MOUNTAINMAN Nikolaus Trail 2022: Vor der Haustür rutscht es sich am schönsten - xc-run.de Trailrunning

MOUNTAINMAN Nikolaus Trail 2022: Vor der Haustür rutscht es sich am schönsten

MountainMan Nikolaus Trail 2022 © MountainMan

Ein kurzer Fluch, da liegt der Nächste im Dreck – und rutscht einfach weiter den kurzen, steilen Hang runter. Statt anzuhalten dreht es ihn, er kullert, kommt irgendwann zum Stopp. Das war so nicht geplant, aber dieser Nikolaus Trail in der Hersbrucker Schweiz bei Nürnberg hat einige Überraschungen im Ärmel.

Der Nikolaus Trail ist neu in der MOUNTAINMAN-Familie und bringt uns dieses Mal nicht in die Berge des Südens, sondern in die Heimat der Veranstaltenden: die Hersbrucker Schweiz, rund 1/2h östlich von Nürnberg. Die halbe Republik liegt unter einer Schneedecke und auch hier hat es in den vergangenen Tagen geschneit. Davon merkt man aber außer auf den höheren Hügeln nichts. Sonst ist es vor allem wolkengrau und matschig. Es geht zwischen 350 und 650 Metern Höhe immer auf und ab in wunderhübscher Landschaft voller Felsen, Laubbäume und kleinen Ausblicken. Leider sehe ich davon herzlich wenig, denn es ist so rutschig, dass alle die auch nur grob auf die Zeit achten, den Blick stur auf den Weg gerichtet halten, der zwischen Forstwirtschaftswegen, Wanderwegen und astreinen Singletrails variiert.

4 Routen gibt es, die wie immer beim MOUNTAINMAN auch mit Hund gelaufen werden oder gewandert werden können. Dazu einen Wichtel-Trail für die ganze Familie. Die längste – und nicht wanderfreigegebene Strecke – ist 42 Kilometer lang und soll gut 1.200 Höhenmeter haben.

Felsen, Höhlen, schmale Pfade

Um 8:00 geht es nach Norden los, Richtung Kletterfelsen und Höhlen, die ich alle übersehe, da ich ja auf den Weg schaue und auch so des Öfteren ins Rutschen komme. Das extrem schnell gestartete Feld zieht sich bald auseinander, ich suche mir meinen Platz irgendwo im vorderen Bereich. Neben dem abwechslungsreichen Weg fällt schnell auf, wie nett die Laufenden hier alle sind. Man achtet aufeinander, läuft auch mal gemeinsam einen falschen Hang hoch und die nochmal umso rutschigere Direktverbindung zum Track zurück, warnt sich, wenn ein falsches Abbiegen offensichtlich wird.

Nach der ersten Stunde sind wir eingesaut, denn es stürzen eh fast alle irgendwann. Mich mault es zwar nicht im Schlamm, dafür in einer steil abschüssigen Felsspalte, durch die ich zu schnell durch will. Aber wer konnte schon wissen, dass es auch dort glatt sein könnte?! Wer?! Und hat der Buah wenigstens etwas gelernt? Ja: Ellbogenbremse in einer steil abschüssigen Felsspalte hilft zwar, den Kopf oben zu halten und nur auf dem Arsch weiter zu rutschen, tut aber weh. Immerhin ist das Hindernis so schnell durchrutscht.

Trotzdem: Was hübsch das hier ist! Gerade das Klettergelände um den Höhenglücksteig und das Noristörl begeistern. Und fordern, denn das wirklich ständige Auf und Ab, das dauernde Rutschen und die konstante Konzentration auf den kleineren Trails machen die erste, rund 27km lange Runde zu einem ordentlichen Brett. Danach kommen wir kurz durch den Zielbereich – und haben schon 1.200hm auf der Uhr. Huch?! Wie kann das denn sein? Da kommt doch noch was…

Zum Abschied nochmal Singletrail

Es kommt tatsächlich noch der komplette M-Trail. Auch hier geht es erstmal durch Felder und eher unspektakuläre Waldwege in und über die Hügel. Die Nordschleife gefällt mir persönlich besser, auch wenn immer wieder auch hier Trail-Schönheit durchblitzt – bis plötzlich die letzten Kilometer vor Schluss nochmal richtig aufdrehen. Es geht bergab, der Weg ist schmal, besteht komplett aus kreuz und quer hochragenden Steinen – natürlich rutschig – und fordert von den müden Muskeln nochmal Präzision und Trippelschritte. Was für ein Fest, bevor der Weg ausmäandert, zum Forstweg wird, zur Asphaltstraße wird und endlich wieder durch den Zielbogen führt – nach 42km und knapp 1.800hm. Wo auch immer diese gut 500 Extrahöhenmeter herkamen…

Obwohl das Wetter unbeeindruckt grau bleibt, ist es im Start-Ziel-Bereich noch eine ganze Weile bunt bevölkert. Es gibt Lagerfeuer, Bratwurst, Getränke, um 14h die Siegerehrung – und irgendwann dann die Heimfahrt per Auto oder fußläufig erreichbarer S-Bahn. Noch so ein Pluspunkt: Der Veranstaltungsort Pommelsbrunn ist wirklich gut erreichbar.

Enf of season

Und so endet meine Saison fast da, wo sie im März mit Team Kapitän Markus angefangen hat: beim MOUNTAINMAN. Im März allerdings noch in Reit im Winkl (hier der Race Report). Traurige Randnotiz des schönen Tages: Team-Kollege Christian wollte auch starten, war sogar angereist und stellt morgens mit fiebrigem Schädel fest, dass er – nun ja – einen fiebrigen Schädel hat. Da ist natürlich nichts mit Laufen oder Schöner-Fallen. Gut, dass der Jahresrückblick des Teams schon vorher fertig war…

Mit ihrem Nikolaus Trail haben die Veranstalter einen Nerv getroffen. Von „lass mal probieren“ zu „wir machen bei 1.000 Anmeldungen die Registrierung zu“ mitten in der unberechenbaren, graunassen Jahreszeit? Das dürfte nicht das letzte Event vor der eigenen Haustür bleiben. Gut so.

Tobias Gerber

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