Janosch Kowalczyk ist einer der handverlesenen deutschen Trailrunner, die auch das internationale Parkett nicht scheuen und sich dort erfolgreich der starken Konkurrenz stellen. Vor einigen Jahren wagte er das „Abenteuer Profikarriere“ (zum Interview) und konnte seitdem seine Leistungen noch einmal deutlich steigern. Bei seinem Sieg beim diesjährigen Istria100 lief er nicht nur Streckenrekord (9:52h), sondern düpierte auch Stars der Szene wie Pablo Villa und Pau Capell. Wir sprachen mit Janosch über seinen Lauf in Istrien, die Faszination des Rennsteiglaufs und wie er seine Leistung beim Western States Endurance Run noch einmal toppen will.
Interview Janosch Kowalczyk
Janosch, herzlichen Glückwunsch zu deinem starken Saisonauftakt in Istrien. Wie fühlt es sich an, wenn man bei einem Rennen der UTMB-Serie Szenegrößen wie Pablo Villa oder Pau Capell eine halbe Stunde abnimmt und sich den Sieg sichert?
Danke Markus, ich bin mit dem Rennen zufrieden. Irgendwie fühlte es sich nicht wie der große Wurf an. Ich habe meinen Stiefel abgespult und irgendwie haben der Autopilot und die Automatismen übernommen. Das ist irgendwie die Essenz eines erfolgreichen Ultralaufs. Und als es hart wurde, wusste ich, dass ich einen Vorsprung hatte. Dann habe ich mich so verhalten, weil man auch keine Krämpfe oder so etwas riskieren will. Ein guter Saisonstart war mir wichtiger.
Wie sieht bei dir die Phase nach einem langen Wettkampf aus? Wie regenerierst du, was machst du für alternative Sportarten? Wann kehrst du wieder zum normalen Trainingsrhythmus zurück?
Zuerst ruhe ich mich aus, bis ich wieder schlafen kann. Das dauert manchmal 2 Nächte, weil alles weh tut, zu viel Stress und Belastung im Körper, das Koffein aus den Gels und generell die Aufregung. Dazu kommt die halbe Nacht vor den Rennen, weil der Wecker klingelt. Da brauche ich oft bis Mitte der nächsten Woche, um wieder klar zu kommen. Dann gibt es Kaffeefahrten mit dem Rad und Läufe mit Miriam.
Istrien gilt als sehr „laufbare“ Veranstaltung, was auch für deine größten Erfolge 2023 gilt. Der Sieg beim Rennsteig Jubiläumslauf und der Top 10 Platzierung beim Western States 100. Wie unterscheiden sich diese weniger technischen Rennen von den alpineren Herausforderungen in Sachen Vorbereitung?
Da ich nicht in den Bergen wohne, verliere ich in den sehr technischen Passagen schon etwas. Nun ist kein Rennen nur technisch, aber ich denke, es macht mehr Sinn, dort zu laufen, wo ich auch gezielt trainieren kann. Außerdem mag ich die Forststraßen und das kalkulierbare Tempo. Hier kann ich genauer planen und muss nicht jeden Kilometer im Voraus komplett ablaufen.
Letztes Jahr hast du nach dem Rennsteig gesagt, dass es vom Pacing her einer der härtesten Läufe deines Lebens war – man muss ständig „pushen“. Kannst du das den Leserinnen und Lesern erklären? Ist die sportliche Herausforderung beim Rennsteig Supermarathon größer als bei deinen alpinen Abenteuern?
Beim Straßenmarathon kommt der Mann mit dem Hammer nach 35 km. Beim Rennsteig Supermarathon sind es nach Schmiedefeld noch 38 Kilometer. Das macht den Lauf an sich nicht härter, aber man macht ihn sich härter, weil man bei so ähnlichen Kilometern viel eher am Limit läuft.
Bleiben wir beim Rennsteig. Er ist mit 15.000 Teilnehmern der größte Landschaftslauf Deutschlands, unterscheidet sich aber in der Streckenführung vom klassischen Trailrunning. Was macht diesen Lauf so besonders? Welche Bilanz ziehst du nach deinem Sieg 2023?
Der Zieleinlauf ist etwas ganz Besonderes, viele Menschen und eine tolle Atmosphäre. Es herrscht eine Jahrmarktstimmung. Für mich haben auch die klassischen Ultramarathons eine echte Bedeutung, nicht umsonst bin ich meine ersten 100 damals bei „der längsten Nacht“ in Biel gelaufen.
Nach dem 100k in Istrien geht es nahtlos in die Vorbereitung auf den diesjährigen Western States 100. Dein absolutes Highlight 2024? Was steht sonst noch auf dem Programm?
Es gibt noch einen kleinen Wettkampf in Innsbruck beim IATF und dann ein Höhentrainingslager in Flagstaff vor dem Western States. Aber jetzt mache ich keine Umwege mehr, alles ist für den 29. Juni geplant und ich will keine Trainingstage mehr durch Pausen vor oder nach einem Wettkampf verlieren.
Mit deiner Top-Ten-Platzierung im vergangenen Jahr hast du das beste Ergebnis erzielt, das je ein Deutscher bei diesem legendären Event erreicht hat. Kannst du das toppen? Was wirst du anders machen als im Vorjahr?
Das werde ich toppen, ja. Die ersten 5h werde ich nach Plan laufen, aber dann lasse ich die Gruppen nicht mehr kampflos ziehen. Am Ende muss man trotzdem sehen, dass man heil ankommt. Meine amerikanischen Teamkollegen haben mich schon gewarnt, wenn es richtig heiß wird, kann man auch mit 16h aufs Podium laufen. Also stumpf Plan abarbeiten ist nicht drin. Und ich glaube auch, dass es mit der aktuellen Startliste wieder ein Rekordjahr wird.
Kürzlich wurde bekannt, dass der Western States 100 in den Pool der USADA (amerikanische Dopingaufsicht) aufgenommen wurde, was bedeutet, dass ab 2024 verstärkt kontrolliert wird. Wie siehst du das Thema Doping im Trailrunning?
Auf jeden Fall gut, dass es losgeht.Habe erst diese Woche eine ganze Podcastreihe dazu gehört (Geheimsache Doping vom Berliner Rundfunk) und mich in den letzten Monaten mehr damit beschäftigt. Habe die NADA App, dort kann man Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel überprüfen, ob sie getestet oder zugelassen sind. Daraufhin habe ich dann zum Beispiel einfaches Zink und Magnesium von DM aussortiert, weil sie nicht getestet sind. Ich denke, das ist schon meine Verantwortung. Die Produkte meines Partners MNSTRY zum Beispiel sind alle offiziell getestet.