Laufen und der weibliche Zyklus

17.05.2019: Frühlinglauf am Silberberg - © Marco Felgenhauer / Woidlife Photography © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Jede Frau kennt „diese eine Woche im Monat“, über die in der Öffentlichkeit kaum gesprochen wird. Obwohl Kinder oft als das größte Glück im Leben angesehen werden, ist gerade die dazu notwendige Periode ein Tabuthema. Vor allem im Sport. Es gibt kaum Studien, die sich mit der Auswirkung der Periode auf die Leistungsfähigkeit und der damit einhergehenden Steuerung des Trainingsalltag befasst. Oft hat man das Gefühl, „sie“ ist einfach nicht da. Und trotzdem ist die Periode und die damit verbundenen Hormonschwankungen für Frauen wichtig und oft nicht einfach. Wir haben mit zwei sportlichen Frauenärztinnen und unseren Läuferinnen darüber gesprochen. Wie erleben sie die Zeit ihrer Periode und welche Auswirkungen kann sie aufs Training haben.

Die Auswirkungen der Periode

Frau Dörte Meyer-Schrott, aktive Sportlerin und Frauenärztin erklärt uns kurz was im weiblichen Körper rund um die Zeit der Periodenblutung geschieht: „Mit der Blutung steigen unsere Östrogene und das Gelbkörperhormon an und die Gebärmutter bereitet sich auf die Einnistung der Eizelle vor. Ca am 14.Tag kommt es zum Eisprung. Aber diesem Zeitpunkt ist das Gelbkörperhormon sehr hoch. Kommt es zu keiner Schwangerschaft, fallen die Hormone stark ab und das löst die Periodenblutung aus. Diese Vorgänge spürt man natürlich oft wenig, aber es beeinflusst unseren Körper.
Nimmt man die Pille ein, was ja sehr viele Frauen machen, findet kein Zyklus statt. Die Hormone sind immer gleich hoch, mit der 7 tägigen Pillenpause, fallen die Hormone ab und es findet eine Abbruchblutung statt. Diesen Abfall merken auch viele Frauen und sie fühlen sich anders.“ Frauen, die ihren Zyklus gut kennen können meist sehr gut einschätzen wann es wieder zur Blutung kommt und auch ihren Trainingsplan anpassen. Denn meist ist es die Zeit der Periode die den Frauen Probleme macht. Während der Blutung zieht sich die Gebärmutter zusammen, was Schmerzen, oft auch krampfhafte Schmerzen auslösen kann. Auch sehr starke Blutungen können die Frauen beeinflussen und ihre Leistungsfähigkeit schmälern. Franzi „Frau Laufstrumpf“ kann das nur bestätigen, “ Ich habe das Gefühl man ist im Unterleib bezüglich Knochen und Sehnen empfindlicher. Das zieht und schmerzt doch schneller, wenn ich lange Strecken laufe. Und Intervalle oder lange schnelles Tempo laufe ich in der Zeit auch nicht sehr gern. Langsam, gemütlich und nicht zu weit bevorzuge ich an den starken Tagen.“ Aber natürlich ist nicht jede Frau gleich, Katharina Blohm zum Beispiel kennt da keinen Unterschied „Auch, wenn ich mich manchmal nicht 100% nach Sport fühle, raffe ich mich auf und danach fühlt man sich gleich viel besser.“ Das bestätigt auch die Frauenärtzin, moderates Training hilft die Schmerzen in der Anfangszeit der Blutung abzuschwächen. Bewegung tut hier vielen Frauen sehr gut, solange sie in ihrer KOmfortzone bleiben. Das ist vor allem im Hinblick auf eine durchdachte Trainingssteuerung nicht unwichtig! Wer auf ein spezielles Ziel mit einem Trainingsplan hintrainiert, der sollte mit seinem Trainer absprechen wie in dieser Zeit das Training gestaltet werden kann. Und diese Absprachen sollten auch möglich sein! Das Thema darf kein Schattendasein mehr führen! Jede Frau reagiert auf ihre Periode anders und darf dies auch wahrnehmen und in ihr Training integrieren! Selbst erfolgreiche Läuferinnen wie Andrea Diethers geben zu, dass ihre Periode sie beeinflusst „Wenn ich meine Periode habe, fühle ich mich richtig krank, schlapp und ich bin sicher nicht so leistungsfähig. Durch das intensive Training hatte ich lange Zeit gar keine Periode. Derzeit habe ich etwa alle 3 Monate meine Periode, daher beeinträchtigt es mein Training nicht so sehr.“

