Der Transalpine Run wird nie langweilig und hält täglich neue Überraschungen für Organisatoren und Läufer bereit. Dies wurde unseren beiden Läufern Christian Mayer und Eric Leidenfrost vom Team GORE WEAR xc-run.de Trailrunning bei der 7. Etappe wieder deutlich vor Augen geführt. Entgegen der Wetterprognosen vom Donnerstag Abend setzte bereits am frühen Morgen des Freitags leichter Nieselregen ein. Die richtige Bekleidungswahl war somit das beherrschende Thema in der Startaufstellung. Noch in letzter Minute entschieden sich Eric und Christian für die Shake Dry Jacken in Kombination mit Handschuhen. Eine sehr gute Wahl wie sich später herausstellen sollte.
Spektakulär – die Uina Schlucht
Die 7. Etappe von Scuol nach Prad am Stilfserjoch ist weniger durch harte und knackige Aufstiege gekennzeichnet, als durch viele flache und sehr schnell laufbare Passagen. Eine dieser Passagen beginnt bereits nach dem Start und führt auf einer Länge von 8 Kilometern am Inn entlang bis zum Eingang der weltberühmten Uina- Schlucht. Eric und ich haben in dieser Phase des Rennens Schwierigkeiten, das hohe Tempo der anderen Teams zu halten, da viele ungeachtet der weiteren Strecke bereits hier alle Fähigkeiten in die Waagschale werfen. Endlich kommen wir auf den leicht steigenden Ziehweg hinauf zur Uina Dadora und im weiteren Verlauf durch die spektakulären Felsenwege und Tunnels der Uina- Schlucht. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen und viele die vorhin noch im vorderen Drittel liefen, verlieren wertvollen Boden. Eric und ich können endlich unsere Fähigkeiten ausspielen, gewinnen an Höhe und machen viele Plätze gut. Leider wird bereits hier der Regen stärker und geht am Ende der Schlucht schließlich in Schnee über. Fast unbemerkt überschreiten wir am höchsten Punkt der Strecke die Grenze nach Italien. Die Stimmung auf den Trails ist mystisch und erschreckend zugleich. Eine unheimliche Stille herrscht über dieser nebligen Hochebene, die vom ersten Schnee bedeckt ist. Trotz der wärmenden Bekleidung fröstelt uns etwas und wir bemühen uns, schnellen Schrittes dieser Situation zu entkommen.
Mystisch – der erste Schnee
Im anschließenden steilen Wiesentrail müssen wir schließlich Geschwindigkeit herausnehmen, da sich dieses ganze Gebiet in eine riesige Rutschbahn verwandelt hat. Links und rechts stehen die schneebedeckten und in Wolken gehüllten 3.000 er Gipfel, die diese Atmosphäre noch bedrohlicher wirken lassen. Endlich lassen wir die 2000 er Grenze hinter uns und der vorherrschende Schneefall verwandelt sich wieder in sehr starke und lang anhaltende Regenfälle. Nachdem wir Schlinig (1738 m) hinter uns gelassen haben, führt uns ein steiler Singletrail endgültig in den Talgrund und somit haben wir trotz der widrigen Witterungsbedingungen bereits 2/3 der Gesamtdistanz hinter uns gebracht. Der Jakobsweg führt uns bis nach Laatsch und entlang der Etsch führt uns unser Weg nach Glurns. Nachdem wir die dritte Verpflegungsstation passiert haben, geht es auf die letzten zehn Kilometer. In einem ständigen Wechsel zwischen Downhill und Gegenanstieg wird dieser Abschnitt im Zusammenspiel mit dieser Witterung zu einer letzten Kraftprobe. Unterbrochen wird diese ganze Szenerie durch die vielen schönen Aussichten auf das Obstanbaugebiet Vinschgau und die malerische Burgruine Lichtenberg. Von hier aus geht der Weg steil bergab ich Richtung des Ziels der 7. Etappe. Eric und mir gelang es auf dieser Etappe nicht, auf die in der Gesamtwertung umliegenden Teams nochmal Druck aufzubauen. Zum einen war dafür der Uphill- Anteil zu niedrig und zum anderen hatten wir mit diesem Wetter unsere Probleme.
Was vor der letzten Etappe noch wichtig ist
Die Schweizer laufen wie das sprichwörtliche Uhrwerk. Diese Jungs haben sich durch ihre gezeigten Leistungen den Gesamtsieg redlich verdient.
Nicht immer ist die Streckencharakteristik entscheidend. Oftmals ist die Witterung das Zünglein an der Waage, das über Sieg oder Niederlage entscheidet.
Beim Streckenbriefing am Freitag Abend wurde eine Streckenänderung bekanntgegeben. Aufgrund der Witterung und der damit eingehenden Schneefallgrenze von unter 2.000 m wurde die Strecke auf 25 km verkürzt und anstatt der geplanten 3.000 HM im Anstieg, müssen nun „nur“ noch 2.000 HM überwunden werden.
Wir freuen uns auf die letzte Etappe und danach endlich die Füße hochlegen zu dürfen!