Nach der Saison ist vor der Saison – aber wer jetzt einfach weitertrainiert, verschenkt wertvolles Potenzial. Warum gezielter Fitnessverlust und bewusste Erholung der Schlüssel zu langfristiger Leistungssteigerung sind.
Fitness aufbauen – und wieder loslassen
„Fitness aufzubauen ist gut, Fitness zu verlieren ist schlecht.“
Klingt logisch – ist aber nicht immer richtig. Gerade am Ende einer langen Wettkampfsaison lohnt es sich, diesen Glaubenssatz zu hinterfragen.
Nach dem letzten großen Rennen ist das Fitnessniveau oft auf dem Höhepunkt. Die Versuchung ist groß, „den Schwung mitzunehmen“ und einfach weiterzumachen. Doch genau jetzt ist der richtige Moment, bewusst auf die Bremse zu treten: ein Stück Fitness loszulassen – und damit langfristig stärker zu werden.
Warum weniger manchmal mehr ist
Für viele Sportler und Sportlerinnen wirkt der Gedanke, bewusst Fitness zu verlieren, widersinnig. Schließlich lautet das gewohnte Motto: „Viel hilft viel.“
Im klassischen Fitnesskontext funktioniert das oftmals gut – im Ausdauersport jedoch nicht dauerhaft. Hier zählt der Zyklus aus Aufbau, Belastung, Erholung und Regeneration. Wer nie wirklich abschaltet, läuft Gefahr, körperlich und mental auszubrennen.
Ein echter Fortschritt entsteht erst, wenn Körper und Geist die Möglichkeit bekommen, sich vollständig zu erholen – und wieder Lust auf Training zu entwickeln.
Die Kunst der Off-Season: Erholung mit Plan
Eine „echte“ Off-Season bedeutet nicht, zwei Monate lang auf dem Sofa zu sitzen. Vielmehr geht es darum, das strukturierte Training deutlich zu reduzieren und den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Nach dem letzten Renn-Highlight der Saison sind einige Wochen ohne Trainingsplan ideal. Das Motto sollte lauten: „Bewegung, die Spaß macht und nicht groß belastet!“ Wandern, Skifahren, Yoga, Spaziergänge. Aktivitäten, die während der Saison oft zu kurz kommen.
Der Schlüssel liegt darin, den Prozess zu akzeptieren – und sogar zu genießen. Wer die Pause mit Freude statt mit schlechtem Gewissen angeht, profitiert doppelt.
Bewusst loslassen, um stärker zurückzukommen
Training ist dann am effektivsten, wenn Athleten verstehen, warum sie etwas tun. Wer die Logik hinter einer bewussten Off-Season erkennt, vertraut dem Prozess:
Ziel ist nicht, in der Pause möglichst fit zu bleiben – sondern im nächsten Jahr ein höheres Leistungsniveau zu erreichen. Ein Athlet, der den neuen Trainingszyklus nur minimal fitter startet als im Vorjahr, hat die besten Chancen, seine Spitzenform auf einem höheren Level zu erreichen.
Das gelingt nur, wenn man bereit ist, in der Off-Season bewusst Fitness abzugeben – nicht zu viel, aber genug, um vollständig zu regenerieren.
Den inneren Schweinehund umarmen
Gerade in den ersten Wochen der Off-Season kann es schwerfallen, loszulassen. Der Drang, aktiv zu bleiben, ist groß. Doch genau hier liegt die Chance, die Beziehung zum eigenen inneren Schweinehund zu verändern.
Genieße das süße Nichtstun: Gönn dir ein Dessert extra, schau deine Lieblingsserie oder lass ein paar Kilo mehr auf der Waage zu. Das ist kein Rückschritt, sondern Teil eines langfristig durchdachten Plans. Denn wer sich wirklich erholt, trainiert später mit mehr Freude, Energie und Fokus – und wird am Ende des nächsten Jahres fitter als je zuvor.
Fazit: Der kurze Rückschritt als Sprungbrett
Eine echte Off-Season ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Trainingsintelligenz. Wer den Mut hat, zeitweise „unfit“ zu werden, schafft die Basis, um stärker, gesünder und motivierter in die neue Saison zu starten.
Also: Leg die Uhr weg, atme durch – und freu dich auf die neue Saison!
