Die Saison ist in vollem Gange und viele große Ziele stehen noch aus. Ihr fühlt euch gut und so fit wie selten. Alles läuft nach Plan. BUUUUHMMM! Plötzlich seid ihr verletzt. Ihr habt es mit dem Training und den Wettkämpfen übertrieben, wart unvernünftig, oder hattet einfach nur Pech. Egal, die Situation ist für alle die gleiche: Eine Welt bricht zusammen und es heißt für ein paar Wochen oder gar Monate erst einmal Pause mit dem Laufsport. Dazu kommt bei schweren Verletzungen die Ungewissheit, ob sich der Körper überhaupt wieder richtig erholt…
Unseren Redakteuer Martin Mühlbauer hat es böse erwischt – natürlich bei einem „Spaß-Fußball-Turnier“. In den folgenden Wochen und Monaten wird er in diesem Blog ehrlich und unzensiert von seiner Verletzung berichten. Welche Maßnahmen ergriffen wurden, wie es ihm mental dabei ging und mit welchen Trainingsmethoden er sich – nach langer Pause – wieder herankämpfen möchte.
Martin Mühlbauer: Schwere Verletzung und wie geht’s jetzt weiter?!
Kaum ein Sportler bleibt verschont wenn es um Verletzungen geht. Ich kenne das Gefühl, die Leere im Kopf. Schon als ehemaliger Skiprofi habe ich an einer schweren Knieverletzung laboriert und ein Jahr Zwangspause einlegen müssen. Nun ist es wieder soweit: kompletter Außenbandabriss, Kreuzbandeinriss und Haarriss im Oberschenkelknochen. In den folgenden Wochen möchte ich euch gerne auf meine „Reise der Genesung“ mitnehmen und erzählen was ich tun werde, um wieder laufen zu können:
Erste Tage nach der Verletzung
„Martl du musst unbedingt kemma, heid Fußball“
„Oh echt?! Woaß ned so recht, bin ned so fit im Fußball momentan.“
„Ah geh scho, i brauch de unbedingt im Mittelfeld.“
„Naja. Ok, dann schaue owe af Regen.“
„Bist um hoabe viere unten. Bis spada.“
Dieses Gespräch zwischen meinem Vorgesetzten und mir wird mir lange in Erinnerungen bleiben. Es war der 02.08.17 vormittags. Erster Tag meines Urlaubs. Um 16:10 Uhr lag ich am Boden mit verletztem Knie. Dann die Fahrt in die Notaufnahme Viechtach mit schmerzverzerrtem Gesicht und verschiedensten Gedanken im Kopf. Die Hoffnung, dass es doch nicht so schlimm ist wie es sich anfühlt. Erster Befund in Viechtach. Starke Überdehnung im Knie. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl dort im Krankenhaus ernst genommen zu werden. Deshalb habe ich meinen Physio Franz Michael gebeten sich das Ganze mal anzusehen. Es ist einfach nur toll, so einen Freund zu haben. Nur 20 min später war der Mich schon bei mir und machte sich ein Bild von meinem Knie. Er erkannte sofort, dass mein rechtes Knie ganz schön luder (wackelig) war. Es stimmte was ganz und gar nicht. Doch für eine genaue Diagnose braucht man natürlich ein MRT. Also machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg in die Kaserne nach Regen zum Truppenarzt, um mir einen Termin für die MRT- Aufnahme zu besorgen. Gar nicht so einfach, zeitnah einen Termin zu ergattern. Nach unzähligen Anrufen meiner Arzthelferin Martina stand ich überall wo es ein MRT-Gerät gab auf der Warteliste. Nun hieß es für mich abwarten. Mir stand ein langes Wochenende bevor. Diese Ungewissheit war einfach nur schrecklich. Zum Glück habe ich eine tolle Frau zu Hause und mein kleines Mädchen Marie, die es wirklich verstehen mich aufzumuntern. Auch mein Bruder Michael, meine Eltern und meine besten Freunde Markus Mingo und Marco Müller haben sich wirklich sehr gut um mich gekümmert. Mir haben diese langen Gespräche und viele Besuche bei mir zu Hause sehr geholfen um mich abzulenken.
