Leadville 100: I commit, i won´t quit

Dennis finished den Leadville 100 © Dennis Pe

Ein Spreewälder beim Leadville 100 “Across the Sky Race” – Rennbericht von Dennis Pe

“WHEN IT COMES

TO THAT POINT

WHEN IT HURTS

BEYOND HURT.

WHEN

YOUR LUNGS

ARE BURNING,

YOUR LEGS ARE

DEAD AND YOU’VE

STILL GOT MILES

AND MILES TO GO. THAT’S WHEN

YOU DIG DEEP”

KEN CHLOUBER (Leadville Co-Founder)

Die Vorbereitung

Ein halbes Jahr Training für diesen Moment. Jetzt stehe hier auf dem Mount Elbert, der höchste Berg in Colorado, mit 4401m und blicke schweratmend auf die Strecke des Leadville 100. Die Vorbereitung lief gut. Mit Läufen wie der Brocken Challenge, Keufelskopf Ultra-Trail, U.TLW, sowie der E101 war ich auf die Distanz und den Höhenmetern gut vorbereitet. Für das Höhentraining musste ich alles auf eine Karte setzen. Ich nahm 3 Wochen Urlaub, wovon ich 2 Wochen in Boulder auf 1800m bis 2900m verbrachte. Die letzte Woche sollte dann in Leadville direkt verbracht werden.

Angekommen in Boulder lief ich Montag gleich mit den Rocky Mountainrunners die Green Mountain Tour und holte mir Insiderwissen. Tipp 1: „Don´t do it“ und Tipp 2 „Longruns in high altitude“. So sahen dann die nächsten zwei Wochen bei mir auch aus. Täglich ne Runde mit 1000HM und mindestens Halbmarathon Distanz. Der Abschluss sollte ein Half Ironman in Boulder sein. Probleme mit der Höhe gab es in der Region noch nicht, da ich diese auch von den Alpen kannte.

Dann ging es nach Leadville. Auf dem Weg dorthin ging es das erste Mal auf ein 4000er. Puh, dass mal doch eine ganz andere Luft hier in der Gegend. Ich entschloss die Woche nicht mehr zu laufen. Bis Mittwoch jeden Tag ein bis zwei 4000er und dann die Beine hochlegen. Dienstag gab es den Mount Elbert als höchsten Berg in Colorado und einer Länge von 14km. Mittwoch dann nochmal zwei 4000er mit einer Länge von knapp 19km. Zum Schluss sollte die Rechnung auch aufgehen.

Der 100 Miler

Zwei Uhr klingelt der Wecker. Dusche, Haferflocken, Kaffee. Der Ablauf ist immer derselbe und gut eingespielt. Drei Uhr dreißig stand ich an der Startlinie. Die Nationalhymne läutet die letzten 2min ein. Gänsehaut pur. Dann ein lauter Knall aus Ken´s Winchester und los geht es. Der 100 Miler ist tückisch. Steht doch im Internet das er zu 90% laufbar ist, hat er dennoch eine DNF Quote von 50%. Man ist also gewarnt. Vor allem die ersten Kilometer müssen gut durchdacht sein. 9km Forststraße bergab und 12km flach um den Turquoise Lake zur ersten Aid Station May Queen. Ich startete mit einem 4.50er Schnitt und kam nach 1h46 an der Verpflegung an. Wer den Leadville läuft, sollte jetzt die ganze Energie aufsaugen die man hier erlebt. Da May Queen die erste Station ist stehen hier natürlich auch alle Crews. Das bedeutet es stehen auf 1km ungefähr 3000 Menschen und bilden eine Gasse und machen früh um sechs eine Stimmung die Atemberaubend ist.

Der erste Single Trail führt mich von der Verpflegung über die Hagerman Road zum Sugarloaf Pass. Ein Anstieg von 400m auf 7km. Man lacht am Anfang über solche Anstiege aber die Höhe auf der man sich bewegt macht das doch nicht so einfach. Dann ein 10km langer Downhill zur zweiten Verpflegung, Outward Bound. KM 39 in 3h38. Jetzt geht’s unspektakulär zur nächsten Verpflegung Half Pipe. Viel Straße, Forstwege und wenig Höhenmeter. Für schnelle Läufer wohl ein Paradies 😀

Ab Box Creek kommen die Singel Trails zurück und es beginnt an stark zu regnen. Mein Wetter.

Jetzt geht es leicht bergauf zur kleinen Aidstation Mount Elbert. (Hier gibt es nur Wasser!!) Von Mt. Elbert geht es jetzt drei Milen bergab zur größten Station beim ganzen 100 Miler. Twin Lakes ist Party Hochburg für die Crews und für Läufer ist es das Krankenhaus, sowie Wellness Oase zugleich. Ich komm nach 6h12 in die Verpflegung Twin Lakes an. Mein Magen streikt. Ich kann nix mehr essen. Fühle mich aber dennoch gut. Ich nehme mir Zeit an der Verpflegung und fülle alle meine Flaschen auf, trink ne Suppe, ess Melone und lass mir die Stöcker geben.

Jetzt beginnt der Leadville!!

