Limone Extreme Skyrace 2017: Laufbericht

Limone Extreme Skyrace 2017 © Thomas Hagengruber

Thomas Hagengruber war für xc-run.de beim Skyrunning Finale am Gardasee und berichtet von seinen Erfahrungen:

Limone Extreme Skyrace 2017 …oder wenn die Theorie vom entspannten Saisonausklang am Gardasee auf die harte und steile „Skyrace-Wirklichkeit“ trifft.

Saisonausklang am Gardasee

Die Idee für mein diesjähriges Saisonfinale war, es sollte sich mit einem Ausflug und paar schönen Urlaubstagen verbinden lassen. Limone am Gardasee, die perfekte Wahl. Die Strecke sollte der Skyrace mit 29k und 2540 Hm sein. Der Skyrace Classic ist Teil der MIGU RUN Skyrunner World Serious. Diese Serie umfasst elf Rennen, deren Mindestanforderung bei 2000 Höhenmeter und eine Streckenlänge von nicht mehr als 50 km liegt. Kennzeichen dieser Rennserie sind Strecken im technisch schwierigen und steilen Gelände, was wiederum viele starke Läufer aus der ganzen Welt anzieht. Limone ist hierbei zum Saisonfinale der World Tour keine Ausnahme.

Bereits am Mittwoch breche ich Richtung Italien auf um noch ein paar sonnige Tage am Lago zu verbringen. Der Wetterbericht hatte bestes Wetter gemeldet. Genau weiß ich noch nicht, was mich bei diesem Skyrace Extreme erwarten würde, aber zumindest das Wetter passte. Ich fühle mich nach einer überstandenen Erkältung wieder ganz fit und nutze die Tage für zwei kleine MTB-Touren und genieße ausgiebig das italienischen Essen. Als ich am Freitag in Limone meine Startunterlagen abhole, steigt langsam das Rennfieber in mir hoch. Limone ist wirklich einer der schönsten Orte in Norditalien. Mit einer Mischung aus italienischen Flair, alpinen Gelände und dem dominierenden Gardasee bietet der Ort den perfekten Rahmen für dieses Laufspektakel mit Läufern aus 39 Nationen. Start und Ziel befinden sich am Hauptplatz „Lungolago Marconi“, eine traumhafte Kulisse sowohl für die Läufer als auch für die zahlreichen Zuschauer.

Anfeuern beim Vertical

Der Vertical-Lauf ist bereits am Freitag angesetzt. Ein Rennen mit ca. 1100 Hm auf 5k mit dem Zielpunkt am Gipfel der steilen Felswand direkt über Limone. Ich feuere die Läufer beim Start noch laufstark an und meine eigene Anspannung für den morgigen Wettkampftag steigt Zunehmens.

Brutales Tempo durch engste Gassen

Samstag kurz vor 11 Uhr stehe ich dann selber in einem topbesetzten Läuferfeld an der Startlinie. Das Wetter ist traumhaft, strahlend blauer Himmel. Für meine Verhältnisse fast zu viel Sonne. Punkt 11 Uhr Startschuss und die ersten Läufer des ca. 600 Teilnehmer starken Feldes preschen mit einem brutalen Tempo durch die engen Gassen der Altstadt in Richtung des ersten 1100 Hm hohen Anstiegs. Ich versuche mich tempomäßig in diesem Pulk von Läufern einzusortieren. Es heißt erst mal nicht „überpacen“, aber doch eine gute Position für den schmalen und steilen Singletrail bergauf zu finden. Überholen ist dann fast unmöglich. Ich reihe mich also in die unendlich scheinende Schlange von Läufern ein und es geht mit ordentlichen Tempo auf einem steinigen Singletrail steil bergauf. Die Sonne steht bereits hoch und heizt mir zusätzlich ein. Nach gut einer Stunde und schweißüberströmt ist der erste Gipfel erreicht. Kurz durchschnaufen und schon geht es den ersten Downhill runter. Steil, aber technisch machbar, laufe ich die 800 HM bergab. Es folgt ein kurzes Flachstück und der zweite Anstieg mit ca. 900 Hm steht bevor. Die ersten Höhenmeter im Wald komme ich gut voran, dann aber wird die Strecke zunehmend steiler und felsiger.