Montag 07.08: MRT
Kurz vor halb 8 ein Anruf der Radiologie Zwiesel. Ich habe um 11.00 Uhr einen Termin in der Röhre.
Dienstag 08.08: Der Schock
Der Befund wird mir von meinem Truppenarzt eröffnet. Mein Gesicht beginnt langsam eine Lähmung zu bekommen, als ich die ganzen Verletzungen so aufgezählt bekomme. Ein Facharzt soll sich nun mein Knie anschauen und entscheiden, wie es mit mir weitergeht. Arzthelferin Martina kümmert sich sofort um einen Termin in Straubing bei Prof. Dr. Strobel, der auf alle Fälle meine 1. Wahl ist. Ich kann sofort los nach Straubing um den Termin wahrzunehmen. Um 15.00 Uhr wird mir und meiner Frau Evi durch Prof. Dr. Strobel erläutert, was er mit mir vorhabe. Ich kann hier nur jedem aus eigener Erfahrung empfehlen, bei Knieverletzungen zu diesem Mann zu gehen. Ich fühlte mich sofort pudelwohl und wusste sofort, dass ich hier richtig aufgehoben bin.
Donnerstag 10.08: Die OP
OP Termin in Mallersdorf: Bereits um 05:30 Uhr starte ich mit meinem Bruder Mich los. Mir wird im Krankenhaus mitgeteilt, dass ich heute der Erste bin. Ich freue mich darüber, da ich nicht lange warten muss. Alles geht echt schnell, bis ich schaue wache ich schon wieder auf. Alles gut verlaufen – wird mir mitgeteilt. Schon erstaunlich, wie man sich bei solchen Sachen freuen kann. Mir geht es gut, die Narkose hat bei mir keine Nebenwirkungen gezeigt.
Am nächsten Tag habe ich wirklich Stress ?: Bereits um 08:00 Uhr beginnt meine erste Physio mit Susanne vom Sportophaedicum. Verbandswechsel, Schiene anpassen und meineDrainage wird entfernt. Die Betreuung die mir vom Sportophaedicum geboten wird ist echt überragend. Auch ein genauer Fahrplan, wie es mit mir weitergeht, wird mir genau erläutert und lässt keine Fragen offen. Als Sportler finde ich das natürlich super.
„Trainingsplan“ der ersten 6 Wochen
Ausgangslage:
Offene Rekonstruktion lateraler Kapselband-Band-Apparat, Aussenband- Refixation. Vorderes Kreuzband Debridement der Fossa (Wundsäuberung) Partialruptur L. poplitaeus; 4 Wochen Knieruhigstellungsschiene Gebeugt 20° und natürlich 4 Wochen Unterarmgehstützen:
- 1 Woche: Bodenkontakt erlaubt, Lymphdrainiage jeden 2. Tag
- 2 Woche: Bodenkontakt erlaubt, Lymphdrainigage und Pendelübungen jeden 2. Tag, 6mal täglich Tensgerät zum Muskelerhalt
- 3 u. 4 Woche: 20 kg Belastung, Lymphdrainiage und Pendelübungen teilweise schon mit Fuss auf der Blackroll durchgeführt. 6mal täglich Tensgerät.
- 5 u. 6 Woche:
- Vollbelastung, Wechsel auf die Donjoy- Schiene eingestellt auf 0- 10- 90°.
- Gehübungen auf der 400m Bahn – die ersten 3 Tage mit Unterarmgehstützen.
- Leichtes bewegen im Schwimmbecken.
- Bewegungsübungen beim Physio.
Erfahrungen:
Meine Erfahrung zum Tensgerät. Egal wie oft ihr das Gerät an euer Bein anklemmt, der Muskelschwund lässt sich leider nicht vermeiden. Für mich persönlich war es reine Kopfsache einfach irgendetwas zu tun – fürs gute Gefühl.
In Woche 5 und 6 werde ich bereits mit leichten Dehnübungen beginnen um meine Muskulatur wieder geschmeidig zu machen ?
Ich halte euch auf dem Laufenden…