Am vergangenen Wochenende fand der Eiger Ultratrail in Grindelwald in der wunderschönen Schweiz statt. Die Bergkulisse mit Eiger, Jungfrau und Mönch lässt das Herz eines jeden Bergliebhabers und Trailrunners höher schlagen. So auch das unserer xc-run.de Athletin Bine. Sie stellte sich dort ihrer bisher größten sportlichen Herausforderung, dem “E101” – 101Km, 6.700Hm. Wie es ihr bei diesem Abenteuer ergangen ist, könnt ihr hier nachlesen.
Die Vorgeschichte
Mein erster 100er – Yes I did it!
Bereits zwei Mal war ich beim “E51” (51Km, 3.100Hm) hier in Grindelwald dabei. Vor 3 Jahren wurde ich hier sogar 2. Damals sagte der Moderator im Ziel zu mir “Nächstes Jahr wollen wir dich dann beim 101er sehen”. Für mich da noch unvorstellbar, verneinte ich dies mit einem “NIEMALS”. Jedoch ließ mich dieser Gedanke seitdem nicht mehr los und so stand ich am Samstag um 4 Uhr früh an der Startlinie des E101. Bereits im Vorfeld setzte ich mir nur ein Ziel, nämlich einfach das Ziel zu erreichen. Zeit egal, einfach nur durchkommen und überleben. Meine eigene grobe Zeiteinschätzung war zwischen 16 und 18 Stunden. Am Start herrschte eine ruhige Stimmung, eine Mischung aus Vorfreude, Anspannung und Konzentration. Jeder ging nochmal in sich, bevor unsere große Reise begann. Ich fühlte mich wohl, war nur wenig nervös und freute mich auf das bevorstehende Abenteuer. Der Startschuss fiel und anders als bei kürzeren Wettkämpfen, war das Tempo von Anfang an niedriger. Auch ich nahm mir vor, das gesamte Rennen bewusst langsamer als sonst anzugehen und mein eigenes, gleichmäßiges Tempo zu laufen. Los ging es die ersten 8,8km und ca. 1.000hm hinauf zur großen Scheidegg zur VP1. Ich drehte mich um und sah auf das Lichtermeer aus Stirnlampen hinter mir, ein toller Anblick. Nach der großen Scheidegg ging es noch weitere 200hm hinauf, bis ein steiler Downhill zur VP2 folgte. Der nächste knackige Anstieg ließ nicht lange auf sich warten, hinauf zum First, zur VP3. Hier liefen wir den Skywalk in über 2.100m Höhe entlang. Über einen “Gitterweg” und unter uns der Abgrund, ein faszinierender Anblick! 24km und 2.000hm waren bereits geschafft und ich fühlte mich super. Nur meine Verpflegungsstrategie ging nicht ganz so so auf wie geplant. Normalerweise nehme ich bei Wettkämpfen nur Gels, hier wollte ich aber versuchen, mit einer Kombi aus Riegel, Gels und Getränkepulver zu arbeiten. Schon den ersten Riegel brachte ich kaum runter und nachdem ich mir mit Gewalt 4 Riegel einverleibt hatte, war Schluss. Der Ekel war zu groß und ich stieg auf nur Gels in Kombi mit Getränkepulver um. Dies sollte mir später noch zum Verhängnis werden…
Nach ein paar weiteren up- und downhills kam der Anstieg zum Faulhorn, höchster Punkt mit 2.681m. Diesen kannte ich bereits, da der erste Teil des E101 bis auf eine kleine Extra Schleife die gleiche Strecke, des E51 ist. So wusste ich, dass sich dieser Aufstieg ziemlich ziehen wird. Schon von weitem sieht man die Hütte oben auf dem Faulhorn, doch für die 700Hm auf 4km braucht man eine gefühlte Ewigkeit. Jedoch fiel mir auch dieser Anstieg ziemlich leicht. Oben kurz die gigantische Aussicht bewundert, ging es auch gleich wieder steil bergab. Vorbei an den nächsten beiden VP’s “Egg” und “Schwand” kam ich an die große VP in Burglauenen bei km 55. Hier heißt es noch mal alle Vorräte auffüllen, denn ab da geht das Rennen erst richtig los und es zeigt sich, ob die 100km möglich sind oder nicht. Hier hatten wir bereits 55km und über 3.000hm in den Beinen. Von Burglauenen aus folgte der nächste steile uphill, gefolgt von einem ähnlich steilen Downhill. Danach kam einer der wohl härtesten Abschnitte des Rennens, der Aufstieg hinauf zum “Männlichen”. Eine Rampe mit 4km und ca. 1.000hm. Das Schlimmste jedoch war nicht die Steilheit, sondern die Tatsache, dass nun die Mittagssonne erbarmungslos auf uns herunter knallte. Im Nu hatte ich beide Flasks leer und war froh, als ich die VP oben erreicht hatte. Auch hier oben wurden wir mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegenden Gletscher belohnt. 70km waren bereits geschafft und ich fühlte mich immer noch super, ich war mehr als überrascht über mich selbst. Jedoch machte sich plötzlich ein komisches Gefühl in der Bauchgegend bemerkbar und ich bekam Durchfall.
