Transalpine Run 2016: Lauftagebuch Etappe 6

Transalpine Run 2016 Etappe 6 © Marco Felgenhauer

So gerne wir laufen, so toll die Erlebnisse und so wunderbar die Landschaften sind durch die wir uns hier bewegen – ab dem fünften oder sechsten Tag wird es dann doch  etwas zäh und man freut sich auf das Ziel in Brixen.

Etappe 6: St. Leonhard – Sarnthein

Auf Traumtrails durch Südtirol

„Ich kenne das von meinen letzten beiden Teilnahmen beim Transalpine Run: So gerne wir laufen, so toll die Erlebnisse und so wunderbar die Landschaften sind durch die wir uns hier bewegen – ab dem fünften oder sechsten Tag wird es dann doch  etwas zäh und man freut sich auf das Ziel in Brixen. Jeder hat seine kleineren oder größeren Blessuren, der Körper ist ausgelaugt von den täglichen Marathondistanzen und auch Psychisch ist man etwas ausgebrannt. So sitzen wir pünktlich um 5:45 Uhr relativ wortkarg beim Frühstück, keiner will es zugeben, aber so richtig Lust auf Laufen haben wir heute eigentlich nicht. Trotzdem stehen wir kurz vor acht in der vorderen Reihe des Startblocks und klatschen artig zu „Highway to hell“ mit dem wir auf die Strecke geschickt werden. Doch mit dem Startschuss sind wir hellwach: Gewohnt flott legen wir los und stehen nach vier Kilometern vor der ersten Wand: 1600 Höhenmeter Anstieg am Stück hoch zur Tallner Alm. Wir liegen an erster Stelle und es folgen traumhafte Höhenpfade mit Ausblick ins Passeiertal. Es macht unglaublich Spaß und das morgige Motivationsloch ist lange vergessen. Stressig wird es für mich vor allem an den Verpflegungsstationen: Tina läuft nach ihrem obligatorischen Becher Cola um Zeit zu sparen direkt weiter. Ich kümmere mich um die Versorgung, fülle unsere vier Trinkflaschen auf, stecke ein, zwei Riegel ein, bedanke mich artig bei den Helfern und versuche die 40 Sekunden Rückstand auf Tina so schnell wie möglich aufzuholen – vier Trinkflaschen und zwei Paar Stöcke balancierend gar nicht so einfach. Es folgt der nächste harte, extrem steile Anstieg zur Oberen Scharte (2675m): Die 600 Höhenmeter auf 2 Kilometer (Zum Vergleich: Beim Kaitersberglauf kommendes Wochenende verteilen sich 600HM auf 8 Kilometer) haben es in sich, doch Tina tänzelt in beeindruckender Manier an zahlreichen Männerteams vorbei in Richtung Gipfel. Unglaublich wie viel Energie in diesem kleinen, schmächtigen Körper am sechsten Tag noch steckt. Die nächsten zehn Kilometer sind wohl der Traum jedes Trailrunners – sonnendurchflutete, ellbogenbreite Höhenpfade mit atemberaubenden Ausblicken auf die Südtiroler Bergwelt. Im nachfolgenden Downhill fliegen bei Kilometer 27 das schwedisch / österreichische Duo Berglund / Fister an uns vorbei. Wir können diesen technisch unglaublich versierten Läufern nicht folgen, bringen aber den zweiten Platz ins Ziel. Es war erneut eine unglaubliche sportliche Leistung von Tina Fischl – immerhin fehlen uns nach einem 5-Stunden-Rennen nur zwölf Minuten auf die drittplatzierten Männer – und das bei diesem international stark besetzten Feld. Jetzt heißt es noch 36 Kilometer durchhalten und unseren Podestplatz bis zum Ziel in Brixen zu verteidigen.“

Fazit:

Markus: „Es war wunderschön aber auch verdammt hart heute. Die letzten Tage zehren mittlerweile doch ganz schön und ich freue mich auf die Zielankunft mit anschließendem Eis, Pizza und hoffentlich einem Podestplatz in Brixen.“

Tina: „Sportlich habe ich es mir etwas leichter vorgestellt hier beim Transalpine Run: Wir laufen jeden Tag ein wahnsinniges Tempo an meiner absoluten Leistungsgrenze und dennoch liegen die Abstände der ersten vier Mixed-Teams im Minuten- oder gar im Sekundenbereich. Man darf hier sieben Tage lang keinen Augenblick nachlassen wenn man auf dem Podium stehen will und das ist auf Dauer ganz schön zermürbend.“