Ein Fehltritt könnte böse Folgen haben

In einer Gruppe mit anderen Läufern klettere ich am Seil über einige Steilstufen nach oben. Die Strecke führt hier auch teilweise über ausgesetzte Gradpassagen, also konzentriert bleiben! Ein Fehltritt könnte böse Folgen haben. Nicht nur der traumhafte Ausblick hinunter auf Limone und den Gardasee, sondern auch das steile und felsige Gelände nehmen mir kurzzeitig den Atem. An einer steilen Seilpassagen steht Phillip Reiter mit seiner Kamera und ich biete Ihm sofort einen Aufgabentausch an, leider lehnt der dankend und lachend ab.  Also muss ich doch selber weiter und es geht nochmal steil bergauf in Richtung des höchsten Punktes des Rennens. Geschafft, oben! Eine kurze Erfrischung an der VP und der zweite Downhill wartet bereits. Der Pfad ist teilweise extrem steil und ich muss mich etwas bremsen um die engen Kurven bergab sturzfrei passieren zu können. Unten angekommen heißt es dann Zähne zusammenbeißen. Der letzte Anstieg von ca. 500 Hm baut sich wie ein Wand vor mir auf. Die Beine sind bereits müde und ich wechsle wieder in den „Gehen oder Steigen“ Modus. So versuche ich die verbleibenden Höhenmeter im Wechsel zwischen Laufen und Gehen zügig zu bewältigen. Nach einem zum Teil qualvollen Aufstieg macht sich oben angekommen kurz Erleichterung breit, bis ich ein Schild mit der Aufschrift „Extreme Downhill“ sehe. Ooookk! Mit ein paar ähnlich fühlenden Läuferkollegen stoppe ich kurz an der VP, einen kräftigen Schluck Wasser, ein Stück Banane und ab zum Extreme Downhill.

Limone im Blick

Immer das Ziel Limone in Blick sind es nun noch ca. 1000 Höhenmeter steil bergab auf diesem sehr technischen Trail. Der Downhill fordert nochmal meine volle Konzentration. Meine Oberschenkel werden langsam müde und ich kann nur knapp einen Sturz in den Felsen vermeiden. Eigentlich kann ich bergab immer noch ein paar Plätze gut machen, aber hier beschließe ich das Tempo etwas zu drosseln und dafür sicher als gar nicht nach unten zu kommen. Ich denke mir: „Das Ziel ist das Ziel!“ Langsam aber sicher rückt auch für mich der See näher und näher.
Endlich biege ich auf die Strandpromenade ein. Die ersten Zuschauer stehen an der Strecke und feuern mich nochmal an. Getragen von dieser tollen Atmosphäre und der Gewissheit das Ding gepackt zu haben, genieße ich die letzten Meter in Richtung Zielbogen!
YYYEEEESSSS!!!

Zwar deutlich gezeichnet aber überglücklich überquere ich für mein ganz persönliches Saisonfinale die Ziellinie in Limone! Mein erster SKYRACE ist gemacht! Der Kopf jubelt, der Körper braucht eine Pause und legt sich im Zielbereich einfach mal hin.  Glücklich und total im Eimer! Die Platzierung war bei diesem internationalen Starterfeld zwar nicht meine erste Priorität, aber ich freue trotzdem über den erreichten Platz 6 in meiner AK und als 136ter gesund und einigermaßen munter das Ding durchgezogen zu haben!

Danke!

Zu Schluss noch einen herzlichen DANK an den Hauptsponsor DYNAFIT für die Möglichkeit als Gastläufer im Team DYNAFIT starten zu können. Der Skyrunning LimonExtreme 2017 war der WAHNSINN! Ein Dank auch an die Veranstalter und Organisatoren für dieses tolle Event, eine top Organisation und eine einmalige Strecke!

So, des war‘s und schee war’s und wohr is, das goar is! …für heuer! ?

2 Kommentare

  1. Rupert Högl

    Nur mal eine Frage ,wie kommt man dazu Gastläufer zu werden? Bin Hobbysportler seit 40Jahren hab erst 4Skyrennen hinter mir ,2Ironman ,2Halbironman,und ca.200Triathlons u.400Läufe.200 Mountainbikerennen EM und so weiter. Hat man irgendwie eine Chance da auch mal reinzukommen oder wie geht das habe gleich null Ahnung. Zahl immer nur !(bin immer fast unter den Top10 der AK oder auch viele Siege!hab heuer in Limone nur d.10er gemacht wurde OP leider.
    Danke!
    Bin leider nur kleiner Arbeiter mit wenig Zeit und Geld
    aber viel Leidenschaft!
    viele Grüße noch ,bin halt nur neugierig,Danke!

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    1. Markus Mingo

      Lieber Rupert, „Gastläufer“ ist hier vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Thomas war als laufender Redakteur für xc-run.de unterwegs. Das heißt für den Startplatz musste er einen Vorbericht und einen Rennbericht verfassen – er hat sich die 35€ Ersparnis an Startgebühr also hart verdient 😉 Platzierungen sind dafür eher nebensächlich und auch Topläufer bekommen eher selten einen Startplatz geschenkt. Entscheidend ist ein Medium welches das Ganze publiziert und die schriftstellerischen Fähigkeiten des „Gastläufers“. Viele Grüße.

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