Beim Trailrunning ist es ein bisschen wie in der Liebe. Es ist unglaublich schwer die richtigen Worte dafür zu finden, wieso man sich zu jemanden hingezogen fühlt. Vielmehr ist da eher dieses unbeschreiblich gute Gefühl, wenn man mit der geliebten Person Zeit verbringt. Auch auf Trailevents fühle ich mich bei manchen wohler und laufe dort lieber, obwohl ich rein objektiv nicht beschreiben könnte, wieso.
Der besondere Charme des Sauwald Trails
Eines dieser Events, mit dem „guten Gefühl“ ist der Sauwald Trail im österreichischen Schardenberg. Nach 2021 und 2022 trete ich 2023 zum dritten Mal über die Königsdistanz von 47 Kilometern und 1300 Höhenmetern an. Es gibt sonst kein einziges Event, dass ich in den letzten 15 Jahren als Trailrunner dreimal in Folge besucht hätte. Irgendetwas zieht mich also Jahr für Jahr in den Sauwald. Aber was ist es, was dieses Event so besonders für mich macht? Ich begebe mich auf Spurensuche. Auf den ersten Blick ist der Sauwald Trail unspektakulär: 250 Teilnehmer, zwei Distanzen, hübsche Landschaft, eher wenig technische Trails.
Blickt man jedoch etwas genauer hin, versprüht der Sauwald Trail diesen ungeheuren Charme eines unkommerziell und mit viel Herzblut organisierten Events: Unglaublich nette Menschen, familiäre Atmosphäre, zahlreiche, ernstgemeinte Anfeuerungsrufe, bestens markierte Strecke und eine hochwertige Verpflegung. Die wunderbare Panoramasicht ins Donautal zaubert den Trailrunnern ein Lächeln ins Gesicht. Der Höhepunkt der Strecke die Überquerung des Haugstein ist nicht nur lauftechnisch reizvoll und ein „wilder Ritt“ auf den Trails hinunter in den schönen Ort Viechtenstein lässt Trailrunnerherzen höherschlagen. Genauso wie die letzten zehn Kilometer über flowige, verwinkelte und teils ellbogenbreiten Pfade entlang des Kösslbachs.
Triple auf der Königsdistanz
Läuft man erst einmal im Sauwald, entpuppt sich die Strecke als echte Herausforderung. Wunderschöne, verwinkelte Trails wechseln sich ab mit schnell laufbaren Abschnitten, ständige Ups und Downs sind eine echte Herausforderung für Geist und Körper. Will man hier gewinnen, darf man keine Schwäche zeigen, sondern muss über 47 Kilometer eine konstant flotte Pace halten.
Mir gelingt beim Sauwald Trail 2023 ein ganz besonderes Kunststück: Zum dritten Mal in Folge hole ich mir den Titel über die lange Distanz und kröne mich zum König vom Sauwald. Es ist immer schwierig einen Titel zu verteidigen – dies aber zweimal in Folge zu schaffen bedarf es einer jahrelangen Konstanz (gepaart mit einem Quäntchen Glück), die mich schon ein bisschen stolz macht.
Viele Kleinigkeiten die glücklich machen
Ich könnte noch zahlreiche weitere Kleinigkeiten aufzählen, die diesen Sauwald Trail zu „meinem“ Event machen. Angefangen von der verhältnismäßig kurzen Anreise, die mich durch die Universitätsstadt Passau führt und Gedanken an eine richtig gute Studienzeit wachruft. Es ist die herzliche, aber unspektakuläre Ausgabe der Startnummern und des auf das Wesentliche reduzierte Rennbriefings. Zudem liebe ich es die Wahl der Ausrüstung in die Verantwortung der Athleten zu legen. Lediglich Trailschuhe, zwei Flasks und ein Handy sind Pflicht, was es mir erlaubt mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein – so wie ich es am liebsten mag. Und vielleicht das Wichtigste: Der Sauwald Trail ist eine ehrliche Veranstaltung, bei der nicht der Kommerz, sondern der Trailläufer im Mittelpunkt steht: In der überschaubaren Startgebühr ist ein gut gefülltes „Startersackerl“ sowie eine Zielverpflegung inklusive Zielbier und warmes Essen nach Wahl enthalten. Kein Busshuttle, keine Bergversicherung oder Nudelparty, die man zusätzlich buchen und bezahlen muss. Hier im Sauwald ist jeder Teilnehmer ein Sieger und das ist gut so!
Apropos: Vor der Siegerehrung bei der alle Siegerinnen und Sieger entsprechend gewürdigt werden bekomme ich am Verpflegungsstand noch ein Stückchen meines Lieblingskuchens, dass sie extra für mich zurückgelegt hatten. Es ist diese Summe an Kleinigkeiten, die glücklich macht 😊