Mit dem Norvan LD 4 bringt Arc’teryx einen Trailschuh auf den Markt, der klar auf lange Distanzen ausgelegt ist – und auf dem Papier alles mitbringt, um im Ultra-Bereich zu glänzen. Nach dem Sylan, der 2024 zu unseren absoluten Favoriten zählte, waren die Erwartungen entsprechend hoch. Doch im Test zeigt sich: Nicht jeder Langstreckenprofi ist auch ein Performancemonster.

Erster Eindruck

Das auffälligste Zahlenpaar zuerst: 310 Gramm in Größe 45 – das ist für einen Ultra-Schuh zwar kein Schwergewicht, aber eben auch kein Leichtläufer. Schon beim ersten Reinschlüpfen macht der LD 4 vieles richtig: Die Zehenbox ist angenehm breit, das Obermaterial wirkt robust und sauber verarbeitet, der erste Kontakt ist komfortabel und die Schnürsenkel verschwinden ordentlich in einer kleinen Verstaumöglichkeit.

Optisch präsentiert sich der Schuh modern und hochwertig, typisch Arc’teryx. Das Material ist stabil, ohne übermäßig steif zu wirken – und dürfte einige harte Kilometer wegstecken. Alles deutet zunächst auf einen verlässlichen Begleiter für stundenlange Trails hin.

Doch schon bei den ersten Läufen offenbart sich ein Problem: Der Fersenhalt ist spürbar schwammig. In Verbindung mit einer wenig dynamischen Mittelsohle fehlt der Kick nach vorne. Wo der Sylan noch mit Vortrieb und Direktheit glänzte, läuft sich der LD 4 eher verhalten – als hätte er den Modus „Cruise Control“ ab Werk eingestellt.

Laufeigenschaften

Der Norvan LD 4 ist ganz klar auf Komfort und Stabilität über viele Stunden konzipiert. Die Dämpfung ist solide und schützt zuverlässig vor Ermüdung, ohne dabei zu hart zu wirken. Vortrieb oder explosive Beschleunigung sucht man jedoch vergebens – die Mittelsohle wirkt etwas träge und liefert kaum Energierückgabe.

Positiv fällt der Grip der Vibram Megagrip-Sohle auf: Auf trockenen wie nassen Trails, auf Fels, Wurzeln oder Schotter hält sie sicher. Das 4-mm-Profil ist universell genug für lange Runden in wechselndem Terrain, ohne übermäßigen Abrieb auf härterem Untergrund.

In technischen Downhills oder engen Kurven kann der bereits erwähnte schwammige Fersenhalt jedoch zum Unsicherheitsfaktor werden – hier bewegt sich der Fuß im Schuh mehr, als uns lieb ist.

Zielgruppe und Einsatzbereich

Der Arc’teryx Norvan LD 4 richtet sich an Läuferinnen und Läufer, die lange Distanzen in moderatem bis technischem Gelände in Angriff nehmen und Wert auf Komfort, Schutz und Grip legen – weniger auf Tempohärte. Er ist eher der „Marathonwanderer“ unter den Trailrunningschuhen: zuverlässig, robust, aber ohne Drang zur Raserei.

Wer den Sylan mochte, wird sich auf einen ganz anderen Charakter einstellen müssen. Der LD 4 ist weniger aggressiv, mehr entspannt – und könnte auch als bequemer Alltagsschuh im Freizeitschuhregal landen.

XC-RUN.DE Einschätzung

• Schuh mit Fokus auf Komfort und Stabilität
• Guter Grip dank Vibram Megagrip
• Schwächen in Vortrieb und Fersenhalt mindern die Lauffreude
• Für ambitionierte Hobbyläufer mit Performance-Anspruch eher enttäuschend
• Könnte als robuster Alltagsschuh glänzen

Weitere Informationen

Übersicht der Trailschuhe 2025

Zur Klassifizierung

Trailschuh-ABC (Glossar)

Testergebnis

Verarbeitung	10 von 15
Schnürung	8 von 15
Protektion	10 von 15
Grip	12 von 15
Lauffreude	5 von 15
Fersenhalt	7 von 15
Gesamtnote
Der Norvan LD 4 ist ein komfortabler, robuster Ultra-Schuh mit ausgezeichnetem Grip und sauberer Verarbeitung. Für lange, moderate Distanzen ein verlässlicher Partner, für Tempoläufe oder technische Downhills jedoch zu träge und instabil im Fersenbereich. Wer den dynamischen Sylan kennt, wird den LD 4 eher als gemütlichen, ausdauernden Begleiter wahrnehmen – oder ihn gleich im Alltag weitertragen.