Das Louzan Skyrace wird als ‘runnable’ und ‘fast’ geführt. Hört sich nicht unbedingt nach meinem Geschmack an. Die Wege verlaufen zwar auf flowigen Wald-Trails stets auf und ab, aber wo sind die langen, steilen Anstiege? Wie sollen hier 2.200 Höhenmeter auf 25K zusammenkommen?
Ohne große Erwartungen stand ich am Renntag an der Startlinie. Seit ich auf den Azoren bei den Golden Trail Championship 2020 und auf Madeira beim MIUT 2021 gestartet bin, stand für mich fest: Ich möchte neben den Inseln unbedingt auch das portugiesische Festland besser kennenlernen. Aber war das Louzan Skyrace wirklich die richtige Wahl?
Wie so oft verlief das Rennen vom Start weg schnell – viel zu schnell. Ich ordnete mich irgendwo ein, unterhielt mich mit einem Läufer aus Italien und die Zeit verflog. Bald wurden die schmalen, sich durch den Wald windenden Trails steiler, aus dem Laufen wurde an manchen Passagen ein schnelles Gehen. Langsam aber sicher ließ sich erahnen, wie die Höhenmeter zustande kommen sollten: Nach jeder Wegbiegung ging es weiter bergan, oftmals sehr steil – flache Stellen suchte man vergebens. Sehr zu meiner Freude!
Auch die Downhills waren schnell und flowig, aber auch steil und nicht untechnisch. So ging es über dschungelartig feuchte Wald-Trails bergauf und auf steinig trockenen Staubwegen bergab. Insgesamt wurden bei dem Lauf drei Gipfel, oder besser: Anhöhen, passiert und irgendwann verlor ich den Überblick, wo ich mich gerade befand.
Als ich bei Kilometer 17 eine Läuferin vor mir sah, und eine etwas technischere Downhill-Passage vor uns lag, packte mich der Ehrgeiz. Bald darauf tauchte eine weitere Läuferin vor mir auf. Und plötzlich wurden neue Energiereserven frei. Im kurzen Gespräch erwähnte die Französin, dass sie vom Crosslauf kommt. Auf einen Zielsprint wollte ich es unter den Voraussetzungen nicht unbedingt anlegen… Dazu sollte es aber auch gar nicht kommen. Das gleichmäßig ansteigende Gelände und der abschließende steile Downhill kamen mir entgegen. Wer hier bereits auf dem Zahnfleisch war, konnte die Anstiege nur noch gehen. Laufend konnte ich hingegen einiges an Zeit aufholen.
Irgendwann schaute ich nochmals auf die Uhr: die 2.200 Höhenmeter waren längst überschritten, die 25km-Marke war auch nicht mehr weit. Und dann nahte sie endlich, die letzte Kuppe! Es ging in den finalen schnellen Bergabsprint, auf den letzten Kilometer durch Lousã und ins Ziel.
Meine eingeschränkten Portugiesisch-Kenntnisse reichten aus, um zu erahnen, dass ich dritte Frau war. Direkt kam auch die Zweitplatzierte auf mich zu, um zu gratulieren und ich hatte die zweifelhafte Ehre, ein Zielinterview auf Spanisch zu geben. Was für eine tolle Überraschung! Und ganz nebenbei habe ich wieder einmal festgestellt, dass die Platzierung und der Wettkampf das Eine sind. Das noch viel Wichtigere aber ist das Kennenlernen wunderbarer Menschen während und nach dem Lauf. Einige von ihnen werde ich mit Sicherheit beim Finale der Skyrunners World Series, den Skymasters, in Limone, wiedersehen.