Trailrunner im Interview: Basilia Förster

Basilia Förster beim Zugspitz Ultratrail © exito-Gipfelstürmer

Bescheiden, sympathisch, erfolgreich! Basilia Förster ist in den deutschen Medien weit weniger präsent als so manch andere Läuferin, die ihr sportlich nicht das Wasser reichen kann. Gerade das macht uns neugierig auf die gebürtige Münchnerin mit italienischen Wurzeln und xc-run Redakteurin, die in der Saison 2017 den 2. Platz beim Rennsteig Ultramarathon hinter Melanie Albrecht errang, beim Zugspitz Ultratrail Dritte wurde und vor kurzem beim UTMB einen sensationellen 13. Rang erlief.

Interview mit Basilia Förster

 Basilia, herzlichen Glückwunsch nochmal zum phänomenalen 13. Platz beim UTMB 2017! Kannst du dieses Ergebnis schon begreifen?

Vielen Dank! Es hat schon ein bisschen gedauert, bis ich dieses Ergebnis so richtig begriffen habe. Es war ein unglaublich emotionaler Moment – angefeuert von so vielen Zuschauern – in Chamonix über die Ziellinie zu laufen. Das Glücksgefühl bleibt allerdings nur ganz kurz, dann brechen die elementaren Grundbedürfnisse durch. Erschöpfung, Schlaf, Essen – alles was eben 30 Stunden lang zu kurz gekommen ist. Das ist aber nicht schlimm, denn das Glücksgefühl kommt danach wieder zurück und mit einem Abstand von eineinhalb Wochen, kann ich den Erfolg nun auch richtig einordnen.

Wie fühlst du dich zwei Wochen nach dem UTMB? Noch Lust zu laufen oder Sport zu treiben?

Absolut! Bereits 2 Tage nach dem Lauf kam der Bewegungsdrang wieder durch und ich spürte vor allem nachts, dass meine Beine sich wieder bewegen wollen. Am dritten Tag war ich dann beim Indoor Cycling und mittlerweile laufe ich auch schon wieder. Die Erschöpfung ist aber schon noch zu spüren. 

 Du bist heuer eine äußerst erfolgreiche Saison mit sehr vielen Wettkämpfen gelaufen. Was war dein Geheimnis über so lange Zeit so starke und vor allem so konstante Leistung zu zeigen?

Ich habe die Saison akribisch geplant. Bereits im Februar lief ich den Bad Füssing Marathon mitten in der Skilanglauf-Saison. Der eigentliche Start erfolgte in Innsbruck über die 65 KM, kurz darauf die 73 KM am Rennsteig und dann der Zugspitz Ultratrail über 100. Ich steigere also sukzessiv Distanz und Höhenmeter. Dies betrifft mein Training gleichermaßen. Nach dem ZUT machte ich viele Wettkämpfe (Marathon, Berglauf) aus dem Training heraus. Die härteste Woche war dann der Rock the Top Zugspitz-Marathon am Samstag und am Freitag drauf der Swiss Irontrail über 133 KM. Beide bin ich ohne Tapering-Phase angegangen. Trotzdem lief ich in der Schweiz mein bislang stärkstes Rennen. Danach war es dann aber richtig schwer, meine Form bis zum UTMB zu halten. Mein Körper war müde und die Spritzigkeit war weg. Aber irgendwie ist er zum UTMB gerade noch rechtzeitig aufgewacht.

Ich glaube nicht, dass es ein Geheimnis gibt. Ich laufe unter der Woche kurz und schnell, am Wochenende lang und bergig. In der Summe sind das so 120 KM in der Woche. Ich bin da sehr intuitiv unterwegs und spüre in meinen Körper rein. Der sagt mir genau, woran er ist und was er braucht. Die Herausforderung ist nur, ehrlich zu sich selbst zu sein.

 Im Winter liegt dein Hauptaugenmerk beim Skilanglauf. Welche Erfolge hast du hier zu verbuchen?

Da bin ich noch absoluter Rookie. Die vergangenen Jahre habe ich einige Skating Rennen gemacht, aber außer blauen Flecken nichts nach Hause gebracht. Letzte Saison habe ich meinen Mann Michael zu vielen Klassik-Rennen begleitet. Immer nur zuschauen war mir aber zu langweilig. Dann habe ich mich beim Pustertaler Skimarathon angemeldet. Michael hat gesagt, das geht auch ohne Steigwachs. Schieb einfach! Bei -21 Grad war ich dann so langsam, dass Michael und meine Freunde mich dann während des Rennens angerufen haben, wo ich bleibe. Das hat mich geärgert! Eine Woche drauf habe ich dann beim Kaiser Maximilian Lauf über 60 KM mich auf Fellskiern durchgekämpft. Damit schaffte ich es dann beim Gsieser und am Achensee dann das erste Mal auf das Podest in meiner Altersklasse. Das erste Mal zufrieden war ich dann beim Skadi. Die liebe Jessica Müller hat mir am Abend vorher noch gute Ski gegeben und ich wurde 2. In der AK. Diesen Winter werde ich weiter an meiner Technik arbeiten und mich auch mehr mit dem Material beschäftigen. 

