Einmal im Jahr verwandelt sich das kleine Tiroler Bergdorf Umhausen in ein pulsierendes Zentrum der Trailrunning-Community. Der Stuiben Trailrun, benannt nach dem höchsten Wasserfall Tirols, ist mehr als nur ein Wettkampf: Es ist ein Festival aus Emotion, Naturgewalt und Zusammenhalt. Das Wochenende bietet nicht nur sportliche Höchstleistungen, sondern auch familiäre Atmosphäre, perfekte Organisation und spektakuläre Trails, die jedes Trailrunner-Herz höherschlagen lassen. XC-RUN.DE Athletin Nana Buhl mit ihrem Erlebnisbericht zum Event:
Meine Entscheidung: Langdistanz oder Wahnsinn?
Ich hatte mich für die Langdistanz entschieden – 44 Kilometer und 3.100 Höhenmeter. Kein leichtes Unterfangen, besonders nach einer durchwachsenen Vorbereitung. Auf der Fahrt nach Umhausen mischten sich Vorfreude und Zweifel. Würde ich das durchstehen? Habe ich mich überschätzt?
Doch als ich im Startbereich stand und die herzlichen Veranstalter:innen begrüßten, wich die Nervosität einem klaren Gedanken: Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Startschuss um 07:00 Uhr: Rein ins Abenteuer
Mit dem Startsignal um Punkt 07:00 Uhr setzte sich das Feld von rund 200 Läufer:innen in Bewegung. Schon nach zwei Kilometern erwartete uns das erste Highlight – die 728 Stufen entlang des Stuibenfalls. Die Hängebrücke? Ein Abenteuer für sich: schwankend, eindrucksvoll, respekteinflößend.
Kurz darauf wurde das Terrain flacher – Zeit zum Durchatmen. Doch nicht für lange: Wir standen am Fuß des Narrenkogels, einem Berg, der auf den nächsten 1.000 Höhenmetern seine ganze Härte zeigte.
Kälte, Schnee und erste Zweifel

Mein Puls schoss in die Höhe, ich wurde überholt, kam nicht richtig ins Rennen. Die Temperatur sank mit jedem Höhenmeter, meine Finger wurden taub, und ich konnte keine Gels mehr öffnen. Kurz vor dem Gipfel lichtete sich der Wald – der Blick auf die verschneiten Gipfel ringsum war atemberaubend. Doch der Schnee reichte bald bis zu den Knien, und einige Stellen mussten von der Bergwacht gesichert werden.
Zurück ins Tal – und zurück ins Rennen
Mit dem Downhill kam das Gefühl in den Händen zurück. Ich konnte endlich verpflegen, spürte neue Energie, fand meinen Rhythmus. Der nächste Anstieg: 600 Höhenmeter, erneut fordernd, aber ich fühlte mich stärker. Oben erwarteten mich wieder Schnee und Eis – diesmal war ich vorbereitet.
Ein schmaler Grat führte uns steil bergab ins Tal, technisch anspruchsvoll und atemberaubend schön.
Halbzeit: Erschöpfung trifft Entschlossenheit
An der nächsten Verpflegungsstation (VP) war die Hälfte geschafft – sowohl in Kilometern als auch in Höhenmetern. Es folgten steile, verwinkelte Waldtrails – bergauf, bergab, immer wieder. Die echte Härteprobe wartete bei Kilometer 30: ein scheinbar endloser flacher Talabschnitt. Mein Magen rebellierte, ich probierte Cola und Salzbrezeln – nur mit mäßigem Erfolg.
Letzter Anstieg, letzte Zweifel
Die letzten 500 Höhenmeter forderten alles. Mein Magen beruhigte sich an der nächsten VP, doch die Beine wurden schwer. Noch etwa zehn Kilometer. Ich wusste: Ich werde dieses Rennen finishen. Der Gedanke ließ alle Zweifel verstummen.
Zieleinlauf in Umhausen – Gänsehaut pur
Die letzten Kilometer verliefen über welliges Terrain, dann der letzte Downhill Richtung Umhausen. „Ab nach Hause“, dachte ich mir – und lief erschöpft, glücklich und stolz ins Ziel. Was für ein Rennen. Was für ein Event.
Umhausen – ich komme wieder. Versprochen.