Transalpine Run 2017: Tagebuch

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Aus und vorbei der Traum! Unsere Helden geben auf. Warum und wie es Martin Bauer und Tobias Herzog bei ihrem Erlebnis Alpenüberquerung ging erfahrt ihr im täglich aktualisierten Tagebuch…

Tag 5 : Der Ausstieg!

Es hat nicht sollen sein für Martin und Tobi ! Das Team „Kindsköpf am Trail“ musste vor Beginn der 5. Etappe von Samnaun nach Scoul mit Schmerzen aussteigen. Von den ersten vier Etappen   haben die Beiden für uns von dem wahrscheinlich bekanntesten, am meisten respektierten und begehrtesten Etappenrennen in der Trailrunningszene berichtet – dem Transalpine Run.

Zum Abschluss erzählen sie uns in einem kleinen Interview wie es sich anfühlt, beim Transalpine Run auszusteigen! Wir wünschen Tobi und Martin gute Besserung und sehen sie hoffentlich erholt wieder auf den Trails!

Zum Interview

Tag 4: Königsetappe! An den Grenzen des Machbaren!

Über die Grenze – heute ging es nicht nur über die Landesgrenze von Österreich in die Schweiz sondern auch über unsere eigenen Grenzen. Nach einem zügigem Beginn auf einem asphaltiertem Radweg am Inn entlang bogen wir nach knapp 5 km steil in einen Waldweg ein. Kontinuierlich zog sich die Strecke vom Start auf knapp 800 m bis auf die Fisser Scharte (2500m). Das letzte steile Stück zog sich lang und zäh über eine steile Skipiste bis zur Passhöhe. Der folgende Trail hinunter zur Kölner Hütte war super flowig zu Laufen, aber leider konnte Martin nur gehend folgen. Wegen seiner Knie- und Sprunggelenksschmerzen war an ein Laufen für ihn nicht zu denken, so dass er ab hier zum Wandern gezwungen war. Der lange Anstieg zur Ochsenscharte war zwar nur noch im oberen Teil schneebedeckt, aber dennoch teilweise aufgrund des tiefen Bodens schwer zu bewältigen. Martin kämpfte sich dennoch stetig bis zum höchsten Punkt des heutigen Tages auf knapp 2800m an dem es leicht regnete. Der Wind und der Schnee lies es sich noch kälter anfühlen. Schnell zogen wir alle Kleidungsstücke an, die wir dabei hatten und machten uns auf den langen Downhill auf der Schweizer Seite.

Knöcheltiefer Schnee und Schneematsch machten dass zu einer ziemlichen Rutschpartie und für unsere lädierten Beine war das tödlich.

Dieser Downhill gab uns den Rest. Mit schmerzverzerrten Gesichtern humpelten wir Richtung Tal. Martin teilte nun seine Trailstöcke mit Tobias und gleich einer Seniorenwandergruppe stiegen wir zur V3 ab und mussten uns auf diesem Stück noch von vielen anderen Teams überholen lassen.

Auf dem letzten Teilstück Richtung Ziel fanden wir noch nette Begleitung von Karin aus Immenstadt und Claudio aus Berchtesgaden. Gemeinsam statt einsam erreichten wir dann nach über 10 Stunden das Ziel in Samnaun.

Wie geht es weiter?

Wir sind noch etwas unschlüssig, ob wir morgen weiter machen werden. Dies wollen wir morgen um 6 Uhr entscheiden, wenn der Wecker zur 5. Etappe nach Scouls ruft. 2800 Hm im Abstieg und weite Strecken über der Schneegrenze verheissen für unsere müden Beine nichts Gutes.

Den ganzen Abend tat unser Begleiter und Physio Julian sein Bestes um unsere verkrampften Muskeln wieder beweglich zu bekommen. Den Rest muss die Nacht richten.

Tag 3: Es geht wieder bergauf! Und die Stimmung steigt!

