Eiger Ultra Trail 2017: Erfahrungsbericht Fabian Weinfurtner

Eiger Ultra Trail © Fabian Weinfurtner

Eine tolle Woche und ein spannendes Wochenende gehen zu Ende. Unsere Woche am Eiger in Grindelwald begann wirklich entspannt mit lockerem Tapering in Form von Bergsteigen. Da die Strecke E51 im Gegensatz zu der E101 nicht zum Männlichen hoch geht wollten wir die Aussicht von dort genießen. Ob man bei den Läufern des E101 an dieser Stelle noch von Genuss sprechen kann sei mal dahingestellt, schließlich haben diese zum Zeitpunkt schon 67km und etwa 80 Prozent der 6700hm in den Beinen. Das Fantastische, von hier oben kann man quasi die komplette Strecke einsehen. Egal ob E16, E35, E51 oder die lange Distanz E101.

 

Aussicht vom Männlichen © Fabian Weinfurtner

Der Vortag des Rennens

Jendrik und Fabian © Fabian Weinfurtner

Am Freitag mussten dann die üblichen Vorbereitungen getroffen werden: Startunterlagen abholen, den ganzen Tag über ausreichend trinken, noch einmal alle Speicher mit gesundem Essen auffüllen, Rucksack und Pflichtausrüstung checken und alles so vorbereiten, dass es am nächsten Morgen möglichst ohne Suchen gefunden wird. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kommt dann bei mir die Nervosität, weshalb ich mich früh ins Bett legte und so hoffte, dass ich zum Start des E51 um 06:45 Uhr möglichst ausgeschlafen bin.  Leider klappte das nicht sonderlich gut. Unser junger Hund, ein 10 Wochen alter Labrador-Dalmatiner weckte mich schon um 03:30 Uhr in der Früh. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal die Starter des E101 mit ihrem Frühstück beschäftigt. 1,5 Stunden später saß ich dann auch vor dem Bus und frühstückte mit meinem Freund Jendrik, der lief auch den E51. Während wir letztes Jahr noch recht aufgeregt hin und hersprangen, hatten wir dieses Jahr alles ein bisschen besser vorbereitet und somit kamen wir zwar nervös, aber ohne Stress zum Start.

Startschuss bei perfektem Wetter

Das Wetter war perfekt, warm aber bewölkt, morgens etwa 8°C weiter oben auf 2000m Höhe natürlich bei Wind etwas frischer, aber somit kam man wenigstens nur beim Uphill ins Schwitzen. Gleich auf den ersten 9km hoch zur Großen Scheidegg waren etwa 900hm zu bezwingen und dort dann auch die erste Verpflegungsstation. Um meine geplante Zielzeit von etwa 7 Stunden auf den 51km mit 3100hm zu erreichen, hatte ich mir 5 Zwischenzeiten notiert:

Große Scheidegg – 9km – 1:15h
First – 14km – 1:53h
Faulhorn – 24km – 2:55h
Schynige Platte – 35km – 5:10h
Burglauenen  – 44km – 6:15h

Geplante Durchgangszeiten © Fabian Weinfurtner

Um die aktuelle Zeit und die geplante Zeit möglichst einfach ablesen zu können, hatte ich mir die Zeiten auf die linke Hand geschrieben. Direkt neben der Uhr dachte ich mir wäre perfekt, leider kann ich diesen Tipp nicht weitergeben. Nach nicht einmal 5km war kaum noch etwas zu lesen. Die Schlaufen der Stöcke in Verbindung mit dem schweißtreibenden Berg hatten ruckzuck alles weggerubbelt. Naja, egal, ich hatte mich so sehr mit diesen Zeiten beschäftigt, dass ich sie sowieso auswendig wusste.

Voll im Soll am Großen Scheidegg

Auf die Minute genau und ohne „Über-Pacen“ zu müssen kam ich bei der Großen Scheidegg, dem First und sogar auf dem Faulhorn auf 2680m an. Bis auf einen Downhill von 3km Länge und -300hm ging es bis dorthin nur bergauf. Fast die Hälfte der Strecke und etwa 85% der Höhenmeter in der Tasche fühlte ich mich noch nicht müde und war optimistisch meine geplante Zielzeit zu erreichen. Der super-flowige Downhill und das Lieblingsteilstück der späteren Siegerin Andrea Huser lief sich soweit nicht schlecht, aber ich kam irgendwie nicht mehr so schnell vorran, wie ich mir das vorgestellt hatte. Bei Kilometer 35 an der Schynigen Platte dann die Ernüchterung, ich lag 15min hinter meiner geplanten Zeit.

Leicher Einbruch am Ende

Mir wurde bewusst, jetzt wird es schwer die verlorene Zeit wieder einzuholen. Anstatt schneller zu werden und bei Burglauenen wieder im Soll zu sein, verließen mich meine Kräfte immer mehr.  Habe ich nach dem Faulhorn zu wenig gegessen? Ich vermute ja. Zu sehr war ich auf den technischen Downhill konzentriert und zu wenig auf Essen und Trinken. Die letzten Kilometer von Burglauenen bis nach Grindelwald waren dann sehr schwer für mich und somit verlor ich auf diesen letzten 7km einige Plätze. Am Ende musste ich zugeben, dass ich von den 7Stunden an diesem Tag weit weg war. Endzeit betrug 7:33h. Trotzdem bin ich zufrieden, habe ich meine Zeit vom Vorjahr schließlich um 12min verbessert. Nächstes Mal werde ich disziplinierter Essen und Trinken und dann ist auch eine Zeit unter 7 Stunden möglich.

Stephan Hugenschmidt pulverisiert Iker Karreras Streckenrekord

Sieger Eiger Ultra Trail 2017: Stephan Hugenschidt © Fabian Weinfurtner

Sieger auf der Strecke E51 wurde übrigens  Stephan Wenk mit einer tollen Zeit von 5:08h. Größter Respekt geht sicherlich an Stephan Hugenschmidt, der die bisherige Rekordzeit von niemand geringeren als Iker Karrera mehr als nur pulverisiert hat. Er finishte in einer Wahnsinnszeit von 11:01h und blieb somit 37 Minuten unter dem alten Rekord.Zweiter und somit auch Schweizer Meister im Trail Running wurde der 2malige Sieger Urs Jenzer, ebenfalls mit einer Topzeit von 11:15. Dritter wurde der Spanier Jordi Gamito-Baus. Bei den Frauen war Andrea Huser hinten raus einfach unschlagbar. Mit einer Zeit von 13:46h und einem riesen Abstand von 58 Minuten vor der zweiten Martina Trimmel und der dritten Frau Helene Ogi gewann sie den E101 und  auch die Swiss Championchip.

Siegerehrung zum Eiger Ultra Trail 2017 © Fabian Weinfurtner

Größten Dank sollte man an dieser Stelle Ralph Näf aussprechen, der diese Veranstaltung jedes Jahr mit seinen vielen Helfern zu einem unglaublich gut organisierten und unvergesslichen Event macht.  Vielen Dank dafür, ich oder besser wir kommen gerne wieder. Dann zum dritten Mal!

Text und Bilder: Fabian Weinfurtner