 

Ausbleibende Blutung –  nicht ungefährlich

Andrea Diethers spricht hier gleich ein anderes sehr wichtiges Thema in Hinblick auf den weiblichen Zyklus an, die sogenannte Amenorrhoe, das ausbleiben der Regel. Bekannt ist, dass 20 % der Frauen, deren Trainingsumfang 30 km wöchentlich übersteigt und deren Körperfettanteil unter 17% liegt keine Blutung mehr bekommen. Für Dr. Kristine Rößler, selbst Trailrunnerin und Frauenärtzin eines der größten Probleme im Sport. Die erfahrene Ärztin schlägt Alarm, die ausbleibende Menstruationsblutung kann gravierende Probleme nach sich ziehen. Gerade junge Frauen haben dieses Problem, sind aber im Grunde froh darüber, da die Blutung ihr Training nicht beeinflusst. Aber der Knackpunkt sind die Knochen, Das Problem ist gerade bei den sehr jungen Mädels, bei denen es bis etwa zum 18. Lebensjahr durch die eigene Hormonproduktion zum Knochenaufbau kommt und zur Verfestigung der Knochen. Wenn es hier eine längere Zeit zu einer ausbleibenden Periode kommt durch einen Hormonmangel kann dieser Knochenaufbau nicht geschehen, d.h. diese Frauen haben im Laufe,
ihres Lebens ein höheres Risiko zeitig an Osteoporose zu erkranken. Schuld an der ausbleibenden Periode ist der geringe Körperfettanteil bei den betroffenen Frauen. Wir brauchen für unsere eigene Hormonproduktion einen gewissen Körperfettanteil, weil Hormone aus Körperfett produziert werden. Frau Dr. Rößler erklärt das Problem sehr einfach:“Früher, als wir noch alle Jäger und Sammler waren und es zu Dürrezeiten kam und wir viel Stress hatten, unsere Essen über weitere Strecken sammeln zu müssen, wurde der Natur signalisiert „hm: jetzt ist eine schlechte Zeit für die Vermehrung, jetzt keine Schwangerschaft!“, deshalb wurde der Zyklus runtergefahren. D.h., wenn die Nahrungsquellen reduziert waren, hat sich die Natur gedacht, jetzt nur nicht vermehren. Zunächst bleiben die Eisprünge aus und dann als 2. Schritt die Menstruationen. So funktioniert das auch bei Leistungssportlerinnen, egal ob das die Langstreckenläuferin ist oder die Turnerin.“ Für Frau Rößler sind die Gespräche mit den Frauen dann oft sehr schwierig: „die Leistungssportlerinnen einen gewissen Ergeiz haben und eine Reduzierung der
Leistungsintensität oder gar Gewichtszunahmen nicht tolerien wollen.“ Für die Ärztin gehört dieses Thema in der Öffentlichkeit weitaus ernster genommen. Die Spätfolgen sind wie auch bei Essstörungen sehr weitreichend und dürfen vor allem von Trainern nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

 

Laufen und der weibliche Zyklus

Jeder weibliche Körper ist einzigartig, vor allem was das Thema Periode betrifft. Während manche Frauen mit extremen Leistungseinbussen und Schmerzen zu kämpfen haben, werden andere von ihrer Blutung kaum beeinflusst. Aber es ist ein wichtiges Thema, vor allem für junge Frauen, deren Periode ausbleibt. Trainer und auch die Frauen selbst sollten es nicht auf die leichte Schulter nehmen oder gar komplett darüber schweigen. Der weibliche Zyklus ist wichtig und sollte auch diesen wichtigen Stellenwert einnehmen dürfen.