Eva Sperger tauchte im letzten Jahr wie Phönix aus der Asche in der Trailszene auf und ließ der Konkurrenz seitdem keine Chance: Sie siegte nicht nur beim U. Trail Lamer Winkel, sondern auch beim Chiemgauer 100 und dem Arberland Ultratrail. Mit einem starken Auftritt beim Transvulcania 2017 zeigte sie, dass sie auch international konkurrenzfähig ist. Vor Kurzem krönte sie sich an der Zugspitze zur Deutschen Meisterin im Ultratrail. Höchste Zeit sich mit der Psychologin aus München zu unterhalten:
Interview mit Eva Sperger
Eva, herzlichen Glückwunsch nochmal zum Titel der Deutschen Meisterin im Ultratrail! Hast du schon realisiert, dass du auf dem Papier die aktuell beste Trailrunnerin Deutschlands bist?
Vielen Dank! Nein, es ist nach wie vor unglaublich für mich und noch nicht so richtig bei mir angekommen die Deutsche Meisterschaft tatsächlich gewonnen zu haben. Die vielen Glückwünsche und die Anteilnahme meines Umfeldes und der Leute, die das Trailrunning verfolgen machen es mir langsam bewusster, dass ich mir diesen Traum tatsächlich erfüllen konnte.
Du tauchst erst seit 2016 so wirklich in den Ergebnislisten von Trailevents auf – dafür umso erfolgreicher. Was hast du vorher gemacht um so fit zu sein?
Ich hatte schon seit jeher einen unstillbaren Bewegungsdrang und eine große Leidenschaft für die Berge. Das hat als Kind schon dazu geführt hat, dass ich beim Wandern mit meinen Eltern den Berg vor ihnen in Schleifen hoch- und runtergelaufen bin (heute würde man es Intervalltraining nennen :). Bevor ich ins Trailrunning eingestiegen bin, bin ich sehr viele Berg- und Hochtouren gegangen, sodass ich zeitweise jedes Wochenende auf einem anderen Gipfel stand. Da war vom Jubiläumsgrat, dem Eiger, dem Ortler bis zum Mont Blanc alles dabei. Neben dem Bergsteigen hat das Rennradfahren mit meiner Gruppe „Rennradln München“ und die verrückten Einfälle verschiedener Freunde, z.B. an einem Tag zum Gardasee zu fahren seinen Beitrag geleistet. Über die bis zu 13-stündigen Ausfahrten habe ich viel über Krafteinteilung, mentale Strategien und Motivation gelernt.
Wie bist du zum Trailrunning gekommen?
Auf einer meiner Bergtouren im Herbst, als bereits Schnee lag und bei der wir auf eine kleine Selbstversorgerhütte in den Berchtesgardener Alpen gelaufen sind, ist mir Gine Enenkel (Kapschnittchen) begegnet. Sie ist in Turnschuhen denselben Weg gelaufen, den wir mit Bergstiefeln gewandert sind. Sie habe ich damals mit Fragen bombardiert und da war das Feuer entfacht. Seither ist Trailrunning meine große Leidenschaft.
Was macht die Sportart für dich besonders?
Besonders macht diesen Sport für mich unter anderem die Verbindung zu meiner Arbeit als Psychotherapeutin. Ich habe eine Zusatzausbildung in Hypnose und damit in den Techniken des mentalen Trainings. Es hat mich gereizt diese auf langen Strecken und in extremen Situationen im Selbstversuch anzuwenden.
Als amtierende Deutsche Meisterin bist du natürlich auch eine heiße Kandidatin für die Weltmeisterschaft im Ultratrail nächstes Jahr in Spanien. Würde es dich reizen einmal für Deutschland zu laufen?
Natürlich, ich würde mich sehr geehrt fühlen für Deutschland an der Startlinie zu stehen. Ich muss mich nur mit dem Gedanken auseinandersetzen, der zweifelnd fragt „Du bist doch noch ein Neuling, kannst du im Vergleich zur Weltspitze wirklich eine ausreichend gute Leistung bringen?“.
Man sieht dich immer mit einem breiten Lachen im Gesicht laufen. Ist das dein großes Geheimnis?
Auf jeden Fall, das würde ich sofort unterschreiben. Ich glaube und hoffe man sieht mir an, wie sehr ich das Laufen, die Berge, die Trails liebe. Es gibt für mich kaum ein schöneres Gefühl, als einen flowigen, technischen Downhill mit ordentlich Speed zu laufen.
Welche Rennen stehen in diesem Jahr noch auf dem Programm?
Zunächst der Rosengarten Skymarathon in den Dolomiten, den ich landschaftlich sehr reizvoll finde und die Walser Trailchallenge, für die ich mich wegen der technischen Herausforderungen entschieden habe. Ja, und dann habe ich nach wie vor die Hoffnung, dass ich noch einen guten Teampartner/-in für den Transalpine Run im September finde.
Hast du eine Trainingsphilosophie, Trainingsplan oder Trainingsrhythmus?
Das tun, was Freude macht ist die wichtigste Philosophie… Es gibt viele Punkte, die ein Training leichter machen, z.B. Intervalle am Berg bei Sonnenuntergang, mit Freunden zusammen oder mit motivierenden inneren Bildern laufen. Aber dass kein falscher Eindruck entsteht, ich habe seit Dezember letzten Jahres einen Trainingsplan von Michael Arend mit sechs Trainingseinheiten in den Belastungswochen. Ich nenne es meist liebevoll „Quältraining“. Selbstverständlich sind Einheiten dabei, zu denen man sich wirklich motivieren muss.
Was würdest du als Top 3 deiner bisherigen Events bezeichnen?
Der U. Trail Lamer Winkel 2016 war das erste Rennen, das ich mir als Ziel genommen hatte und auf das ich lange trainiert habe. Dieser Lauf wird als mein erstes Ziel immer besonders für mich bleiben. An zweiter Stelle steht der Zugspitzlauf mit diesem tollen Erfolg die DM zu gewinnen. An dritter Stelle kommt der Transvulcania, der im Mai diesen Jahres stattgefunden hat.
Und welche stehen noch auf der sogenannten Bucket-List? Was willst du unbedingt noch laufen?
Das Tromsoe Skyrace wäre ich dieses Jahr schon gerne gelaufen, habe aber keinen Startplatz bekommen. Nächstes Jahr werde ich vor dem Rechner sitzen in der Sekunde, in die Anmeldung freigegeben wird.
Was würdest du Traileinsteigern mit auf den Weg geben?
Leuten, die mich fragen, wie man es schaffen kann in den Bergen zu laufen sage ich gerne, dass es am Anfang eher ein Wandern ist und so lange bleibt, bis man schließlich bergauf laufen kann. Also einfach ab in die Berge, leichteres Schuhwerk anziehen und damit beginnen Flachstücke oder Bergabpassagen zu laufen. Zum Training der Trittsicherheit eignen sich die auch die flachen, aber technisch nicht ganz einfachen Trails, die man oft im nahegelegenen Wald findet.