Stubai Ultra Trail: Warum mit Familie tapern schwierig ist

Stubai Ultratrail © www.wisthaler.com - Harald Wisthaler

Das Stubaital – welch magischer Ort für mich – habe ich doch in der Gondel meine Frau Evelyn kennengelernt und ihr ein paar Jahre später in der Gondel einen Heiratsantrag gemacht. Unzählige Male waren wir früher (vor den Kindern) auf dem Gletscher zur Skilehrerausbildung und am Elfer um den Paragleitschein zu machen. Nachdem also der Stubai Ultra mit 63km und 5100hm bekannt gegeben wurde war für mich sofort klar, dass ich da an der Startlinie stehen muss. Leider lief die Vorbereitung aufgrund der Probleme mit der Achillessehne nicht optimal, so galt es vor allem den Lauf zu genießen und mit einem Lächeln auf der Jochdohle auf 3150m anzukommen.

Spagat zwischen Ultratrail und Papa

„Bereite Dich gut vor, erhol Dich am Freitag und schlaf ein wenig“ waren die Worte meines Trainers Dieter Vogl… aber es kam natürlich völlig anders… Es war für uns klar, dass die Familie und unsere 3 Kinder (4J., 2J., 10 Monate) mitkommen, damit wir ihnen das wundervolle Stubaital zeigen können. Entspannt reisten wir am Donnerstag an, leider spielte das Wetter nicht so mit, zu einem Ausflug in die Kristallwelten nach Wattens reichte es aber. Nachdem sich das Wetter am Freitag besserte stand statt Erholung und Tapern eine Wanderung auf die Schlick von der Bergstation zur Mittelstation an. Am Rücken unsere Mittlere in der Kraxn – na mal schaun ob das so gut ist für den Lauf… Nachmittag Erholung und ein wenig Vorschlafen – hmm bei 3 spielenden und schreienden Kindern nicht möglich… Na gut dann lieber mit den Kids spielen – ist ja abends noch genügend Zeit zum Schlafen… Tja, leider hatte ich die Rechnung ohne unseren Kleinsten gemacht, der es tatsächlich geschafft hat bis um 21.30 Uhr Lärm zu machen – also brachte ich die beiden Großen ins Bett… 22 Uhr – hmm – noch schnell ein wenig was Essen, anziehen und dann ab zum Bus… Schlafen? Fehlanzeige! Ein wenig früh um 23 Uhr fuhren die Shuttle Busse dann nach Innsbruck – fast ein wenig früh wie ich finde, aber na gut. Angekommen in Innsbruck verkroch ich mit gleich im Treppenaufgang zur Tiefgarage um mich aufzuwärmen und ein kleines Nickerchen zu machen – leider war hier auch der Zugang zur Toilette und nach 10 Minuten fanden immer mehr Läufer die Tiefgarage… Na gut mit Vorschlafen wird das also heute nichts mehr.

Start um 1:00 Uhr nachts

0.50 Uhr ups, jetzt sollte ich dann doch mal zum Einchecken – 0.59 Uhr im Startblock – alles gut – weit hinten und am Anfang Defensiv lautet heuer meine Strategie. So blieb mir gar nicht mehr viel Zeit nervös zu werden – Startschuss und los – mit der Masse lief ich die ersten KM durch Innsbruck, lautstark angefeuert von den alkoholisierten Nachtschwärmern. „Laufen um die Uhrzeit – ihr müsst doch bescheuert sein“ – nein sind wir nicht, dafür wurden wir mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt. Doch vorher galt es sich auf den Lichtkegel der Stirnlampe zu konzentrieren und den schönen Singletrails nach Telfes zu folgen. Der Aufstieg zur Schlickeralm lief prima und dann wurde es auf dem Weg zur Starkenburger Hütte richtig frisch – dafür folgte ein lässiger Downhill nach Neustift – dort kam ich am 6 Uhr an – sehr gut – voll im Plan. Was dann ab Neustift bis zur Mutterbergalm folgte hatte mit Trailrunning jedoch nicht viel zu tun… Breite Forstwege und teilweise auf Straßen – aber das wusste ich ja vorher schon. Besser wurde es dann wieder ab der Grawa Alm. So kam ich nach weiteren 3 Stunden an der Mutterbergalm an. Kurz umziehen, kleine Stärkung und weiter geht es.

Ab auf den Berg

Noch 7km und 1400hm – das sollte doch in 2 Stunden möglich sein – sub 10??? Also Stöcke raus und ab in den Berg… Uiuiui bereits auf den Weg zur Dresdner Hütte merkte ich, dass es heute noch sehr hart werden würde. Läufer um Läufer musste ich vorbeiziehen lassen. Zu der aufkommenden Müdigkeit kam jetzt auch noch Kraftlosigkeit dazu. War mein Tapern doch nicht so optimal?!? Auf zur nächsten Etappe Richtung Eisgrat und tatsächlich warteten dort bereits Evelyn und die Kinder auf mich – da hatte ich dann schon Pipi in den Augen und alle Anstrengung war vergessen. Alles richtig gemacht – was jucken mich ein paar Plätze hin oder her – die Familie ist das Wichtigste!!! Na dann noch schnell ein Küsschen und ab zur Jochdohle. Leider war der Schnee mittlerweile so weich, dass man bei jedem Schritt eingesunken ist. Boa – das waren die härtesten 200hm bis zur Jochdohle auf 3150… Im Ziel muss ich so fertig ausgesehen haben, dass sich gleich eine Ärztin nach meinem Zustand erkundigte. „Alles gut. Ich brauche was zu Essen und ein Weizen“. Gesagt getan, aber anscheinend war ich wohl doch so fertig, dass ich den Stand mit den Finisher Shirts übersehen habe – Danke an PlanB fürs Zuschicken! 🙂

Fazit

Fantastisch schöne Strecke bis Neustift, dann ein wenig einfach bis zur Mutterbergalm, dafür hat es der letzte Berg und vor allem das Ziel auf 3150m in sich. Ach ja Platz 43 und Zeit 11:01 – aber das stand ja dieses Mal nicht so im Vordergrund – schnell in die Gondel und ab nach unten zur Bergstation Eisgrat – da wartet die FamilieJ Komme ich wieder zum Stubai Ultra??? – SICHER!!!

Text: Andreas Betzlbacher

Ergebnisse

Offizieller Rennbericht