Streif Vertical Up: Aller guten Dinge sind drei!

Oliver Hein beim Streif Vertical Up 2018 © Sportograf

Ab und an muss man auch als Coach mal wieder in die Rolle des Athleten schlüpfen und verrückte Dinge tun. Es kann ja nicht schaden, wenn sich bereits kurz nach dem Startschuss der geliebte leicht-blutige Geschmack am Kehlkopf einstellt, dann weiß man wieder was man seinen Sportlern regelmäßig antut.

Offene Rechnungen gehören beglichen

Gesagt getan. Die Anmeldung zum Streif Vertical Up noch rechtzeitig erledigt, mit diesem Rennen war aus dem letzten Jahr sowieso noch eine Rechnung offen. Bei der ersten Teilnahme stellte sich mit dem auf die Schnelle im Keller zusammengesuchten Material schon an der Hausbergkannte ein bleibender Aha! Eindruck ein. Die Langlaufstöcke viel zu lang für das steile Gelände und mit den alten Grödel absolut underdressed auf der im Lupineschein bläulich schimmernden Eispiste. Unfallfrei und mit Anstand irgendwie hinauf, war das kurzerhand erklärte Ziel und bereits auf der Heimfahrt wurde der virtuelle Warenkorb gefüllt: ein Packerl 18er Spikes für die Crosslaufschuhe und ein kurzer, verstellbarer Tourenstock mit gescheiter Spitze und Teller mussten her! Zudem knackige Intervalle im Januar am heimischen Hügel.

Grippewelle vor der Schlacht am Hahnenkamm

Diesmal sollte alles besser werden. Top Material und top in Form. Doch wie das Schicksal so spielt, blieb ich trotz größter Bemühungen von der Grippewelle nicht unbemerkt und aus den Intervallen am Berg wurden ausgedehnte Einheiten auf dem Sofa, nahe am Ruhepuls. Zeit genug, den Streckenverlauf zumindest mental durchzugehen, machen ja die Abfahrer im Starthäuschen nicht anders. Nach fast drei Wochen Trainingspause war die Grippe weg und mit ihr auch die Topform. Was soll‘s, ein Materialtest unter Wettkampfbedingungen geht allemal, im Keller wird das Zeug ja auch nicht besser. Die ersten Schritte beim Einlaufen auf der Piste fühlten sich gut an. Die Ausrüstung taugt. Ob die Gänsehaut im Startblock nun von der eisigen Polarluft oder dem dröhnenden „Eye of the Tiger“ kommt, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Die Strategie fürs Rennen ist einfach: nahe am Pistenrand bleiben, möglichst gleichmäßig und zügig aufsteigen, nicht abrutschen oder von den Beinen holen lassen.

Aller guten Dinge sind drei

Die Piste ist nahezu perfekt. Nur selten schimmert das Eis unter der festen Schneedecke durch und die Spikes machen ihrem Namen griffig alle Ehre. Wie befürchtet, kann der Körper dem Leistungspotenzial der Ausrüstung nicht gerecht werden und es bleibt beim zügigen Aufstieg. Immerhin schneller als letztes Jahr und doch ganz zufrieden, als nach 50 Minuten das Starthäuschen oben im Nebel erreicht ist. Ganz vorne ist das Tempo vom Startschuss an brutal schnell, dies wird beim Einbiegen auf den Steilhang mit kurzem Blick auf die Uhr klar. 33 Minuten, die Ersten sind jetzt schon oben. Unglaublich. Im Steilhang kommen zwei Athleten auf dem Hosenboden wieder mit hohem Tempo die Piste heruntergerutscht und büsen eine gute Platzierung ein. Aufpassen, konzentriert die Tritte setzen und vorwärts in Bewegung bleiben. Alles geht gut. Das Material hat sich bewährt. Wenn nächstes Jahr noch die Grippe an mir vorbeizieht und das Training passt, dann wird wohl beim 9. Streif Vertical Up alles zusammenkommen. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei!

Text: Oliver Hein (http://www.effektiver-trainieren.de/)