Hochkönigman Trailcamp 2025: Zweieinhalb Tage Trailrunning-Leidenschaft und Community

Hochkönigman Trailcamp 2025
Hochkönigman Trailcamp 2025 © Sibylle Feichtinger

Malerisch liegt Maria Alm eingebettet in Wiesen und Hänge, im Hintergrund majestätische Gipfel aus nacktem Fels. Wir sind für zweieinhalb Tage im Hochkönigman Trailcamp, das auf die Veranstaltung in drei Wochen vorbereiten soll. Was nach den Tagen bleibt, ist aber mehr als Vorbereitung.

Streckencheck: Hochkönigman Skyrace

„Seid ihr gestern wirklich bis zum Riemannhaus gekommen?“ fragt die nette Haus-Chefin beim Frühstück am Sonntagmorgen. Den Sunrise-Lauf um 6:00 haben wir schon hinter uns und lassen bei Kaffee und Müsli das Hochkönigman Trailcamp 2025 ausklingen. Schön war es – mit einer starken Gruppe und einem leidenschaftlichen Veranstalter.

Und ja, am Samstag haben wir es aufs Riemannhaus raufgeschafft. Auf der Strecke des Hochkönigman Skyrace ging es auf nur 9 Kilometern rund 1.400 Meter nach oben. Erst trailig flowig, dann steil und steiler, durch Geröll, über Steige und ab rund 1.900 Metern Höhe in den Schnee. „Mal sehen wir weit wir es hoch schaffen,“ meinte Veranstalter Thomas vorher noch. Final erreichen wir das Riemannhaus mit nur minimaler Schneequerung. Schön zum Laufen, traurig fürs grüne Herz – es liegt einfach viel zu wenig Schnee für die Jahreszeit.

Hochkönigman Tralicamp 2025
Hochkönigman Tralicamp 2025 © Tobias Gerber

Statt dem Skyrace zu folgen, drehen wir um und laufen den vertrackten Track zurück. Die Gruppe zieht sich auseinander – den einen hüpft das Herz beim technischen Downhill, die anderen gönnen sich etwas mehr Zeit, um sicheren Halt unter die Sohlen zu bekommen.

Eine starke Trailcamp-Gruppe

Dass wir diese Strecke überhaupt hoch und runter laufen können, hängt auch an der starken Gruppe. Deren Zusammensetzung beim seit Jahren etablierten Trailcamp ist immer ein kleines Glücksspiel. Längst gibt es schon diverse andere Trailcamps. Aber dieses hat einen ganz eigenen Charme.

Chef Thomas ist im klassischen Sinne ein Typ. Er kann und weiß viel – und er redet gern und viel. Nach dem anstrengenden Lauf am Samstag sitzen wir abends noch zusammen. Eine Mischung aus Betthupferlbier und Trailrunning-Fragestunde. Die Augen werden kleiner, die Blicke auf die Uhren häufiger – und Thomas geht komplett darin auf, doch noch etwas über Trainingsumfänge zu erklären, die man für die unterschiedlichen Rennen braucht. Spannend – und in diesem Moment vielleicht auch ein Endurance-Training der anderen Art.

Wie gut ist eigentlich dein Vorfußlauf?

Der Abend zuvor. Es steckt nur ein kurzer Lauf in den Beinen und wir sitzen im gleichen Raum. Niemand kann schon alle Namen auswendig, alles ist frisch. An einem Hang haben wir vorher zwei Downhill-Videos von allen gemacht und analysieren sie nun gemeinsam. Der Vorfußlauf ist das Thema. Die Einsichten reichen von Bestätigung bis zu latenter Ernüchterung. „Dein Fersenlauf ist so laut, den haben sie in Salzburg noch gehört,“ bekommt ein Teilnehmer zu hören. Das Augenzwinkern ist zum Glück so stark, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt.

Und tatsächlich: als der technische Downhill am Samstag in eine Gravel-Straße übergeht, sieht man deutlich mehr Eleganz in den Laufstilen, die am Freitag noch etwas fersiger waren. Wenn sich das verstetigt, ist ein wichtiges Learning schonmal mit nach Hause genommen.

Hochkönigman Trailcamp 2025
Hochkönigman Trailcamp 2025 © B-Trail

Und was haben wir noch gelernt? Zum Beispiel, dass die Strecken des Hochkönigman nicht nur sehr unterschiedlich sind, sondern auch wunderschön. Unsere drei Läufe führen alle über offizielle Wettkampfstrecken mit wunderbaren Gipfeln und Graten direkt vor der Nase – wo Ende Mai natürlich auch gelaufen wird.

Wenn aus Fremden eine Community wird

Das schönste Bonbon, das vom Trailcamp mit nach Hause geht ist aber dieses tolle Gefühl von Community. Einzelne Teilnehmer*innen kannten sich schon vorher, viele kamen frisch dazu. Manche sind aus dem Flachland, andere haben die Berge in der DNS. Die Laufstile sind so unterschiedlich, wie die Tempi oder die Sicherheit bei Up- und Downhills. Und trotzdem wuchs die Gruppe immer mehr zusammen.

Im Gegensatz zu fast schon anonymen Wettkämpfen war die Gruppe mit rund 15 Teilnehmenden (manche waren nur temporär dabei) so gut bemessen, dass es genügend Geschichten, Träume und Perspektiven für eine ganze Woche gegeben hätte. Trotzdem war die Gruppe klein genug, dass man miteinander in Kontakt kam, mit immer anderen neben sich den Berg hoch oder runter laufen konnte und trotzdem das Gefühl hatte, nicht neben Fremden zu sein.

Wird man sich wiedersehen? Manche schon in drei Wochen beim Hochkönigman. Andere beim gegenseitigen Instagram-Gewusel. Wieder andere ganz plötzlich auf irgendeinem Trail – welchem auch immer. Schön, dass es solche Trailcamps gibt, wo es um die Freude auf den Trails und die Personen geht, die da gerade laufen. In dieser Kombination nehmen wir jedenfalls deutlich mehr mit nach Hause, als nur ein bisschen Techniktraining oder neue Follower auf irgendeinem Kanal.

Tobias Gerber