Skitourengehen – Trainingstipps fürs Wintertraining
Kilian Jornet tut es, Emelie Forsberg tut es – und auch viele deutschsprachige Skibergsteiger sind im Sommer extrem starke Trailrunner. Falsch kann diese Sportart für uns Trailrunner also kaum sein. Betrachtet man die Gegebenheiten genauer, kommt das Skibergsteigen von allen Wintersportarten dem Trailrunning tatsächlich am nächsten: steil bergauf im alpinen Gelände, mit viel Adrenalin steil bergab – oft in noch anspruchsvollerem Terrain. Wie beim Trailrunning sollte man sich jedoch auch hier Schritt für Schritt an das Gelände und die Sportart herantasten.
Die Faszination SKIMO
Was macht den Reiz des Skibergsteigens (SKIMO) aus? Wie trainiert man am besten auf Ski? Welches Material ist nötig? Und welche Wettkämpfe gibt es überhaupt? Antworten liefert unser SKIMO-Special.
Skibergsteigen als Wettkampf
In Deutschland entsteht zunehmend der Eindruck, dass Skitourenrennen hauptsächlich auf Pisten stattfinden. In den Ländern, in denen diese Sportart ihren Ursprung hat – Italien, Spanien, Frankreich und der Schweiz – wird das allerdings eher belächelt. Denn die Abfahrtsperformance spielt beim Skibergsteigen eine ähnlich große Rolle wie das Bergablaufen beim Trailrunning.
Wettkampf-Skibergsteigen erfordert nicht nur eine ausgeprägte Kondition, sondern auch technische Fertigkeiten für Aufstiege, Trage- und Kletterpassagen sowie sichere Abfahrten in teils hochalpinem Gelände bis auf 4.000 Meter Höhe.
Der internationale Verband für Skibergsteigen ist die ISMF (International Ski Mountaineering Federation). In rund 30 Ländern wird Skibergsteigen inzwischen offiziell als Sport betrieben. In Deutschland stellt der Deutsche Alpenverein (DAV) seit 2001 die Nationalmannschaft und organisiert auch den DAV-Skitourencup sowie die Deutschen Meisterschaften.
Klassiker-Events wie die Patrouille de Glacier (CH), Pierra Menta (FRA) oder Tour du Rutor (ITA) zählen zu den Saison-Highlights. Fünfstellige Zuschauerzahlen sind bei diesen Rennen keine Seltenheit. Seit 2011 sind sie unter dem Namen La Grande Course zusammengefasst.
Material
Die Investition in Ausrüstung für das Skibergsteigen ist beträchtlich. Neben Ski, Bindung, Stöcken und Skistiefeln benötigt man Felle für den Aufstieg sowie die passende Kleidung. Abseits gesicherter Wege ist außerdem eine Lawinenausrüstung mit Schaufel, Sonde und LVS-Gerät (Piepser) unverzichtbar. Für den Umgang mit der LVS-Ausrüstung – und insbesondere für Training und Sicherheit – sei auch auf diesen LVS-Trainingsleitfaden verwiesen: LVS Training – Geräte richtig nutzen (SportScheck)
Zum Einstieg empfiehlt es sich, das Material zunächst auszuleihen – oder besser noch: an einem der zahlreichen Testivals mit Einsteigerkursen, Testmaterial und geführten Touren teilzunehmen.
Ski
Sowohl bei Tourenskiern als auch bei Stiefeln hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die Tourenski sind breiter geworden und ermöglichen es auch Einsteigerinnen und Einsteigern, leichter im Pulverschnee oder Harsch sicher ins Tal zu kommen. Die vom alpinen Skifahren bekannte Rocker-Technologie hat auch hier Einzug gehalten.
Viele Skitourengeher legen ihren Schwerpunkt auf die Aufstiegsleistung – das geht jedoch meist zulasten der Abfahrtsperformance. Wer ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gewicht, Stabilität und Fahrverhalten sucht, sollte sich vor dem Kauf gründlich informieren und verschiedene Modelle vergleichen.
Eine hilfreiche Übersicht mit Tipps und Empfehlungen bietet die Tourenski-Kaufberatung von SportScheck. Dort erfährt man, worauf es beim Kauf wirklich ankommt – von der Skilänge bis zur passenden Bindung.
Stiefel
Moderne Skitourenstiefel sind bequem, flexibel und lassen sich vor der Abfahrt mit bis zu vier Schnallen sicher fixieren. Der Trend geht eindeutig in Richtung leichter und steifer.
Tipp:
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Für längere Aufstiege eignen sich leichte 3-Schnallen-Stiefel.