Würdest du mittlerweile Langlauf oder Trailrunning als deine Hauptsportart bezeichnen? Was gefällt dir besser?

Hauptsport ist Laufen. Aber ich liebe mindestens genauso das Langlaufen. Die traumhaften Winterlandschaften – das ist so schön. Ein weiterer Vorteil ist, dass man sich bergab etwas ausruhen kann. Hinzu kommt die Vielseitigkeit: Skating, Diagonalschritt oder auch mal Doublepoling – es gibt so viele Variationen.    

 Würdest du Langlaufen als perfektes Alternativtraining für die Trails bezeichnen? Warum?

Definitiv! Die Gelenke werden geschont. Gleichzeitig beansprucht Langlaufen die Körpermitte und den Oberkörper sehr stark. Da bin ich noch zu schwach. Doch gerade bei Ultratrails ist der Stockeinsatz mit zunehmender Distanz immer wichtiger. Da bietet Langlaufen, gerade auch Doublepoling einen super Transfer. Skating und vor allem der klassische Diagonalschritt hingegen beanspruchen das Herz-Kreislauf-System sehr stark. Ich kann also im Winter bereits eine ideale Grundlage für meine Ausdauer legen. Wenn es die Schneebedingungen zulassen, kombiniere ich auch schon mal. Erst auf die Ski, danach in die Laufschuhe. Die Loipen in meiner Gegend sind zum Glück ziemlich kupiert. Da habe ich durch die steilen Rampen auch im Winter ein perfektes Bergtraining.        

Im letzten Jahr war dein großes Saisonziel der Swiss Irontrail über 200km. Haben es dir die ganz langen Rennen angetan?

Ja, das kann man sagen! Ein kurzes Rennen –  auch einen Rennsteig – läuft man gegen die Uhr und gegen die Konkurrenten. 200 KM mit 10.000 hm bei extremen Witterungsbedingungen in den Bergen oberhalb von 2500 Höhenmetern ist ein Wettkampf mit dir selbst. Ein Abenteuer. Da geht es nicht darum, jemanden zu überholen. Da geht es zunächst darum, nicht zu unterkühlen, hydriert zu bleiben, die Energiereserven konstant zu halten. Dann kommt das Schlafdefizit. Muskuläre Erschöpfung, Schmerzen. Manchmal rebelliert der Magen. Ich habe damals die ganzen 45 Stunden nicht geschlafen, die Nacht vorher auch nur 4 Stunden. Da kam es dann vor, dass ich bergauf mal die Augen zugemacht habe. Zum Schluss kamen Halluzinationen. Diese Hindernisse bergen eine Vielzahl an potenziellen Gründen zum Aussteigen. Diese treten immer phasenweise auf. Jedes emotionale Tief ist eine Challenge für sich. Die Kunst ist dabei, sich nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Immer weiter zu machen, weiter zu laufen! Es ist eine unglaublich intensive Erfahrung, die einen sich selbst näher bringt. Deshalb liebe ich die langen Läufe. Es ist wahrscheinlich meine Form der Meditation.    

 Du bist hauptberuflich als Filialleiterin einer Bank tätig. Wie schaffst du es Beruf und Sport so perfekt unter einen Hut zu bringen?

Beruf und Sport sind für mich kein Widerspruch. Ich bin in als Bankerin wie als Läuferin leistungsorientiert und zielstrebig. Die Anstrengung im Job ist kognitiver Art, beim Laufen ist mein Körper gefragt. Das ist die ideale Kombination. Gerade nach harten Tagen in der Bank oder langen Meetings freue ich mich auf nichts mehr als einfach zu laufen.

Wichtig ist in jedem Fall ein gutes Zeitmanagement.  Ich bin kein Early Bird! Deshalb trainiere ich immer abends. Wichtig ist, nach Hause zu gehen, ohne groß zu überlegen, sich umzuziehen und raus. Wenn es im Winter dunkel ist, dann laufe ich auf geräumten und beleuchteten Straßen auch mal 10 mal eine 2 KM Runde mit Intervallen im Kreis. Das ist schon hart. Und es gelingt auch nicht immer. Manchmal bin ich auch zu erschöpft. Dann mache ich eben einen ungeplanten Ruhetag und bin am Tag drauf umso fitter. Auch hier höre ich auf meinen Körper.

 Welche Ziele hast du für die Saison 2018? Was würde dich besonders reizen?

Der UTMB wird wieder das Hauptziel sein. Dem Rennsteiglauf halte ich natürlich die Treue. Ich möchte aber auch gerne neue Gegenden kennenlernen. Der Lavaredo Ultratrail steht da weit oben auf der Liste. Ich habe aus Chamonix eine ganze Tüte mit Flyern interessanter Rennen mitgebracht. Da ist bestimmt auch noch was dabei.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und gute Erholung nach deiner tollen Trailsaison!

Dankeschön!