Die vielen Gels und Getränkepulver verträgt mein Magen anscheinend doch nicht so gut. “Scheisse, im wahrsten Sinne des Wortes” dachte ich. Ich fühlte mich zwar fit, musste aber 6 Mal!!! einen lästigen, aber “zwingend notwendigen Zwischenstopp” einlegen. Jedes Gel, das ich zu mir nahm, wollte sofort wieder raus. “Ok, dann muss es halt die letzten 30km irgendwie ohne gehen”. Nach der kleinen Scheidegg folgte der wohl beeindruckendste Teil der Strecke. Der Weg führte uns direkt neben dem Eigergletscher vorbei. UNFASSBAR dieser Anblick, ich konnte mich kaum satt sehen und lauschte dem Knacken und Donnern des Gletschers, wo ständig Teile des Eises abbrechen. Hier wird einem die Gewalt der Natur wieder so richtig bewusst! Nachdem ich den Eigergletscher erreicht hatte, folgte ein 8km langer Downhill und ich war überrascht, wie locker ich nach fast 90km! noch bergab laufen konnte, ohne schmerzende Beine, das hatte ich wirklich nicht erwartet. Was dann kam, war das fieseste des ganzen Rennens. Nach ca. 96km mussten wir nochmal 300hm hinauf zum “Pfingstegg”, der letzten VP. In diesem Moment verfluchte ich diejenigen, die sich diese Strecke ausgedacht hatten. Aber nun war das Ziel zum Greifen nah. Als ich auf meine Uhr schaute und diese 100km anzeigte, konnte ich es kaum fassen und war den Tränen nahe. “Du hast es wirklich geschafft”. Jetzt nur noch den letzten Hügel hinauf ins Dorf und ab über die Finishline. Überglücklich ließ ich meinen Tränen freien Lauf, als ich nach 15:55:55 Stunden das Ziel erreichte. 9. Frau gesamt und 3. in der Altersklasse, ich konnte es selbst nicht glauben. Dass ich bei einem solch großen, internationalen Rennen in die Top 10 laufen würde, hätte ich mir niemals erträumt. Zeitlich wäre noch eine halbe Stunde mehr drin gewesen, die ich aber leider auf Grund meiner “Zwischenstopps” herschenken musste. Nichtsdestotrotz bin ich mehr als zufrieden, stolz und überwältigt von meiner Leistung. Zum ersten Mal einen 100er zu laufen, ohne einen einzigen Durchhänger zu haben, das war wirklich eine riesige Überraschung für mich. Dieses Erlebnis werde ich sicherlich mein ganzes Leben nicht vergessen!
Fazit
Der Eiger Ultra Trail ist immer eine Reise wert. Ich war nun bereits zum 3. Mal dort und kann immer wieder nur in den höchsten Tönen schwärmen. Traumhafte Strecken in einer atemberaubenden Umgebung. Eine perfekt organisierte Veranstaltung, mit lauter lieben Menschen auf und neben der Strecke. DANKE Eiger Ultra Trail für dieses -mal wieder- unvergessliche Erlebnis! Ihr werdet mich mit Sicherheit wiedersehen 🙂
Ergebnisse und Statements zum Rennwochenende