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Wer mehr Wert auf die Abfahrt legt, sollte harte Tourenstiefel (evtl. mit Carbonanteil) und 4 Schnallen wählen.
Der Stiefel ist die wichtigste Komponente der gesamten Ausrüstung – und er muss vor allem perfekt passen. Blasen oder Druckstellen können den schönsten Skitag ruinieren.
Stöcke
Für Tourengeher bieten sich Teleskopstöcke mit verstellbarer Länge an. So kann man sie beim Aufstieg verkürzen und bei Kletterpassagen im Rucksack verstauen, um sie für die Abfahrt wieder auszufahren. Das funktioniert je nach Modell per Drehverschluss oder Klemmsystem.
Tipp:
Trailrunning-Stöcke lassen sich oft ebenfalls gut verwenden. Viele Modelle werden mit austauschbaren Tellern geliefert – falls nicht, können breitere Ersatzteller meist nachgekauft werden.
Kleidung & sonstige Ausrüstung
Beim Aufstieg kann man sich gut an der Winter-Trailrunning-Bekleidung orientieren: Baselayer, leichte Jacke, Handschuhe, Mütze und Multifunktionstuch.
Ich trage in den Skistiefeln am liebsten lange Merino-Kompressionssocken, dazu eine ¾-Lauftight und eine überziehbare Softshellhose.
Ein Rucksack ist Pflicht – darin sollten Proviant, Lawinenausrüstung und Wechselkleidung Platz finden. Für die Abfahrt gehören eine warme Jacke (Tipp: Primaloft), warme Handschuhe, Skibrille und selbstverständlich ein Helm hinein.
Skitourenspecial: Wie packe ich meinen Rucksack?
Training
Für Skibergsteiger gilt mehr denn je: Jeder Höhenmeter zählt! Das ständige Auf und Ab sorgt nicht nur für kräftige Beine, sondern bringt auch einen klaren Vorteil für die nächste Trailrunning-Saison.
Die langen Touren im Gelände sind hervorragendes Grundlagentraining, da man auf Tourenski oft mehrere Stunden unterwegs ist. Allerdings machen diese gemütlichen, ausdauernden Einheiten die Beine nicht unbedingt schneller.
Deshalb sollte man vor der Laufsaison wieder gezielt Kilometer sammeln und mit Fahrtspielen oder Intervalltraining etwas Tempo in die Beine bringen.
Welche Wettkampfdisziplinen gibt es beim Skibergsteigen?
| Disziplin | Beschreibung |
|---|---|
| Individual (Einzelrennen / Klassisch) | Die klassische „Königsdisziplin“ des Skibergsteigens: Mehrere Aufstiege und Abfahrten, oft mit einfachen wie auch technischen Abschnitten. Zwischendurch müssen die Ski manchmal auf dem Rucksack getragen werden („Portage“ / Boot-pack). Gesamtaufstiege von typischerweise 1100–1900 m (je nach Kategorie) möglich. |
| Vertical (Vertical Race / Vertical) | Ein reines Aufstiegsrennen — mit Ski (meist mit „Skins“ unter den Ski, um Grip im Aufstieg zu haben). Keine Abfahrt. Es geht darum, so schnell wie möglich einen steilen Aufstieg zurückzulegen. Dauer und Höhenmeter variieren je nach Kategorie. |
| Sprint | Kurze, sehr intensive Rennform: Aufstieg mit Skins, eventuell eine kurze Bootpack/Portage-Passage, gefolgt von einer Abfahrt. Rennen dauern nur wenige Minuten (typisch ~3 – 4 Minuten pro Heat) und werden im K.o.-System (Heats, Semifinale, Finale) ausgefahren. |
| Team (Team Race) | Langstreckenrennen im Team — zwei oder mehr Athleten arbeiten zusammen über weite Strecken mit mehreren Auf- und Abstiegen sowie Abfahrten. Häufig auch mit gemeinsamen Aufstiegen, technischer Passage und Abschnitten, bei denen getragen oder gesichert gefahren wird. |
| Mixed Relay (gemischte Staffel / Staffelrennen) | Zwei Partner (eine Frau und ein Mann) bilden ein Team. Sie wechseln sich über mehrere Runden ab — jede Runde umfasst Aufstiege, eine Boot-pack/Portage-Passage und Abfahrten. Ziel ist ein schnelles Teamrennen, bei dem beide gemeinsam zur Zeit beitragen. |
Für die Olympischen Winterspiele 2026 in Milano und Cortina sind folgende Disziplinen des Skimo bestätigt:
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Sprint (Männer & Frauen)
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Mixed Relay (gemischte Staffel)
Das bedeutet: Individual, Vertical und das klassische Teamrennen sind nicht Teil des Olympia-Programms 2026.
