Hannes Namberger ist „on fire“ und zeigt einmal mehr, dass er zu den besten Ultratrailrunnern der Welt gehört. Nach seinem Sieg beim Madeira-Island Ultra Trail Ende 2021 und dem Sieg beim Penyagolosa Trail 2022 setzt der Ruhpoldinger Dynafit-Athlet seine beeindruckende Siegesserie fort und gewinnt nach 2021 (damals in 12:02h) auch 2022 den Lavaredo Ultratrail – natürlich mit erneutem Streckenrekord.
Was das Geheimnis seines Erfolges ist, wie die Vorbereitung auf den UTMB aussieht, wann es zum Showdown mit Janosch Kowalczyk kommt oder welchen Schuh Hannes beim LUT gelaufen ist erfahrt ihr im Interview:
Hannes, du hast soeben die magische Schallmauer von 12h beim Lavaredo Ultratrail durchbrochen (11:56h) und schlägst mit dieser Zeit die Bestzeiten weltbekannter Trailläufer wie Tim Tollefson, Hayden Hawks, Pau Capell, Gediminas Grinius, Iker Karrera oder Anton Krupicka. Wurmt es dich, dass diese ganz großen Namen 2022 nicht am Start standen?
Hannes: Es waren große Namen am Start mit Andi Reiterer, Pau Capell, Mathieu Blanchard, Jiasheng Sheng, Pere Aurell, Robert Hajnal usw. Das sind alles Läufer, die schon große Erfolge beim UTMB gefeiert haben oder ihn sogar schon gewonnen haben. Ich denke eher, dass wir es in diesem Jahr mit der stärksten Elite Besetzung zu tun hatten, die es je beim LUT gegeben hat.
Nach einer Corona-Infektion hast du dich sehr kurzfristig für einen Start in Cortina entschieden. Konntest du deinem Körper voll vertrauen, oder gab es Unsicherheiten?
Hannes: Etwa 3 Wochen vor dem Rennen habe ich entschieden, beim LUT zu starten, da ich wegen einer Corona-Infektion meine Pläne verändern musste. Doch mein Trainer Lars Schweizer sah eine Chance, mich innerhalb von 14 Tagen einigermaßen fit für das Rennen zu machen. Meine Leistungsdaten sahen nach dem anschließenden Trainingsblock wieder gut aus. Das war wichtig und gab mir Selbstvertrauen für den anstehenden Wettkampf. An der Startlinie wusste ich, dass ich bestmöglich vorbereitet und gesund bin und konnte mich auf das Rennen freuen. Wenn ich unsicher gewesen wäre, hätte ich am LUT nicht teilgenommen.
Eigentlich wärst du eine Woche vorher beim mozart100 gemeldet gewesen, wo es zum Showdown der derzeit besten deutschen Ultratrailläufer Hannes Namberger, Janosch Kowalczyk und Benedikt Hoffmann gekommen wäre. Ich weiß, du suchst diese sportlichen Konfrontationen. Bist du enttäuscht, dass es mit dem Start nicht funktioniert hat?
Hannes: Ich wäre sehr gerne gegen Janosch, Benedikt und Flo gelaufen, doch die Story, die ich beim Lavaredo Ultra Trail geschrieben habe, war im nachhinein besser. Wenn man die Streckenprofile der beiden Rennen betrachtet, liegt mir der Lavaredo einfach besser, daher habe ich für mich die bessere Entscheidung getroffen. Ich denke aber, dass wir in Zukunft noch öfter aufeinandertreffen werden.
Beeindruckend sind nicht nur deine Zeiten, sondern die unglaubliche Konstanz, mit der du lieferst. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie akribisch du Wettkämpfe planst und wie sehr du dich mit deinem Material befasst. Was würdest du als Geheimnis deines Erfolges und dieser Konstanz bezeichnen?
Hannes: Ich trainiere fleißig, habe ein perfektes Umfeld und Team, mache selten Dummheiten und wenn ich an einer Startlinie stehe, bin ich top vorbereitet und habe Bock mich zu schinden. Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt und mich ständig verbessert, Kontinuität war hier wahrscheinlich der entscheidende Faktor.
Welchen Schuh bist du eigentlich gelaufen?
Hannes: Den DYNAFIT Ultra 50 (zum Testbericht), für mich etwas angepasst. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich bei meinem Sponsor nur die besten Produkte bekomme, neue Sachen testen und sogar mitentwickeln darf. Gerade versuchen wir, neue Materialien zu vergleichen und mit den Ergebnissen, die Dämpfungseigenschaften des Schuhs auf Ultra-Distanzen zu verbessern. Das Entwicklerteam von Dynafit arbeitet hier eng mit mir zusammen und setzt meine Erkenntnisse und Produktmeinung in den Schuh-Modellen der kommenden Jahre um.
Dein Regenerations- und Wettkampfplan entspricht nun genau dem von 2021 – next Stopp UTMB. Änderst du etwas im Vergleich zum letzten Jahr?
Hannes: Letzte Saison bin ich noch Ende Juli den Glockner Trail (58km) beim Grossglockner ULTRA-TRAIL gelaufen und dieser hat mich viele Körner gekostet. Obwohl es einer der schönsten und technisch herausforderndsten Wettkämpfe für mich ist, lasse ich ihn in diesem Jahr aus. Ich fahre jetzt etwas runter und baue dann einen längeren Trainingsblock ein, um in einer guten Form zum UTMB zu fahren. Ich hoffe, dass ich dann gesund und mit vollen Reserven Ende August in Chamonix starte, um mit den Großen um die Wette zu laufen. Ändern werde ich Vergleich zum letzten Jahr nicht viel, mein System funktioniert für mich echt gut!
Ich wünsche dir auf diesem Weg alles erdenklich Gute! Wir hören uns vor, während oder nach dem UTMB.