„Wir sind ja ein kalkulierbares Rennen: Die Berge sind immer steil, es ist immer sehr warm und wir haben immer viel Spaß. “ – so fassen die Organisatoren, Axel Reusch und Christian Feger, den Allgäu Panorama Marathon (APM) zusammen und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt!
Von Christian Hofmann
Die Berge
Dass die Ultradistanz des APM über knapp 70 km mit 3.272 HM gehen würde, war mir natürlich bekannt. Weniger klar ist mir rückblickend, wie ich in der Woche vor dem Rennen den Umzug einer vierköpfigen Familie in Eigenregie hatte einplanen können. Als wir am Samstagnachmittag mit dem Wohnmobil im Zielbereich vor dem Wonnemar Erlebnisbad ankamen, waren meine Beine jedenfalls schwer wie Blei und eigentlich wollte ich nur schlafen. Nach dem Abholen der Startunterlagen, einem Teller Pasta und einem kurzen Spaziergang durch Sonthofen zogen wir uns dann auch in den Camper zurück und schalteten die Flimmerkiste an. Rocky Balboa bereitete sich gerade auf seinen ersten Kampf vor und irgendwie sahen seine Beine dabei eintausend mal flinker aus, als sich meine gerade anfühlten.
Nach ein paar Stunden Schlaf klingelte der Wecker um 4:15 Uhr und es kam mir zunächst so vor, als ob ich es war, den der italienische Hengst auf die Bretter geschickt hatte. Doch die Erfahrung lehrt, dass frühes Aufstehen selten leicht ist und man im Zweifel am besten einfach weitermacht – da ist es so ähnlich wie beim Ultra laufen. Also raus aus der Koje, Kaffee und eine Portion Haferflocken verdrücken und rein in die Laufklamotten! Pünktlich um 6.00 Uhr stand ich vor dem Allgäu Outlet und wartete auf den Startschuss – den es nicht gab. Denn zu dieser frühen Stunde galt es in Deutschlands südlichster Stadt noch Ruhe zu bewahren und so musste ein kurzer Countdown reichen.
Hinaus aus Sonthofen und in Richtung Hörnergruppe gab es zwei flache Kilometer zum Einrollen, bevor die ersten 1.000 HM hinauf zum Weiherkopf auf uns warteten. Große Teile des Anstiegs waren dabei gut zu laufen, wobei der APM überhaupt sehr viele dieser Anstiege im 5-10% Bereich bietet, auf denen man als bergerfahrender Läufer zügig Strecke machen kann. Die folgenden 20 Kilometer führten uns vorbei am Riedberger Horn und nach Grasgehren, bevor es über Rohrmoos und den Hörnlepass hinunter nach Riezlern im Kleinwalsertal ging.
Knapp die Hälfte der Kilometer und Höhenmeter waren hier im Kasten doch für alle, die bereits euphorisch wurden, hatte der APM noch zwei Prüfungen in petto. Die erste führte hinauf zum Söllereck und über den Freibergsee wieder hinunter nach Oberstdorf. Eigentlich hätte man hier auch schön Schluss machen können, denn die Atmosphäre an der Verpflegungsstation direkt unterhalb der Skiflugschanze war hervorragend und es gab bereits das erste Bier. Wer aber das legendäre „Steinmandl“ als Ultra-Finisher nach Hause bringen wollte, der musste auch noch die letzte Prüfung bestehen!
Bildlich und mit Blick auf den zurückliegenden Umzug gesprochen, galt es nun noch den Dachboden im sechsten Stock zu entrümpeln. Ohne Aufzug! Gute 1.000 HM Anstieg hinauf zur Gaisalpe und über die Entschen-Alpe zum Sonnenkopf warteten auf uns. Und im letzten Abschnitt wurde es auch nochmal ziemlich steil. Zur Belohnung ging es die letzten 10 Kilometer dann aber gut laufbar bergab und zurück ins Ziel am Wonnemar Bad in Sonthofen.
Die Hitze
Rückblickend scheint der APM das Recht auf Kaiserwetter tatsächlich gepachtet zu haben. Auch in diesem Jahr gab es wieder Temperaturen an der 30°C-Grenze und gefühlt stand die Sonne schon beim morgendlichen Anstieg hinauf zum Weiherkopf auf 12 Uhr mittags. Glücklicherweise gibt es immer wieder bewaldetet Passagen in denen man als Läufer etwas Schatten fand. Aber eben auch weite Teile, auf denen man der Glut voll ausgesetzt war. Trinken, trinken, trinken lautete daher die Devise, was angesichts der zahlreichen und perfekt ausgerüsteten Verpflegungspunkte auch gut möglich war.
Der Spaß
Apropos Verpflegungspunkte. Dass der APM nach 2014 und 2016 im vergangenen Jahr bereits zum dritten Mal der beliebteste Marathon Bayerns wurde, hängt wohl in allererster Linie mit den mehr als 300 Helfern zusammen, die entlang der Strecke alles für die Teilnehmer geben. Speisen und Getränke in Hülle und Fülle, Fotos, Kuhglocken, Duschen und jede Menge aufmunternde Worte – als Teilnehmer am APM wirst Du von diesen Menschen geradezu ins Ziel getragen!
Der Spaßfaktor ist somit extrem hoch und der Allgäu Panorama Marathon ein Rennen, das man definitiv nicht nur einmal im Leben laufen sollte. Das haben sich übrigens auch die Organisatoren gedacht und mit dem Allgäu Legends Club eine Veteranen-Abteilung für Teilnehmer ins Leben gerufen, die bereits mindestens 10 mal gestartet sind. Mitgliederzahl stark steigend!