Trailrunning wird von der Nischensportart immer mehr zum „Big-Business“ und damit Objekt der Begierde für Produzenten, Marken und Investoren. Immer mehr Firmen drängen in den Markt und pushen sich gegenseitig zu Innovationen und Höchstleistungen. Während der Trailschuhtest 2022 noch im Zeichen der Pandemie inklusive Lieferengpässen und Verzögerungen stand, konnten wir im Jahr 2023 wie gewohnt testen und haben unsere Übersicht Ende März weitgehend abgeschlossen.
Erste Trends zeichnen sich ab und so manche Läuferin und mancher Läufer hat auch schon seinen neuen Favoriten für die Saison 2023 gefunden. Wo geht die Reise hin? Was sind die Trends? Was fällt besonders auf? Die Testredaktion liefert erste Eindrücke:
Carbonfaserplatten im Vormarsch
Während im Schuhtest 2022 die Allrounder im Fokus standen und die Hersteller mit Innovationen etwas gegeizt haben, können wir 2023 einen Trend zur Karbonfaserplatte (Artikel: Was bringt das?) feststellen. Scott, HOKA, The North Face, ON oder auch Scarpa setzen mittlerweile auf diese Technologie und haben die steife Platte mit Bounce-Effekt in ihren Highend-Modellen verbaut. Analog zum Straßenlauf handelt es sich bei den Modellen nicht um extra leichte Racer, sondern in der Regel um Ultralaufschuhe.
Nachhaltigkeit als Marketing-Gag?
Fast jede Brand hat in der Produktbeschreibung mittlerweile einen Absatz zur Nachhaltigkeit im Portfolio. Teile der Schuhe werden aus recycelten Materialien produziert oder Lieferketten sind nachvollziehbar. Auf den Modellen prangen Logos wie „Engineered in suisse“ oder ähnliches. Trotzdem liefert ein Blick auf das Schuhetikett die nackte Wahrheit: Die hier getesteten Modelle (Ausnahme: JoeNimble) wurden ausschließlich in China, Vietnam oder Indonesien produziert. Klar ist der Ansatz der Nachhaltigkeit lobenswert und es ist schön, dass sich in diese Richtung etwas tut, aber größtenteils sehen wir die Sache noch als Marketing. Am sinnvollsten erscheint uns das „Follow the Footprints“ Projekt von Icebug.
Liebe Hersteller, auch wenn ihr 1 % des Obermaterials werbewirksam aus alten Fischernetzen recycelt oder einen Cent pro gelaufenen Höhenmeter für Raubkatzen spendet. Am nachhaltigsten sind immer noch Langlebigkeit und ein Produktionsstandort in der Verkaufsregion!
Neulinge haben es schwer
Wie gesagt ist der Trailrunning Markt ein stark wachsendes Segment und immer mehr Hersteller wollen einen Teil vom Kuchen ab. Beim Test 2023 zeigt sich jedoch sehr deutlich: Jahrelange Pionierarbeit und Entwicklung lohnt sich. Die etablierten Hersteller haben die besten Schuhe und die Neulinge tun sich schwer bzw. hinken hinterher. Sowohl bei den Produkten als auch bei der Akzeptanz in der Community.
Schuhbänder vs. BOA
Punkt vier der uns aufgefallen ist betrifft die Schnürung. Bis auf Salomon haben sich alle Hersteller vom Quicklace Schnürsystem verabschiedet und setzen größtenteils auf die traditionellen Schnürsenkel. Zudem drängt BOA immer mehr in den Markt und gibt vielen Modellen durch die ausgewogene und gut funktionierende BOA Schnürung den letzten Schliff. Manche Modelle werden bereits mit zwei Schnürsystemen angeboten: Dem Standardmodell mit Senkel und der teureren Variante mit BOA. Beim Altra Mont Blanc oder dem La Sportiva Jackal II ist dies zum Beispiel der Fall.