Hope Pass – “You love it, or you hate it”

 Auf, auf, zum Hope Pass. Start des Anstieges läutet die Flussquerung ein. Jetzt kommen 1000HM auf langen 10km zum höchsten Punkt auf 3800m. Ich bin noch gut im Rennen und schleiche langsam den Gipfel hinauf. Für die 10km brauch ich ungefähr 2h und komme nach 8h21 bei der kleinen Aidstation Hope Pass an.

Von Hope Pass geht dann ein starker Downhill runter auf 3000m. Mir kommt auf dem halben Downhill Rob Krar entgegen. Am Ende des Downhills geht es scharf nach rechts und ab nach Winfield zum Wendepunkt. Hier kommen mir weitere Läufer entgegen. „Good job Dude!“ hört man jetzt rund um die Uhr. In Winfield angekommen wird erstmal alles aufgefüllt und vollgepackt was ich mitnehmen kann. Der Rückweg zu Hopepass ist deutlich schlimmer als der Hinweg. Ab hier könnte man seine Pacer benutzen. Da der Weg nach Winfield nicht gerade toll ist und es auch viel Zeit in Anspruch nimmt, habe ich meine Pacer in Twin Lakes stehen gelassen. Wer aber einen braucht findet hier einen. Es stehen viele Leute anderer Crews da und auch die Rocky Mountainrunners warten hier gern auf einen Einsatz 😀 Man braucht also nicht allein los laufen.

Inbound, ab nach Hause Dennis. Los geht’s, 80km done, 80km kommen noch. Das Happy-Gefühl wird nach 7km auf den Nullpunkt gesetzt. Man steht wieder vor Hope Pass. Beim Hinweg noch langgezogen, steht man jetzt einfach vor einer Wand. 3km mit 1000HM. Einfach nur ein Brett. Ich zieh es durch. Hier verliere ich viele Plätze. Sei es, weil ich allein laufe oder einfach mein leerer Magen jetzt immer mehr die Hauptrolle spielt. Ein Schwächegefühl kommt langsam durch. Keine Energiezufuhr mehr durch Nahrung aber noch 80km vor dir. Das wird ein harter Kampf. Angekommen auf dem Gipfel nach 12h02. 3 Minuten in Sich gehen und den Ausblick genießen.

Der Kopf sagt nur noch: “Dennis ab jetzt bergab bis Twin Lakes und ab nach Leadville“. Das schwerste ist geschafft.

An der Aidstation Hope Pass nochmal zu einer Cola gegriffen, um irgendwie Energie zu bekommen. Die ersten traurigen Bilder sieht man leider jetzt auch. Die ersten Leute schaffen die Cut Off Zeiten nicht. Traurige Momente auf dem schwersten Teilabschnitt.

Ab Twin Lakes kommen meine Pacer zum Einsatz. 60Km to go. Wer sich das Rennen gut eingeteilt hat, läuft das Ding ab hier sicher nach Hause. Hätte, wenn und Aber. Bei mir hat es nicht ganz geklappt und ich musste wirklich kämpfen. Sicher hat es ein bisschen damit zu tun das ich seit km 40 nix mehr essen konnte aber irgendwann schmerzen auch einfach die Kilometer. Da ich aber die 100km und 3600HM in einer Zeit von 13h durchquert hatte stand für mich fest, dass ich alles versuchen werde um unter 25h zu laufen. Dann ist es soweit. Die letzte Aidstation May Queen ist da. Es sind nur noch 21km zu laufen (die ziehen sich sehr sehr sehr lang ) und ich habe noch viereinhalbstunden Zeit dafür.

Nach 23h41 durchquere ich das Ziel. Ausgepowert aber fröhlich.

Rückblickend

Der Leadville 100 ist ein Lauf der sollte auf der Ultraliste stehen. Er ist sehr familiär und das merkt man ab dem Briefing sofort. Die Qualifikation ist wohl einfacher zu laufen als den 100 Miler. Wer in den Alpen 100km Läufe besteht, sollte mit der Distanz so überhaupt gar keine Probleme haben. Wie schon erwähnt ist er zu 90% laufbar. Dennoch sind von 712 startern nur 379 ins Ziel gekommen und zeigt was für ein Einfluss die Höhe aber auch das Wetter hat. Bei mir haben 3 Wochen gereicht um sich an die Höhe zu gewöhnen. Das ist von Mensch zu Mensch aber wohl sehr verschieden und schwer hierfür Tipps zu geben. Jedenfalls sollte man ein paar 4000er für die Vorbereitung machen und viel Wasser trinken um Kopfschmerzen zu entgehen. Naturtechnisch ist es natürlich super schön. Man ist mitten in den Rockies und links und rechts stehen die 4000er um Leadville. Die Wälder und die Trails sind schon was Besonderes. Ken hat mich auch gleich für nächstes Jahr eingeladen 😀 Mal schauen ob ich mich nochmal in den Lostopf werfe. Dieses Jahr war ich der einzige Deutsche. Generell werden nur 75 Lose an Übersee vergeben. Daher wünsch ich euch allen viel Glück bei der Lottery für 2019.