Das Bangen war groß – wird Martins Knie halten oder sind wir zur Aufgabe gezwungen? Die Stimmung im Team war denkbar schlecht und dazu kam noch strömender Regen am Morgen….

Dank einer professionell angelegten Rolle Tape und einem kurzen Frühstück konnte ich Martin doch motivieren an den Start zu gehen. Dummerweise kamen wir dann noch 12 Minuten zu spät: der Veranstalter begann gerade den Startbereich abzubauen, aber dankenswerterweise haben uns die Jungs von Datasport noch in die Wertung eingebucht. Dass war knapp am Ausstieg vorbei. Etwas verloren und desorientiert liefen wir ohne Führungsfahrzeug ganz alleine durch St. Anton. Gott sei Dank bekamen wir von der Medical Crew grobe Richtungsangaben. Bald waren wir aber wieder on Track und begannen das Feld von hinten aufzurollen. Zuerst passierten wir die beiden Schlussläufer David und Kerstin, bevor wir an der Abzweigung in den ersten Singletrail die erste Stauwelle vor uns hatten. Da Überholen kaum möglich war reihten wir uns einfach hinten ein und vertrieben uns die Zeit mit Blaubeeren-, Preiselbeerpflücken und Schwammerlsuchen. Weiter oben vertrieben wir uns die Zeit mit einer Schneeballschlacht und ja endlich auch überholen, denn Martin konnte wieder Laufen!

Super – die Stimmung stieg wieder! 

Jetzt ging es in den ersten Downhill und hier hatte der Regen der letzten Tage, die Schneeschmelze und die gut 500 Läufer vor uns ganze Arbeit geleistet. Der Trail war unbeschreiblich tief verschlammt und die Rutschpartie ins Tal war abenteuerlich. Diverse Ausrutscher von uns selbst und den anderen Teams verwandelten die eher bunt gekleideten Läufer in Einheitsmatschbraun. Bei einem Sturz brach dann dummerweise auch noch Martins linker Stock. Den passenden Ersatz brachte uns Julian dann an die Strecke bei Verpflegungsstation 1. Unten angekommen ging es eine Weile im Talgrund an der Rosanna entlang, bevor es nach leichtem auf und ab in den zweiten Anstieg des Tages ging. Wir waren kontinuierlich am Überholen und träumten beide von leckern Speisen wie Steaks und Schnitzel. Die V2 wollte einfach nicht kommen und als sie dann doch da war, schlugen wir uns erstmal die Mägen voll.

Inzwischen war der Regen abgezogen und zeitweise bekamen wir sogar die Sonne zu sehen. wir hatten beide ein richtig gutes Gefühl, da es uns bis zur Verpflegungsstation 2 bereits gelungen war über 100 Teams zu überholen.

Der zweite Downhill war unspektakulär aber leider teilweise auf Asphalt, so dass wir für Martins Knie das Tempo reduzieren mussten. Aber bald war V3 erreicht und mit der geballten Power von Cola im Magen begann Martin plötzlich schneller zu werden. Die letzten 5km waren dann schnell geschafft und wir liefen überglücklich ins Ziel.

Ich kann gar nicht in Worte fassen wie froh ich über die Waschmaschine in unserer heutigen Unterkunft bin.  Unsere Klamotten wären heute Nacht sicher von alleine gestanden.

Fazit des Tages: Es macht mehr Spaß das Feld von hinten aufzurollen als ständig überholt zu werden.

Wir sind wieder zurück im Rennen und freuen wir uns schon auf die morgige Königsetappe nach Samnaun. Hier geht es erstmals wieder richtig rauf in die Berge!

Tag 2: Schnee und Knieschmerzen

Bei herrlichem Wetter und frischem Raureif marschierten wir voll motiviert zum Start der zweiten Etappe. Unsere Strategie war, uns im 2. Startblock ganz vorne hinzustellen um nach dem ersten Flachkilometer ganz vorne in den steilen Singletrail einzubiegen.

