwei Serpentinen-Forststraßen-Kilometer bis zur Ziellinie. 

Hier erwartete uns Läufer eines der schönsten Erlebnisse dieser Tour. Die letzten 100m bis zum Gipfel der Hohen Salve wurden von den Supportern und Zuschauern zu einer menschlichen Spalierschlange geformt. Ein unbeschreibliches Gefühl in diesem Moment dem Gipfel und der Ziellinie inmitten der Menschenmenge näher zu kommen.

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Sonntag – Pölven Trail – 23km 1300hm – 532 Teilnehmer

Tag 3 und somit die letzte Etappe stand auf dem Plan. Schon beim morgendlichen Frühstücken vor dem Start um 09:00Uhr stellten Sascha und ich fest, dass das heute eine ganz heikle Kiste werden könnte. Die Füße sind schwer, der Kopf von der Belastung der Vortage etwas angeschlagen und eine neue weitere Herausforderung steht vor der Tür. Letztendlich kamen wir zum Entschluss, dass es den anderen Läufern auch nicht anders ergehen würde wie uns. 

Beim Verlassen des Hotels mussten wir noch dazu feststellen, dass sich der Wettergott für die heutige Etappe etwas anderes überlegt hatte, als die Tage zuvor. Es regnete. Dies bedeutete vor allem bei diesem sehr technischen Track stabile und trotzdem schnelle Füße zu bewahren.

Der Veranstalter hatte sich an diesem Wettkampftag gegen einen Massenstart und für einen Wellenstart entschieden. Dies bedeutete ab 09:00Uhr, 09:05Uhr und 09:10Uhr wurden die Athleten je Leistungsstand auf die Strecke losgelassen. Was sich als richtig gute Entscheidung für die engen Trails, ohne jegliche Überholmanöver, bewahrheitete. 

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Sascha, Thomas und ich befanden uns in der ersten Welle, die pünktlich angepfiffen wurde. Bereits nach dem ersten Anstieg nach gut 3km wussten meine Füße wieder was heute auf sie zukommen würde. Die technischste Strecke der Tour de Tirol und zum Teil auch die knackigste stand auf dem Programm. Mit Verpflegungsstationen bei Kilometer 10, 15 und 20 war es auch bei dieser Etappe wieder möglich sich gegen einen „Verpflegungsrucksack“ zu entscheiden und mit Schwung sowie ohne jegliche zusätzliche Kilos die Trails zu genießen. Das Highlight des heutigen Tages war definitiv das bezwingen des langen Anstiegs (ca. 8km) vom Steinbruch Bad Häring bis hin zum Juffinger Jöchl (1181m). Eine sehr enge, technische und durch die äußeren Witterungen bedingte feuchte & schmierige Trail-Piste, die mir noch einmal alles an Power abverlangen sollte, was ich im Kessel zu bieten hatte. Im direkt darauffolgenden anspruchsvollen Down-Hill in Richtung Söll konnte ich meine „Roll“-Schuh noch ein letztes Mal für dieses Saison in Szene setzen und über die engen Trails der Ziellinie entgegenfliegen. Ein aller letzter Boxenstopp bei Labelstation, Agerhof (20km), brachte jedoch noch einmal einen netten kurzen Gegenanstieg mit sich, bevor es dann abschließend auf die letzten 3-4 Asphaltkilometer zum Ziel nach Söll ging. Überglücklich stöpselte ich über die Finisherlinie, den wartenden Thomas entgegen und war froh die drei Tages Tour und somit den Saisonabschluss verletzungsfrei und auch erfolgreich überstanden zu haben.

Wie schon am Tag zuvor war es sehr beeindruckend wie viele Supporter, Zuschauer und Anwohner an der Strecke uns Läufer durch die engen Trails bis zum Ziel gepusht haben. MEGA!!!!

Feedback:

Die Tour de Tirol war für mich ein ganz besonderes Highlight zum Saisonabschluss 2018. 

Ich durfte über 3 Tage hinweg viele neue trailbegeisterte & positiv verrückte Menschen kennen lernen, Freunde treffen, mich mit diesen messen und trotzdem gemeinsam mit ihnen Spaß haben. Dies ist eigentlich etwas ganz Einfaches, aber trotzdem was ganz Besonderes. Nicht vielen Veranstaltern gelingt eine solch harmonische & familiäre Atmosphäre unter Wettkampfbedingungen. Bei der Tour de Tirol ist dies alles mit inbegriffen und durch die unterschiedlichen Lauf-Disziplinen noch dazu alles geboten, was das Läuferherz begehrt.

Des Weiteren darf ich das gut organisierte Event zu ihrer perfekten Verpflegung an der Strecke, den gut strukturierten Timetable und der großen Hilfsbereitschaft der freiwilligen Helfer an und neben der Strecke beglückwünschen. Die Abendlichen Feierlichkeiten & Preisverleihungen verliefen gut abgestimmt auf die Läufe des jeweiligen Tages und kräftigen zusätzlich den Zusammenhalt in der Trailgemeinschaft. Es wurde penibelst auf das Wohl eines jeden einzelnen Trail Läufers geachtet.

Wenn es mein gesundheitlicher Zustand zulässt komme ich sehr gerne wieder 2019 wieder nach Söll.

 

Die Ergebnisse der Tour de Tirol 2018

Der offizielle Pressebericht des Veransalters