Laufen bei Freunden: Ein Wochenende auf U.TLW-Trails und in Tschechien

Horsky Pulmaraton Susice 2025
Horsky Pulmaraton Susice 2025 © Horsky Pulmaraton Susice / Tomas Masek

Laufen verbindet – vor allem in unserem geliebten und auf Community fokussierten Trailrunning. Wie schön das sein kann, zeigt einmal mehr ein Wochenend-Trip von Berlin ins deutsch-tschechische Grenzgebiet im Böhmerwald.

Samstag, Tschechien: Horský Půlmaraton Sušice

Horsky Pulmaraton Susice 2025
Horsky Pulmaraton Susice 2025 © Horsky Pulmaraton Susice / Tomas Masek

Die Sonne strahlt warm auf die kleine Flussinsel Santos, wo Markus, Christian und ich heute das XC-RUN.de-Team beim tschechischen Horsky Půlmaraton Sušice vertreten. Wir gehören zu einer kleinen Gruppe deutscher Gäste – Grenzregion hin oder her. Doch fremd fühlen wir uns keine Sekunde bei dieser herzlichen Veranstaltung.

Bereits um 11:30 Uhr werden die ersten Biere und Würste genossen, während sich parallel einige der 61 Startenden für den 30-km-Lauf aufwärmen. Es ist der erste von drei Hauptläufen. Eine Stunde später starten dann sowohl der Halbmarathon als auch die 12 km-Runde.

Christian ist beim 30er-Start ganz vorne mit dabei, verteidigt seinen Platz eisern und wird am Ende als Vierter ins Ziel kommen. Davon wissen Markus und ich natürlich noch nichts, als wir gemeinsam mit 183 weiteren Läuferinnen und Läufern auf die Strecke gehen. Das Starttempo ist hoch – nicht nur auf den wenigen flachen Metern, sondern auch in den ersten Anstiegen. Rund 800 Höhenmeter warten auf der Halbmarathondistanz, und ich glaube nicht, dass alle dieses Tempo bei den für April ungewohnt warmen Temperaturen durchziehen können.

Nach ein paar eher unspektakulären Asphaltmetern geht es bald auf Forstwege, die immer wieder in wunderbar flowige Trails übergehen – und ganz selten auch in richtig steile Anstiege im felsigen Wald. Da die ruppigen Passagen alle bergauf liegen und bergab alles zum Ballern einlädt, bleiben Tempo und Puls hoch.

Irgendwann werde ich bei einem dieser rasanten Downhills von einem Läufer überholt, den ich eigentlich längst abgeschrieben hatte. Respekt. Da geht noch was, denke ich – und täusche mich. Keine 500 Meter später überhole ich ihn wieder: Er steht kotzend am Wegesrand. Huch.

Im Ziel bin ich mit Platz 15 komplett bedient, treffe einen strahlenden Christian und wenig später auch einen längst geduschten Markus. Er ist souverän auf Platz 2 gelaufen – mit nur wenig Abstand zum Führenden. Punktlandung. Zeit für ein tschechisches Bier und die überraschend leckere Pasta mit frischen Kräutern und Parmesan. Was für ein schöner Laufnachmittag bei den östlichen Nachbarn.

Lediglich der Applaus bei den Zieleinläufen könnte noch etwas enthusiastischer sein – der ging ein wenig unter.

Sonntag, Deutschland: U.TLW Community Trail in Lam

U.TLW Community Trail April 2025
U.TLW Community Trail April 2025 © Tobias Gerber

Szenenwechsel – von der Insel zum Marktplatz. Es ist 9:20 und der Lamer Marktplatz füllt sich mit erstaunlich vielen Frühaufstehern. Auch heute sind wir ganz nah an der Grenze – aber tschechische Kennzeichen sehe ich keine. Schade eigentlich. Man hätte sich gleich für den Vortag revanchieren können.

Gelaufen werden die beiden Original-U.TLW-Strecken Osser-Riese (23km) und der neue Rookie Trail (12km). Auf uns wartet feinster Trail-Spaß. Da sich beide Strecken die ersten knapp 5 Kilometer teilen, wird der Start zu einem echten Community-Erlebnis: Wir laufen gemeinsam und im gleichen Tempo – begleitet von Geschichten aus der weiten Trailrunning-Welt. Sogar von Berlin-Erfahrungen wird erzählt. Und diesmal bin nicht ich der Erzähler.

Am Beginn des legendären Holy Trail trennen sich die Wege. Obwohl die ersten Höhenmeter bereits in den Beinen stecken, sind alle bester Laune und leicht angeschwitzt. Noch ein letztes Gruppenbild vor der Kapelle, dann geht’s getrennt weiter. Doch egal, für welchen der beiden Trails man sich entschieden hat – alle kommen auf ihre Kosten. Selbst der vermeintlich kurze Rookie Trail bringt rund 500 Höhenmeter mit sich, bevor es über den Holy Trail wieder zurück nach Lam geht.

Was soll man da noch sagen, außer dem, was man immer denkt, wenn man hier unterwegs ist: Meine Güte, ist das schön. Und herzlich.

Und genau das sind auch die beiden wichtigsten Adjektive des viel zu kurzen Wochenendes: schön und herzlich. Warum macht man solche kurzen Trail-Urlaube eigentlich nicht noch viel öfter? Und warum schaffen wir es nicht noch besser, grenzüberschreitend im ausnahmsweise mal geografischen Sinne zu laufen? Es passiert – siehe U.TLW, oder 3Kings3Hills oder O-SEE. Aber da würde noch mehr gehen. Ganz besonders mit den nicht-deutschsprachigen Nachbarn und Nachbarinnen.

Tobias Gerber