Transalpine Run 2017: Der letzte Tagebucheintrag - xc-run.de Trailrunning

Transalpine Run 2017: Der letzte Tagebucheintrag

Bild von glücklicheren Etappen

Es hat nicht sollen sein für Martin und Tobi ! Das Team „Kindsköpf am Trail“ musste vor Beginn der 5. Etappe von Samnaun nach Scoul beim Transalpine Run 2017 mit Schmerzen aussteigen. Zum Abschluss erzählen sie uns in einem kleinen Interview wie es sich anfühlt – das DNF beim Transalpine Run!

Hier geht es zum Tagebuch unseres xc-run.de Teams für den TAR 2017.

Kindsköpf am Trail: Das Interview nach dem Ausstieg beim TAR 2017

Wie geht es euch jetzt?

Mittlerweile hat sich die Enttäuschung gelegt und wir sind der Überzeugung, dass wir richtig gehandelt haben. Beide haben wir heute große Probleme beim Gehen, nochmal eine Hochgebirgs-Etappe unter Schmerzen zu Ende wandern – oder gar irgendwo im Bereich über 2500 HM zu scheitern wollten wir nicht.

Warum musstet ihr aussteigen?

Martin: Ich bin schon mit leichtem Fieber angereist. Die Etappe von Fischen nach Lech sind wir zügig angegangen und ich hab mich gut gefühlt. Aber schon nach der V2 ging mir bergauf die Kraft aus. Die restlichen Kilometer waren da schon ziemlich anstrengend und gingen in die Beine. Am zweiten Tag ging es wieder gut und wir waren bergauf zum Rüfikopf ganz vorn dabei – bergab ging dafür mit meinen Knien plötzlich gar nichts mehr und wir kamen nur langsam voran. Erstaunlich eigentlich dass dann die dritte Etappe so gut lief. Der finale 10 km – Downhill – größtenteils auf Asphalt gab meinen Knien aber den Rest.
In Landeck haben wir versucht die Knie und Knöchel wieder hin zu bekommen, aber schon nach 4 km war mir gestern klar, dass es schmerzhaft werden würde. Ich bin dann die restlichen 43 km mehr oder weniger gewandert und hatte große Schmerzen.
Heute früh waren beide Knöchel dick, Schienbeine entzündet und Knie und Rücken schmerzten. Im Rücken hab ich mir wohl noch einen Nerv eingeklemmt. Das machte keinen Sinn mehr. Ich kann heute kaum gehen.

Tobi: Aufgrund meines noch nicht ganz symmetrischen Laufstils (Nachwehen des Schenkelhalsbruchs vom April) hab ich beim Laufen den linken Fuss einseitig stärker belastet, vor allem beim Bergablaufen. Genau hier hat es nach dem letzten Downhill der dritten Etappe zu zwicken begonnen und wurde kontinuierlich schlechter. Ich hätte zwar alleine weiterlaufen können, halte es aber für sinnvoller, diese Überlastung auszukurieren.

Wie geht es euch als Team damit?

Wir haben die möglichen Optionen bereits gestern diskutiert und abgewogen. Die Entscheidung wollten wir heute früh treffen, wenn wir wussten wie sich die Beine anfühlen. Nach wenigen Minuten nach dem Aufstehen war klar, dass es bei Martin nichts mehr gehen würde und auch Tobi hat sich parallel dazu entschieden, nicht mehr weiter zulaufen.
Die Entscheidung wurde zusammen getroffen und wir stehen auch dazu.

Martins Knie machte schon von Anfang an Probleme, wie war das für dich Tobi?

Es ist natürlich schwierig zu warten wenn man selber schneller laufen könnte, aber grade in diesen Situationen ist es für den gehandicapten Teampartner wichtig unterstützt zu werden.
Oft helfen hier motivierende Worte oder eine Ablenkung um wieder positive Gedanken fassen zu können.

Und für dich Martin?

Ich hatte relativ früh die Probleme mit den Knien und Sprunggelenken. Dass der TAR nicht einfach werden würde war mir vorher schon klar. Deshalb war ich darauf vorbereitet dass es manchmal weh tun könnte. Im Vertrauen auf unseren Physio hab ich mir dann täglich gedacht, dass er das schon wieder hinbiegen werde. Hat ja meistens auch super geklappt. Die 45 km von St. Anton nach Landeck haben wir ja nochmal richtig gerockt.
Es ist schon ärgerlich, wenn du eigentlich fit bist und wesentlich schneller laufen könntest, dich deine Muskeln aber so ausbremsen. Da kommt man schon ins Hadern. Zumal das Wetter ja auch nicht unbedingt aufheiternd war. Manchmal bin ich allein dahin gewandert und Tobi ist voraus und hat dann Emails und Telefonate erledigt. Ist halt doof, wenn du den Kerl nicht ausreichend auslasten kannst.

Warum bist du nicht allein weiter Tobi?

Auch bei mir haben sich die beiden letzten Tage die Probleme im linken Schienbein gesteigert. Nach dem gestrigen gemeinsamen Wandertag hatte ich auch eine unangenehme Schwellung im Schienbeinbereich und überlegte ob und wie es noch weiter gehen könnte. Die restlichen 114 km wären für mein Bein vermutlich auch zu viel geworden.

Was würdet ihr in der Vorbereitung anders machen?

