Die Outdoorregion Imst ist immer eine Reise wert (siehe Artikel). Steht dann auch noch der Tschirgant Sky Run an, lohnt sich die Fahrt nach Tirol gleich doppelt. Basilia Förster kommt nach ihrer langen Leidensphase im Winter langsam aber sicher in Fahrt und startet gleich doppelt. Samstag Abends beim Nightsprint und Sonntag über die Marathondistanz. Ihr Rennbericht:
Silber aus der blauen Grotte
Mein Körper brennt vom Laktat. Blutgeschmack im Mund. Ich hechle nach Luft. Nur zwei Kilometer genügen, um mich komplett zu verausgaben. 250 Höhenmeter hinauf durch die Rosengartenschlucht. Dem Prolog zum Tschirgant Skyrun. Was für ein Start ins Rennwochenende?!
Kristallklares Wasser bahnt sich den Weg durch die Schlucht. Senkrecht aufragende Wände zu beiden Seiten markieren den Weg. Moos und Farne haben sich im Laufe der Jahre angesiedelt. Bereits vor zweitausend Jahren wurde in der blauen Grotte am Ziel in Hoch-Imst nach silberhaltigem Bleiglanz gesucht. Nach Edelmetall suche ich auf dieser kurzen Strecke vergeblich. Trotzdem bin ich mit Platz 4 als Ultra-Exotin unter Sprinterinnen ganz zufrieden. Und mein Highlight kommt erst noch am nächsten Morgen.
Erinnerungen an gestern Abend
Zusammen mit Michael und Markus stehe ich kurz vor 7 Uhr am Startbogen auf dem Sportplatz. Nicht nur die Tartanbahn erinnert mich an Sprints. Auch meine Oberschenkel fühlen sich schwer an. Macht nichts. Es warten genügend Kilometer, um die Beine wieder locker zu laufen. Vier Distanzen gibt es zur Auswahl. Ich habe mich für die zweitlängste entschieden. Während der Ultra und der kürzere Skyrun technischer sind, erwartet uns auf der 43-KM-Strecke weitgehend laufbares Terrain.
Die perfekte Strecke
Drei wellige Kilometer durchs Tal. Eine moderat ansteigende Forststraße. Zur Eingewöhnung schon mal ein leichter Singletrail. Dann wieder ein breiterer Weg. Sukzessive an Steigungsgrad gewinnend. Zurück auf Singletrails. Nun technisch herausfordernder. Erst Wurzeln, nach überquerten Almböden später auch Stein, Fels und Geröll – besser kann eine Strecke nicht konzipiert werden. Und nach 1.400 positiven Höhenmetern bin ich auch schon am höchsten Punkt des Marathons angekommen. Dem „Frühstücksplatzl“ auf dem Grat. Ich habe nur Zeit für ein Gel und einen Schluck aus meiner Flask. Und für einen Blick nach rechts. Auf den knapp 200 Meter höher gelegenen Gipfel des Tschirgant. Von dort kommen die Ultra- und Skyrunner herunter. Die kürzere Strecke führt gleich auf der anderen Gratseite steil nach unten. Die Ultras begleiten uns ein Stück über den Grat bis zum nächsten Verpflegungspunkt.
Crescendo ins Finale
Ich habe aufgehört, die Serpentinen zu zählen. Endlos schlängelt sich die Forststraße hinunter ins Tal. Ich versuche, eine gute Pace zu halten und trotzdem meine Oberschenkel nicht zu zerstören. Endlich wird es flach und für ein paar Kilometer fühle ich fast Straßenmarathon-Feeling. Doch nach der Talquerung in Strad geht es schon wieder etwas bergauf. Nicht steil. Wellig, tendenziell ansteigend. Es ist schon ziemlich warm. Wolken und Schatten verhindern das Schlimmste. Ich bin froh über jeden Schluck aus meinen Flasks. Bei der letzten Verpflegung gibt es endlich auch Cola. Ich erhöhe sukzessive das Tempo. Aus den Augenwinkeln erhasche ich die landschaftlichen Highlights. Der hohe Übergang bei der Salvesenschlucht. Der Starkenbergsee. Und nun das Finale. Rosengartenschlucht Downhill. Das macht Spaß. Attacke. Ein paar entgegenkommende Wanderer springen zur Seite. Schweißtropfen fliegen. Vermischen sich mit der tosenden Gischt unter mir. Schon bald spuckt mich die Schlucht wieder aus. Den Speed behalte ich für die letzten Meter ins Ziel. Zweite Frau höre ich den Stadionsprecher rufen. Heute hat es für Silber gereicht. Die Bergarbeiter in der blauen Grotte wären stolz gewesen. Ich bin es auch. Ein weiterer Schritt auf meinem Weg zurück ist geschafft.
Comeback auf den Gipfel
Viel wichtiger als die Platzierung ist mir das einmalige Gefühl, in Laufschuhen wieder Berge zu überqueren, Täler zu durchlaufen und im Ziel mit so vielen Freunden zu feiern. Markus freut sich ebenfalls über Silber, Michael über Platz 5 Agegroup. Eigentlich freuen sich alle. Während der Siegerehrung werden die Schlussläufer genauso wie zuvor die Ersten gefeiert. Vielleicht konnten diese die Schönheiten der Imster Bergwelt noch mehr genießen. Egal. Ich werde mir das alles nochmal in Ruhe anschauen. Und nächstes Mal laufe ich dann auch über den Gipfel.