Und das klappte gut! Ohne in den Rückstau zu geraten konnten wir den Anstieg in unserem Tempo flott bewältigen. Nach einer guten Stunde erreichten wir den tiefverschneiten Rüfikopf mit der ersten Verpflegungsstelle. Hier waren auch schon die ersten Läufer aus dem ersten Startblock eingeholt, die 10 Minuten vor uns ins Rennen gingen.

Der tiefe Schnee war gut griffig und durch den ersten Startblock schon gut eingetreten. Die neunt beste Zeit aller Teams spricht für unseren guten Trainingszustand und einer guten Erholung vom Vortag. Dummerweise stellten sich am eigentlich schön laufbaren Downhill Richtung Zürs bei Martin starke Knieschmerzen ein, so dass wir zum Wandern gezwungen waren und viele Teams ziehen lassen mussten. Auf den schönen Trails von Zürs ging es am Flexenpass vorbei  über schmale Pfade durch abwechslungsreiches Gelände. Der Ausblick auf die umliegende Bergwelt war einfach nur traumhaft. Und die Teams um uns herum waren aller voller Enthusiasmus und guter Dinge.

Der anschliessende sehr steile Anstieg über eine Skipiste zur Ulmer Hütte brachte uns schon zur letzten Verpflegungsstation vor dem abschliessenden 1000Hm Downhill nach St. Anton. Diesen Streckenabschnitt mussten wir leider wieder hauptsächlich gehend bewältigen.

Schade, den der Hoppeltrail ins Tal wäre eigentlich super zum schnellen Bergablaufen geeignet. Hier kam uns auch unser Coach und Physiotherapeut Julian entgegen und dabei seinen Spass am Downhilllrunning entdeckte!

Banges Warten wie es weiter geht

Das Ziel lag direkt im Zentrum von St. Anton. Hier herrschte eine schöne Atmosphäre beim Zieleinlauf. Die Sonne lachte auf uns herab und lies es erstmals warm erscheinen. Unser Hotel liegt glücklicherweise direkt neben dem Ziel, so dass wir direkt in die Dusche springen konnten.

Tja, die sportlichen Ambitionen mussten wir leider schon beerdigen. Jetzt heisst es banges Warten bis zum morgigen Start, ob Martin überhaupt weitermachen kann. Wir hoffen auf die heilenden Hände von Julian. Drückt uns die Daumen!

Tag 1: Durch Wasser und Schlamm

„Jetzt geht’s los“ war heute das Motto um kurz vor 9 Uhr in Fischen im Allgäu. Leider hatte es die ganze Nacht durchgeregnet und dieser Regen sollte uns auch noch die ersten knapp zwei Stunden begleiten. Aber trotz Regen und nur noch 8 Grad Celsius war die Stimmung am Start ausgesprochen gut und langsam schwenkte die Anspannung in Begeisterung um. Wir freuten uns auf das, was vor uns stand.

Und dann endlich der Startschuss! 300 Zweierteams machten sich auf den Weg über die Alpen. Die anfangs noch flachen Talwege konnten recht flott bewältigt werden. Rückblickend waren wir froh, dass der Trailanteil auf der Strecke eher gering war, denn die wenigen Trailpassagen waren vom Dauerregen knöcheltief verschlammt, oder es liefen uns zum Teil kleine Sturzbäche entgegen, die manchmal auch direkt durch Schuhe und Socken gelaufen sind. Es war zwar schade, dass der Veranstalter die höhergelegene Route über die Mindelheimer Hütte entschärft hat, aber ganz klar die richtige Entscheidung angesichts der tiefverschneiten Gipfel, die nun immer öfter durch die abziehenden Wolken blitzten. Als nun der Weg Richtung Schorfenpass steiler wurde, fing Martin an langsamer zu werden. Ein leichter Infekt, den er sich diese Woche eingefangen hatte, zwang uns einen Gang rauszunehmen und den Schrofenpass etwas länger zu geniessen. Am höchsten Punkt der heutigen Etappe konnten wir nicht nur den ersten Schneeball dieses Sommers machen, sondern auch erste technische Passage unter die Trailschuhe nehmen.Nach einem kurzen Downhill erreichten wir Warth im Lechtal. Die 3. Verpflegungsstelle nutzten wir intensiv und vor allem das erste Cola des Tages brachte wieder mehr Schwung in die müden Muskeln, so dass wir auf den letzten 10km Richtung Ziel in Lech am Arlberg wieder schneller vorwärts kamen. Das leichte auf und ab im Lechtal war abwechslungsreich und mit schönen Ausblicken auf die umliegenden Berge garniert. So vergingen die letzten Kilometer wie im Flug.