Tobi: Meine Vorbereitung war natürlich durch meinen Beinbruch stark reduziert und weit hinter meinem ursprünglichen Plan. Grundsätzlich war ich aber mit der Vorbereitung sehr zufrieden und auch die kurze Regenerationsphasen zwischen den Etappen haben für mich ausgereicht, um am nächsten Tag wieder mit ausreichender Leistungsbereitschaft am Start zu stehen. Für das nächste Mal würde ich auf jeden Fall größere Umfänge im Training einbauen und vor allem möchte ich an meiner Lauftechnik arbeiten, um eine gleichmäßigere Belastung auf den Bewegungsapperat zu bekommen.

Glaubt ihr habt ihr den TAR unterschätzt?

Ja und Nein, wir wussten recht gut was auf uns zu kommt. Gespräche mit Athleten, die bereits dabei waren und diverse Laufeinheiten in den Alpen haben dazu geführt, dass wir gut einschätzen konnten, was auf uns zukommt.
Trotzdem war nach Martins Infekt und Tobi’s Beinbruch vielleicht die 7-tägige Belastung zu groß. Auch hatten wir den Fehler gemacht und dem Wetterbericht vertraut. Faktisch war dann statt des angekündigten Sommerwetters ein früher Winter – mit Schnee und Regen auf weiten Teilen der Strecke, die dadurch teilweise sehr rutschig, schlammig oder eisig war.

Hattet ihr trotzdem Spass?

Ja, natürlich. Insbesondere die Etappe von St. Anton nach Landeck hatte einen hohen Spassfaktor, nachdem wir den Start schon fast verpasst hatten und mit 12 Minuten Rückstand ins Rennen gingen. So nach und nach rollten wir das Feld von hinten auf und hatten dabei jede Menge Spass im Schlamm und im Stau.
Insbesondere Tobi’s Pirouette in den Kuhdung erzielte tolle Punktzahlen in der B-Note.
Aber auch gestern auf der Königsetappe konnten wir auf den letzten Kilometern durch Claudio und Karin noch eine schöne Stunde zu viert verbringen.
Alles in Allem eine toll organisierte Veranstaltung mit vielen netten und sportbegeisterten Menschen aus aller Welt.

Wie habt ihr nach dem Ausstieg weiter gemacht? Seid ihr heim oder weiter mitgefahren?

Heute hatten wir das erste Mal etwas länger Zeit für´s Frühstück und haben uns den Start der 5. Etappe angeschaut. Nach einer Stunde Physio machten wir uns dann auf den Weg und fuhren zur V2 um die Athleten anzufeuern.
Gegen Mittag waren wir dann im Zielbereich und konnten dort die Einläufe der Eliteläufer live verfolgen. Wir werden das Rennen weiter verfolgen!

Seid ihr mit Stöcke gelaufen? Wenn ja haben sie euch etwas gebracht?

Tobi: Ich bin ohne Stöcke gelaufen. Ich würde es auch beim nächsten Mal wieder so machen. Lediglich am rutschigen Abstieg von der Ochsenscharte im Schnee hätte ich mir Stöcke gewünscht.

Martin: ich bin mit Stöcken gelaufen. Besonders in den steilen Anstiegen und wegen meiner Knieprobleme waren sie mir eine riesige Hilfe. Leider ist mir bei der Schlammetappe oberhalb von St. Anton ein Stock gebrochen. Ich würde auf alle Fälle wieder mit Stöcken laufen.

Was war das schönste Erlebnis beim TAR?

Tobi: Der Schnee oberhalb von Lech auf dem Rüfikopf. Es war der Erste Schnee des Sommers. Und nach dem verregneten Vortag wirkte das grandiose Panorama bei Sonnenschein noch intensiver. Da kann man nur stehenbleiben und staunen!

Martin: Besonders emotional ist es immer, wenn man ins Ziel einläuft und sich durchgekämpft hat. Das macht richtig Spass. Aber ich habe auch die Bergstrecken genossen mit den Aussichten und auch die vielen Kontakte welche man während des Laufes knüpfen konnte.

Was hat euch, ausser dem Ausstieg, gar nicht gefallen?

Tobi: da fällt mir eigentlich nichts ein. Doch – die fehlende glutenfreie Verpflegung bei den Pasta-Partys.

Martin: Der Regen und das trübe Wetter war wenig motivierend. Aber das muss man halt so nehmen wie es kommt.

Was hat euch nachhaltig beeindruckt?

Beeindruckt hat uns die Hilfsbereitschaft und Kameradschaft unter den internationalen Läufern. Sofort wird Hilfe angeboten, man motiviert sich gegenseitig, macht Spass zusammen. War schön.
Wir schließen auch beide nicht aus, dass wir das Abenteuer TAR nicht nächstes Jahr wieder angreifen werden.
Besonderen Dank noch an das Team von xc-run und die Firma Thoni Mara für die Unterstützung bei der Vorbereitung und im Rennverlauf.
Die größte Hilfe hat uns aber unser Begleiter und Physio Julian geboten, der uns nach den Rennen durchknetete und aufpäppelte und während der Rennen an verschiedenen Streckenpunkten auf uns wartete und uns mit Getränken und Gels versorgte – und dabei auch gelegentlich schnell auf der Wiese Martins Beine mobilisierte.

Vielen Dank Tobi und Martin. Wir wünschen euch gute Besserung und sehen uns hoffentlich bald wieder auf den Trails!

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