Vergangenes Wochenende fand der Julian Alps Trail Run im wunderschönen Örtchen Kranjska Gora, in Slowenien, statt. 6 verschiedene Distanzen mit unterschiedlichen Startpunkten und Ziel in Kranjska Gora standen zur Auswahl (zur offiziellen Pressemeldung). Auf der 60km Strecke war unsere XC-RUN.DE Athletin Bine unterwegs und rannte nach einer verkorksten Saison im Rennen der UTMB World Series auf den ersten Platz. Überrascht war sie am allermeisten von sich selbst. Ihr Racebericht:
Julian Alps Trail: Comeback zum Saisonende
Donnerstag, 07.09. Abends, Abfahrt nach Slowenien. Das letzte Rennen in diesem Jahr stand vor der Tür. Seit ca. 1 Jahr kämpfe ich mit einer Verletzung im linken Oberschenkel, weswegen diese Saison mehr als besch… für mich war.
1. Rennen ISTRIA100 im April finishte ich mit dem 8. Platz.
2. Rennen UTLW im Mai: DNF
3. Rennen Cortina Trail im Juni: DNS
4. Rennen KAT100 im August: DNS
Eine sehr deprimierende ‘Ausbeute’ für mich, vor allem wenn ich bedenke, dass ich in den letzten 5 Jahren bei fast allen meinen Läufen auf dem Trepperl stehen durfte. Da aber in den letzten Wochen eine deutliche Verbesserung meiner Verletzung zu erkennen war, entschied ich, nach Absprache mit meinem Physio, bei diesem letzten Rennen an den Start zu gehen. Ganz ohne Druck, ohne Erwartungen, einfach nur mit dem Ziel, das Ziel zu erreichen. Und genau mit dieser Einstellung ging ich ins Rennen. So stand ich zusammen mit meinem Freund Martin am Samstagmorgen an der Startlinie in Zirovnica, ca. 30 km von Kranjska Gora entfernt. Das Wetter an diesem Tag war wie aus dem Bilderbuch. Am Morgen noch sehr frisch, wurde es ein sonniger, fast schon zu heißer Tag, ohne eine Wolke am Himmel. 7 Uhr, der Startschuss fiel. Von Anfang an fühlte ich mich richtig gut und konnte mich zu meiner Überraschung im vorderen Feld, als 1. Frau, einreihen. Schon der erste Anstieg hatte es in sich. Auf 11km mussten wir knapp 1.800 Hm bewältigen. Vorteil für mich, da ich ja bekanntlich im Uphill stärker bin als im Downhill. So konnte ich hier meinen Vorsprung schon gut ausbauen. Es dauerte nicht lange, bis ich auf die ersten Läufer der 170 km-Strecke traf, die schon seit dem Vortag unterwegs waren. Vorbei an der 1. VP am höchsten Punkt, dem “Stol” auf 2.236m folgte nun ein steiler Downhill auf losem Schotter. Die Strecke führte uns über wunderschöne schmale Wege, durch Geröllfelder, über mehrere Wiesenwege mit Pferden und Kühen. Ich liebe es, Kühe auf einer grünen Wiese in den Bergen zu sehen. An diesem Anblick kann ich mich jedes Mal aufs Neue erfreuen, so auch an diesem Tag. Immer noch fühlte ich mich richtig gut und konnte die wunderschöne Landschaft total genießen. An diesem Tag fühlte sich für mich einfach alles richtig und gut an, ich hatte Freude am Laufen und war einfach nur happy, dass es mir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gut ging. Meine Verletzung war zwar zu spüren, aber es war OK, sodass ich sie teilweise sogar vergaß. Ich lief meinen eigenen Rhythmus und war total in meinem Element. Die Zeit verging wie im Flug. Später traf ich auf immer mehr Läufer der 100km-Strecke. Wir feuerten uns gegenseitig an und viele von ihnen riefen mir zu “Super, Du bist die 1. Frau, weiter so, diesen Sieg holst Du Dir”. Das freute mich wirklich sehr. Diese Läufer waren seit dem Vorabend unterwegs, liefen die ganze Nacht durch und freuten sich trotzdem für mich und riefen mir diese lieben Worte zu. So etwas nenne ich richtige Sportlichkeit! Kilometer um Kilometer spulte ich runter, ich hatte keine Ahnung, wie weit die 2. Frau hinter mir war. Ich konzentrierte mich einfach nur auf mich selbst. Auf den letzten 10 km wurde es aber dann doch noch extrem zaach. Viele Kilometer mussten wir davon auf Asphalt laufen. Auch die letzten 300 HM ging es auf der Teerstraße hinauf. Die Nachmittagssonne knallte nun mit aller Wucht auf uns herab. Kurzzeitig dachte ich mir “Warum zum Teufel machst du das?”. Schnell schob ich den Gedanken beiseite, freute mich wieder, dass ich schon so weit gekommen und das Ziel bereits in greifbarer Nähe war. Von weitem konnte ich schon den Moderator hören. Irgendwann rief mir eine Frau zu “only 1,5km left” und ich dachte nur YESSS! Dann war es soweit, noch ein paar Stufen durchs Dorf hinauf und ich war auf der Zielgeraden. Überglücklich, mit Tränen in den Augen lief ich als 1. Frau über die Ziellinie. Martin, seine Eltern, die extra angereist waren und einige Freunde und Bekannte warteten hier auf mich und freuten sich mit mir über meinen Sieg. DANKE FÜR DIESEN SCHÖNEN MOMENT!
Nach einer langen Durststrecke durfte ich hier in Slowenien mein persönliches ‘Comeback’ feiern. Zwar noch nicht ganz zurück in meiner alten Form, bin ich dennoch unendlich glücklich, dieses Rennen so gut gemeistert zu haben. Es hat mir mal wieder gezeigt: auch wenn es mal nicht so läuft, nicht aufgeben und den Kopf in den Sand stecken. Es lohnt sich zu kämpfen, denn nach schlechten kommen immer wieder gute Zeiten!
Fazit
Den JATR kann ich nur jedem ans Herz legen. Eine superschöne Strecke in traumhafter Umgebung. Angefangen von der Streckenmarkierung, die wirklich 1a war -keine Chance sich zu verlaufen- über die Organisation, die ganzen lieben Helfer auf der Strecke und im Ziel. Hier hat einfach alles gepasst. Im schnuckeligen Örtchen Kranjska Gora fühlt man sich einfach nur pudelwohl und es gibt SUPER LECKERES Eis 🙂
Ergebnisse
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