Das Ziel vor Augen hat uns dann nochmal Flügel verliehen und die Strapazen des ersten Tages sind schon fast wieder vergessen.

Besonderen Respekt an die Spitzenteams, die die 43km mit ca 1700Hm bei den Damen in 4h11 und den Herren in 3h32 hinter sich gebracht haben und damit knapp 2h Stunden länger regenerieren können als unsereins bis es morgen früh wieder weitergeht.

Ausradeln am Nachmittag

Den Nachmittag nutzten wir für ein lockeres Ausradeln in Lech am Arlberg und einen Saunagang. Danach geht es zum obligatorischen Briefing für morgen und zur Pasta Party. Mal schauen was uns morgen erwartet: die Arlberger Gipfel sind tief verschneit. Bei unserer Radtour durch den Ort wollten wir auch die morgige Strecke in Augenschein nehmen – nach ein paar hundert Metern mussten wir umdrehen, weil sich der Pfad wieder in ein Bachbett verwandelt hatte und wieder knöcheltief Wasser entgegen kam. Trotzdem sind wir guter Dinge und freuen uns darauf morgen wieder laufen zu dürfen!

Tag 0: Der Abend vor dem großen Abenteuer

Ankunft in Sonthofen – Eröffnung des diesjährigen Transalpine Run mit dem Veranstalter GoreTex und der vorabendlichen Nudelparty in Fischen mit großem Unterhaltungswert durch Alphornbläser und einer Volkstanzgruppe. Beim anschließenden Briefing wurden noch einmal die allgemeinen Regeln und abschließend letzte Informationen zur wetterbedingten Streckenänderung bekanntgegeben. Die hohen Niederschläge der letzten 48h inklusive Schneefall ab 1600 Höhenmetern lassen uns gespannt auf den ersten Wettkampftag auf der Strecke in das 43,5km entfernte Lech am Arlberg blicken. Um 08:53 Uhr beim neutralisierten Start heisst es für die Kindsköpf am Trail dann ,,Endlich wieder laufen’’. Auf diesem Weg möchten wir gleich noch die Möglichkeit nutzen und uns bei allen für die Glückwünsche via SMS, Facebook oder Email und ebenso für die Unterstützung durch hochwertige Sport und Laufbekleidung von thoni mara bedanken.

Aufregung steigt

Die Aufregung steigt, trotzdem freuen wir uns auf den morgigen Tag. Endlich geht es los! Seit unserer Anmeldung fiebern wir dem Start dieses einmaligen Rennens entgegen. Leider kommt morgen statt der vorgesehenen Short und sommerlichen Shirts zuerst mal die lange Laufhose mit Langarmshirt und Jacke zum Einsatz. Und gut – bei diesem Wetter leuchtet auch die Sinnhaftigkeit von Handschuh und Mütze in der Pfllichtausrüstung ein. Bei vorausgesagten 1-5 Grad und Schnee auf der Passhöhe werden wir die brauchen können.

Übrigens: häufigst gesehene Kleidung heute war die dicke Daunenjacke….